Storylastige Singleplayer-RPGs mit einem Fokus auf spannende Charaktere, Entscheidungen mit Konsequenzen und einem Romantik-Subplot. So oder so ähnlich könnten wir fast alle Spiele aus dem Hause BioWare beschreiben. Seit der Entwickler 1998 mit Baldur's Gate die Rollenspiel-Landschaft betrat, zogen sich diese Ideen wie ein roter Faden durch alle Spiele des Studios. 20 Jahre nach der Veröffentlichung ihres ersten RPGs und neun Jahre nach dem Erscheinen ihrer letzten neuen IP möchte BioWare nun mit Anthem einen neuen Weg einschlagen.
Die Idee, dass BioWare plötzlich auf den "Games as a Service"-Zug aufspringt, sorgte für viel Unruhe unter Fans. Denn auf den ersten Blick hat der Koop-Titel für bis zu vier Spieler kaum etwas mit RPG-Klassikern wie Jade Empire, Mass Effect oder Dragon Age gemeinsam. Dieser Eindruck soll aber täuschen, wie uns Game Director Jon Warner und Lead Producer Mike Gamble im Interview deutlich machen. Anthem soll nicht einfach nur ein Games as a Service-Spiel sein, sondern die Art verändern, wie Geschichten in diesen Spielen erzählt werden.
Alle Infos zu Anthem
Zwei Herzen in einer Brust: Exklusives Interview mit BioWare
Übersicht: Alles, was wir über Anthem wissen
Lieblos: Keine Romanzen in Anthem
Wissen, was man bekommt: Anthem hat keine Lootboxen, aber Mikrotransatktionen
Multiplayer: Fokus liegt auf Koop, PvP vorerst nicht geplant
Evolution des Storytellings
Anthem hat nicht den Anspruch, ein traditionelles BioWare-Spiel zu sein. Das stellen Jon Warner und Mike Gamble gleich zu Anfang unseres Gesprächs klar. Es ist kein Mass Effect, es ist kein Dragon Age. Es ist etwas völlig Neues für das kanadische Studio und eine "Evolution wie wir eine Geschichte im Games as a Service-Model erzählen wollen".
"In Anthem wollen wir in der Lage sein, eine persönliche Geschichte zu erzählen, aber wir wollen das in einer Shared World tun. Damit das gelingt, haben wir dieses Konzept 'meine eigene Geschichte in meinem persönlichen Bereich, die meine Entscheidungen reflektiert; meine Konsequenzen, die meine Charaktere reflektieren."
Während unseres Gesprächs fallen immer wieder die Worte "eine BioWare-Geschichte". Sie sollen deutlich machen, dass auch wenn die Oberfläche von Anthem ein völlig anderes Bild zeigt als das von Spielen wie Mass Effect, in seiner Brust doch dasselbe RPG-Herz schlägt.
Was bedeutet Anthem eigentlich?
Der Titel Anthem bezieht sich auf die Historie der Welt des Spiels. Allem voran auf eine Macht namens "The Anthem of Creation", die die Götter verwendeten, um die Welt zu erschaffen. Was sich genau dahinter verbirgt, wollte BioWare im Interview noch nicht verraten.
Während wir uns die große, außerirdische Welt von Anthem mit unseren Freunden teilen (können), spiegelt der Hub unsere eigene kleine Welt im Kosmos von Anthem wieder, in der unsere Entscheidungen eine Rolle spielen und in der wir Charaktere kennen und wertschätzen lernen können.
Freunde statt Begleiter
"In Anthem haben wir keine [KI-]Begleiter wie in anderen BioWare-Spielen. Während wir in Mass Effect mit drei Begleitern ins Abenteuer ziehen können, sind in Anthem unsere Freunde unsere Begleiter."
Obwohl Anthem um das Spielen mit realen Freunden ausgelegt ist, soll es laut Mike Gamble und Jon Warner dennoch jede Menge interessante Charaktere im Spiel geben, wie wir sie von BioWare gewohnt sind. Ihnen begegnen wir in unserem Hub, unserer eigenen kleinen Nische in Anthem.
Hier warten NPCs auf uns, die uns mit der Geschichte des von seinen verschwundenen Göttern unfertig hinterlassenen Planeten versorgen oder unserem kleinen Teil der Welt schlicht Leben einhauchen. Einige von ihnen bieten uns vor allem Informationen über die Feinde, die uns außerhalb von Fort Tarsis erwarten. Wieder andere berichten von den verschiedenen Fraktionen und wie sie miteinander interagieren. Und wieder andere NPCs sind direkter darin involviert, die Geschichte rund um die unvollendete Welt von Anthem zu choreographieren.
"Wir haben eine Menge Charaktere, die mit jeder dieser Plotlinien vermischt sind. Aber am wichtigsten ist, dass ihr sie kennenlernt, ihre Motivationen versteht. Ihr formt enge Beziehungen zu ihnen."
In Anthem spielen wir sogenannte Freelancer. Sie sind dafür verantwortlich, von den Göttern zurückgelassene Artefakte zu finden, bevor eine bisher noch nicht genauer beschriebene finstere Fraktion sie in die Finger bekommt.
Aliens wie beispielsweise in Mass Effect werden wir im Übrigen nicht antreffen. Anthem ist laut Mike Gamble ein "menschliches Spiel". Ein Konzept für Außerirdische wie wir sie aus bisherigen BioWare-Spielen kennen, gibt es nicht. Stattdessen dreht sich alles um die Menschheit und woher sie kommt. Und die Antwort dürfte überraschend ausfallen, denn es ist nicht die Erde.
"Die Welt von Anthem ist nicht zeitlich oder örtlich mit unserer verbunden. Es ist ein brandneuer Ort, aber es gibt Menschen in dieser Welt. Sie sind keine Erdlinge, aber sie sind Menschen."
Unser Einfluss auf die Welt
Neben den Charakteren und dem Fokus auf Geschichte sind es vor allem die konsequenzenreichen Entscheidungen, für die Bioware-Spiele bekannt sind. Während es sich in einen Singleplayer-Titel vergleichsweise einfach implementieren lässt, dass unsere Handlungen Auswirkungen haben, sieht es ganz anders aus, wenn wir unsere Welt mit anderen teilen müssen. Das heißt aber nicht, dass wir auf dieses Feature in Anthem vollkommen verzichten müssen.
"Ihr werdet nicht in der Lage sein, die Welt zu verändern oder die Ergebnisse der kompletten Welt zu beeinflussen, aber ihr könnt die bestimmter Charaktere und Beziehungen basierend auf den Entscheidungen, die ihr trefft, formen. Und wir sehen die Auswirkungen dessen in eurem Bereich mit eurem Charakter und mit eurer Crew."
Die Open World bleibt allerdings unangetastet von uns. Lediglich die Entwickler von BioWare sind in der Lage, sie zu beeinflussen, zum Beispiel durch einen Tag-Nacht-Rhythmus, Wetterwechsel oder bestimmte Stürme. Die Welt von Anthem soll dynamisch sein und sich ständig verändern. "Wir können mit der Umwelt auf vielerlei unerwartete Arten herumspielen," erklärt Jon Warner. "Und wir können jede Menge coole Sachen tun, von denen ich glaube, dass es den Leuten Spaß machen wird, damit zu interagieren und sie zu erkunden."
Unsere Entscheidungen hingegen beschränken sich auf "unseren" Teil der Welt, nicht auf die Open World im Ganzen.
Untypisch typisch BioWare
Anthem ist kein typisches BioWare-Spiel und doch ist es in vielerlei Hinsicht ein typisches BioWare-Spiel. Wir finden dieselben Zutaten in dem Koop-Shooter, die wir auch in Mass Effect, Dragon Age und Co. antreffen können, sie haben lediglich eine andere Gewichtung. Ob die Waage ausbalanciert ist oder kippt, das werden die kommenden Wochen und Monate bis zur Veröffentlichung am 22. Februar 2019 zeigen.
Jon Warner und Mike Gamble jedenfalls zeigen sich betont sicher, was die Zukunft von Anthem angeht.
"Ich glaube, Anthem ist ein großartiges Abenteuer. Es gibt diese große Welt zu entdecken, die verankert ist von einer großartigen Charakteren in BioWare-Qualität, die ihr kennen lernen und mit denen ihr euch anfreundet werdet. Es wird ein Ort sein, an den ihr wieder und wieder zurückkehren werdet."
Anthem, so Jon Warner, sei eine Gaming-Erfahrung, die sich nicht mit Spielen wie Destiny 2 oder The Division vergleichen ließe.
"Sobald ihr es spielt, sobald ihr mehr davon seht, [werdet ihr feststellen] es ist eine einzigartige Erfahrung. Durch die Gegend fliegen, ein Geld in dieser Welt sein ... Alles mit einer großartigen BioWare-Geschichte und Charakteren, die Leute lieben [werden]. Es gibt da draußen nichts Vergleichbares. Und wir wollen, dass Spieler das sehen."
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