Animal Crossing: Ich musste mir das Spiel erst versauen, bevor ich es lieben konnte

Früher hat Eleen in Animal Crossing: New Horizons regelmäßig gecheatet. Seit Update 2.0 hat sie endlich damit aufgehört und den Spaß am Spiel wiedergefunden.

Eleen musste einige Fehler in Animal Crossing: New Horizons machen, bevor sie das Spiel wirklich verstehen konnte. Eleen musste einige Fehler in Animal Crossing: New Horizons machen, bevor sie das Spiel wirklich verstehen konnte.

Update 2.0 hat Animal Crossing-Fans jede Menge überfälliger Neuerungen beschert: Von Kofi, über Harveys Plaza bis zum Lagerschrank. Mir hat es vor allem eines gebracht, nämlich wieder Spaß am Spiel. Denn ich habe endlich aufgehört, mich selbst zu sabotieren.

Um aber zu erklären, worum es geht, muss ich erstmal ein Geständnis ablegen: Ich bin ein dreckiger Cheater, habe betrogen, dem Spiel unrecht getan, wie man es auch nennen will. Mein Spielstand hat nämlich bereits mehrere Jahre auf dem Buckel, weil ich regelmäßig durch die Zeit gesprungen bin. 

Die Sucht nach dem Erfolg

Das fing damit an, dass ich nicht an den langsamen Anfang des Spiels gewohnt war. Immerhin war New Horizons mein erstes Animal Crossing. Weil ich aber unbedingt alle Gebäude freischalten wollte, sprang ich bereits in den ersten Tagen des Spiels fröhlich im Datum vorwärts. Eine Weile hat es mir dann sogar gereicht, alle Gebäude und Werkzeuge freigeschaltet zu haben und ich habe einfach ein wenig das Inselleben genossen. Doch dann kam die Gier und ich wurde rückfällig. 

Über die Autorin

Die Animal Crossing-Reihe hat Eleen eigentlich nie interessiert. Viel lieber spielt sie actionlastige Spiele wie Left 4 Dead oder Mass Effect. Mit dem Lockdown im März 2020 hatte sie aber plötzlich mehr Zeit als ihr lieb war und so holte sie sich aus einer Laune heraus den neuesten Ableger der Animal Crossing-Reihe, von der so viele ihrer Freunde schwärmten. An das langsame Tempo des Spiels konnte sie sich anfangs aber nicht so ganz gewöhnen und so war die Versuchung nachzuhelfen doch zu groß.

Nach zwei Monaten wollte ich nämlich neue Inselbewohner haben und Blumen züchten. Beides braucht allerdings eine Menge Geduld - Inselbewohner kann ich nur rausschmeißen, wenn sie gehen wollen oder der Zeltplatz belegt ist und Pflanzen kann ich nur einmal pro Tag gießen. Weil ich diese Tage und Wochen nicht investieren wollte, bin ich also wieder in die Einstellungen meiner Switch gegangen und einen Tag vorgesprungen. Und dann noch einen. Und noch einen. 

Das ging dann so weit, dass ich Animal Crossing irgendwann eigentlich gar nicht mehr gespielt habe. Ich habe einfach die Switch angeschmissen, meinen Zeltplatz gecheckt, die Blumen gegossen und bin dann auf den nächsten Tag gesprungen. So vergingen Monate im Spiel, von denen ich eigentlich gar nichts mitbekam. 

Meine Blumenzucht geriet vollkommen außer Kontrolle. Aber zum Aufräumen hatte ich keine Zeit, schließlich musste ich ja zum nächsten Tag springen. Meine Blumenzucht geriet vollkommen außer Kontrolle. Aber zum Aufräumen hatte ich keine Zeit, schließlich musste ich ja zum nächsten Tag springen.

Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass mir das Spielen überhaupt keinen Spaß mehr macht und sich nur wie lästige Pflicht anfühlt. So landete meine Switch in der nächsten Ecke und lag dort wochenlang nur rum. 

Rückblickend ist das kein Wunder, denn ich habe versucht, Animal Crossing wie viele andere Videospiele zu spielen: ergebnisorientiert. Ich liebe einfach das schnelle Erfolgserlebnis, wenn in einem RPG meine Charaktere aufleveln oder ich in Shootern einen Kill bekomme. Dass ich das vergeblich in einem entschleunigten Spiel wie Animal Crossing suchen würde, ist mir aber erst viel später so richtig klar geworden. Nämlich als ich meine Switch für Update 2.0 aus dem Exil geholt habe.

Animal Crossing, lass uns einen Neuanfang wagen

Update 2.0 lieferte mehr Neuerungen, als sich viele Fans wohl je hätten träumen lassen. Und auch mich hat die Vorfreude der Community angesteckt. Ich fühlte mich daran erinnert, warum ich anfangs eigentlich so viel Spaß bei Animal Crossing hatte, bevor ich dem Zeitreisen-Wahn verfallen war: Neue NPCs freischalten, meine Inselbewohner besuchen, Ausflüge auf Meileninseln machen - all das hatte ich eigentlich geliebt, langsames Spieltempo hin oder her. 

Schon aus beruflichen Gründen musste ich das Spiel ohnehin wieder zur Hand nehmen, doch allein die Vorfreude auf die neuen Inhalte hätte wohl ausgereicht, um mich wieder zum Spielen zu bringen. 

Kaffee trinken mit Freunden oder eine Bootstour mit Käpten machen - Es sind die kleinen Dinge, die mir in Animal Crossing am meisten Freude bereiten. Kaffee trinken mit Freunden oder eine Bootstour mit Käpten machen - Es sind die kleinen Dinge, die mir in Animal Crossing am meisten Freude bereiten.

Die ersten Tage nachdem das Update live ging, habe ich keinen Gedanken an Zeitreisen, neue Inselbewohner oder die Blumenzucht verschwendet. Es gab einfach zu viele neue Sachen zu entdecken. Kofi finden, Harveys Plaza nach und nach freischalten, Unkraut auf meiner vernachlässigten Insel jäten. All das fühlte sich wieder ein bisschen wie meine ersten Tage mit dem Spiel an. Ein Mini-Neuanfang sozusagen, ohne dass ich meinen Fortschritt aufgeben musste. Diesmal hatte ich mir fest vorgenommen, ohne Erwartungen ranzugehen und einfach zu schauen, was mir Spaß machen würde. 

Und siehe da, die Freude am Spiel kam zurück und ist zumindest bis heute auch geblieben. Jetzt mache ich einfach, worauf ich gerade Lust habe und lege die Switch beiseite, wenn es für den Tag nichts mehr zu tun gibt.

Vielleicht musste ich einfach einmal darin versagen, Animal Crossing so zu spielen, wie es gespielt werden will, bevor ich einen richtigen Anlauf wagen konnte. Komplett habe ich die Inselbewohnersuche und Blumenzucht zwar nicht aufgegeben, aber inzwischen lasse ich es langsam angehen.

Vor ein paar Tagen spross dann auch die erste der seltenen blauen Rosen auf meiner Insel - etwas, was mir in den Monaten des zwanghaften Gießens nicht ein einziges Mal gelungen war. Ich fühle mich fast, als wolle mich das Spiel belohnen. Dafür, dass ich mit dem Cheaten endlich aufgehört habe.

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