Als Ubisoft letzten September Assassin’s Creed Mirage ankündigte, wurden besonders langjährige Fans hellhörig. Mit einer kleineren Open World, kaum Rollenspielelementen und einem starken Fokus auf Story, Stealth und Parkour will der neueste Teil sich auf die Stärken der ersten Spiele zurückbesinnen. Klingt vielversprechend, aber lässt Ubisoft seinen Versprechen auch wirklich Taten folgen?
Ja, zumindest fühlt es sich nach meiner Anspielsession bislang danach an. In einer 4-stündigen Preview-Version durfte ich sowohl den Anfang als auch einige spätere Story-Missionen ausprobieren und habe so einen Eindruck gewonnen, was uns im Oktober für ein Action-Adventure der alten AC-Schule erwartet.
Hinweis: Die Screenshots zum Spiel spiegeln nicht die finale Qualität der Grafik wieder.
Darum geht’s in Mirage: Die Geschichte von AC Mirage ist im 9. Jahrhundert in Bagdad angesiedelt und dreht sich um Basim, den wir bereits aus AC Valhalla kennen. Statt aber an diese Geschehnisse anzuknüpfen, erleben wir seine Entwicklung vom Straßendieb zum Meisterassassinen, während er als Teil der Verborgenen gegen den Orden der Ältesten vorgeht.
Schleichen wie es sich für einen Assassinen gehört
Gleich die gute Nachricht vorweg: Ja, Assassin’s Creed Mirage legt den Fokus stark auf Stealth. Wir müssen wieder aktiv Gespräche belauschen, in der Menge oder in Gebüschen untertauchen und unseren Adler Enkidu einsetzen. Mit dem spähen wir Feinde aus, um uns gezielt über Dächer und Vorrichtungen an sie anzuschleichen, sie dann mit einem Pfiff anzulocken und die Klinge zu zücken. Im Anschluss lassen wir die Leiche im Heuwagen verschwinden.
Die Tools ergänzen das taktische Gameplay angenehm. Ob Blasrohr, Wurfmesser, Fallen, Rauch- oder Lärmbomben, sie fügen sich gut ein, ohne übermächtig zu sein. Und auch die wenigen freischaltbaren Skills, wie etwa ein Zeitlupenmodus beim Messerwurf, machen aus Basim keinen übermächtigen Assassinen wie Eivor in Valhalla, sondern verfeinern seine Fähigkeiten.
Allerdings wirkt der Assassinen-Fokus, durch den wir einen Multi-Kill ausführen können, etwas Fehl am Platz, da Basim sich damit übernatürlich von einem zum nächsten Gegner teleportiert. Glücklicherweise ist der Einsatz durch aufladbare Balken limitiert.
Ob nun aber mit oder ohne Assassinen-Fokus, es fühlte sich sehr befriedigend an, wenn die vorab geplante Strategie aufging und ich mich wieder still und leise vom Acker machte. Erst recht, weil das gar nicht so häufig der Fall war. Ich kann mich nicht daran erinnern, in einem Assassin’s Creed-Spiel so häufig in Nahkämpfen draufgegangen zu sein.
Basim hat es nicht leicht und das ist gut so
Mirage stellt sich bereits auf dem mittleren von drei Schwierigkeitsgraden als knackig heraus. Das Action-Adventure geht hier wirklich andere Wege als die RPG-Teile, allen voran Valhalla, in dem wir uns mit Eivor nur so durch Gegnerhorden prügeln. Basim ist aber keine brachiale Kampfmaschine mit etlichen Fähigkeiten, sondern muss sich in der direkten Konfrontation vor allem auf seinen Säbel und einen Dolch verlassen.
Wir können zwar durch leichte und schwere Angriffe sowie Konter durchaus etwas Schaden ausrichten, es empfiehlt sich aber dennoch bei starken Gegnertypen und wenn Verstärkung anrückt, das Weite zu suchen.
Die vielen Tode waren anfangs tatsächlich frustrierend, mit etwas Übung und mehr taktischer Ruhe entfaltet sich so aber die Stärke von Mirage. Ubisoft gibt uns mit Absicht keinen überlegenen Basim an die Hand. Auch der Adler ist keine uneingeschränkte Hilfe, da er durch spezielle Bogenschützen verscheucht werden kann, die wir erst erledigen müssen, bevor wir ihn wieder losschicken. Wir sollen erkunden, planen, uns ranschleichen und heimlich meucheln. Eben so, wie es sich für einen Assassinen gehört. Und das Konzept geht soweit gut auf.
Auf der Flucht
Selbst wenn wir aus einem Kampf entkommen, sind wir damit nicht in Sicherheit. Dank des Fahndungssystems sind Wachen weiterhin alarmiert. Je höher das Wanted-Level (es gibt drei Stufen), desto mehr und stärkere Wachen sind auf der Suche nach Basim. Ja selbst wenn keine in der Nähe sind, müssen wir uns in Acht nehmen, da Bürger nicht nur vor Angst schreiend weglaufen, sondern uns auch gezielt verraten.
Glücklicherweise können wir durch das Abreißen der Fahndungsplakate oder Bestechen eines Marktschreiers das Level wieder senken – ähnlich wie in den ersten AC-Teilen, nur dass wir weit weniger Plakate entfernen müssen. Um Marktschreier zu bestechen oder gar Söldner anzuheuern, brauchen wir eine spezielle Währung (z.B. Power Token). An diesem Punkt macht uns Mirage das Leben nicht ganz so leicht, was taktisches Vorgehen nochmal verstärkt.
Auch mehr Verstand ist gefragt
Als Verborgener muss Basim nicht nur bei Attentaten bedachter vorgehen. Er muss bzw. wir müssen für ihn auch etwas mehr nachdenken, als wir es aus den letzten Teilen gewohnt sind.
Zum einen schreit das Spiel nicht immer durch Markierungen gleich laut “Hier!”. Um zum Beispiel drei Hinweise in einem Lager zu finden, musste ich alles genau erkunden und gut hinschauen, um schließlich die nur leicht leuchtenden Zettel zu entdecken, an denen ich bereits vorbeigelaufen war.
Zum anderen müssen wir in den aus AC Unity bekannten Black-Box-Missionen erst selbst herausfinden, wer unsere Zielperson ist und wie wir sie am besten erledigen. Das fordert ebenfalls mehr Beobachtungsgabe, hat sich aber leider als gleichförmiger erwiesen als gedacht. Am Ende machte es keinen Unterschied, ob wir ein wichtiges Objekt stehlen oder legal erwerben, solange wir es bekommen.
Es ist durchaus schön, dass AC Mirage uns so nicht ständig an die Hand nimmt. Andererseits führte das auch immer mal wieder dazu, dass ich ratlos umherlief und nicht wusste, was das Spiel von mir will, weil ich mal kurz nicht genau hingehört oder hingesehen habe – selbst wenn es mal Markierungen gab.
Mit der Zeit lernte ich aber auch, damit besser umzugehen. Außerdem gilt das nicht für alle Quests. Wir müssen auch das eine oder andere Mal nur schlichte Teekisten oder Bücher besorgen, ohne dass wir dafür groß Detektiv spielen müssen.
Basim ist agil, wäre da nicht die Steuerung
Die Open World, die glücklicherweise nicht ganz so mit Aktivitäten vollgeklatscht ist, besitzt zwar ein Umland (das ich mit kleinen Ausnahmen noch nicht erkunden konnte), der Großteil spielt sich aber im schön gestalteten Bagdad ab.
Die eng bebaute Stadt macht ein nahtloses Parkour-Erlebnis möglich, wäre da nicht die frickelige Steuerung. Die ist wie für Assassin’s Creed-Spiele nicht unüblich zu unpräzise und bremst so unnötig aus, was nicht selten zu Frust führt und gerade in einer Stadt wie Bagdad noch stärker zum Tragen kommt.
So kam es beispielsweise vor, dass Basim nach einer langen Parkour-Passage kurz vor dem Ziel einfach in die Tiefe sprang, statt den angepeilten Baumstamm raufzuklettern. Das Ergebnis: Ich musste den ganzen Weg nochmal klettern und verlor damit Zeit. Aber auch kleine Patzer wie das unnötige Besteigen eines Tisches, wie man es bereits aus vorherigen Teilen der Serie nur zu gut kennt, gehörten dazu.
Zudem ist das Parkoursystem nicht so frei gestaltet, wie wir es etwa aus AC Unity oder AC Brotherhood kennen. Basim muss sich im Gegensatz zu Eivor oder Kassandra zwar wieder an definierten Vorsprüngen und Kanten hochziehen, erledigt durch einen einfachen Tastendruck das meiste aber von selbst. Hier scheint Ubisoft auf ein Parkour mit viel Flow zu setzen, statt auf Bewegungsfreiheit. Kein Wunder also, dass Basim auch mal unschön daneben tritt und er sich nicht so agil spielt, wie er könnte.
Unsere Eindrücke zum Spiel könnt ihr euch auch hier über das Video ansehen:
Und wo wir schon mehr oder weniger bei der Technik sind: Vielleicht seht ihr es schon auf den Screenshots, aber AC Mirage spielt grafisch nicht in der obersten Liga mit. Das liegt vor allem daran, dass das Spiel ursprünglich als DLC für AC Valhalla angedacht war, also auf der gleichen und damit alten Technik basiert. Erwartet hier also keinen Grafiksprung. Gleiches gilt für andere technische Aspekte wie die Lippensynchronität, Mimik und Animationen.
Assassin’s Creed Mirage erscheint am 5. Oktober Release für PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S und PC.
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