Update am 30. März 2022: Knapp ein halbes Jahr später scheint es so, als wenn es zu einer Vereinbarung in einer ersten Klage gegen Activision Blizzard kommen könnte. (via Washington Post)
Ein Richter macht sich derzeit bereit, um eine Einigung zwischen dem Publisher und der EEOC (Equal Employment Opportunity Commission) zu bestätigen. Damit würden 18 Millionen US-Dollar an die Opfer ausgezahlt werden.
Schwierig für weitere Klagen: Wie die Washington Post weiter berichtet, könnten die 18 Millionen US-Dollar aber deutlich mehr im Sinne von Activision Blizzard als den Opfern sein. Denn die staatliche Behörde DFEH (California Department of Fair Employment and Housing) befürchtet, dass ihre Klage, die auf staatlicher Ebene ist, dann nicht mehr durchgehen wird, wenn schon eine andere bewilligt wurde, die auf Landesebene geführt wurde.
Zudem dürfen Kläger*innen, die an beiden Klagen teilnehmen, nur die Kompensation von einer erhalten. Activision Blizzard würde somit gut davon kommen, weil die Klage der DFEH deutlich aggressiver ist und mehr verlangt. Die 18 Millionen US-Dollar wären somit nur ein kleiner Tropfen für eine Firma, die in den kommenden Monaten für knapp 70 Milliarden US-Dollar von Microsoft aufgekauft werden soll.
Originalmeldung: Nachdem der Call of Duty-Publisher Activision Blizzard Ende Juli 2021 bereits von der staatlichen Behörde DFEH (California Department of Fair Employment and Housing) wegen sexueller Diskriminierung und Belästigung von Mitarbeiterinnen verklagt wurde, folgte Mitte September eine weitere Klage der eigenen Angestellten. Diesmal ging es bei den Vorwürfen um Gewerkschaftszerschlagung und Einschüchterung.
Nun hat das Unternehmen eine dritte Klage am Hals, diesmal von Seiten der EEOC (Equal Employment Opportunity Commission.) Erneut geht es um sexuelle Belästigung und Diskriminierung. Activision Blizzard erklärte sich nun bereit, US $18 Millionen an Betroffene zu zahlen - leugnet aber weiterhin Fehlverhalten.
Activision Blizzard will an Betroffene zahlen
Darum geht es bei der Klage: Die Klage der EEOC bezieht sich auf einen Zeitraum von 2,5 Jahren, in dem die Bundesbehörde Activision unter die Lupe genommen hat. Ergebnis der Untersuchung war, dass Angestellte von sexueller Belästigung betroffen seien und schwangere Mitarbeitende diskriminiert wurden. Activision Blizzard sei demnach zwar darüber informiert worden, aber habe "weder korrigierende noch vorbeugende Maßnahmen vorgenommen.", wie Axios berichtet.
Activision Blizzard strebt Einigung an: Das Unternehmen hat nun eine Stellungnahme veröffentlicht, in der es angibt, eine Einigung mit der EEOC erreicht zu haben. Darin soll unter anderem ein US $ 18 Millionen umfassender Kapitalfond angelegt werden, um Schadensersatz für berechtigte Forderungen zu leisten. Zum Vergleich: Activision Blizzard hatte im zweiten Quartal 2021 ein Einkommen von US $ 959 Millionen.
Zusätzlich soll als Teil der Einigung (welche noch gerichtlich anerkannt werden muss) bei Activision Blizzard verbessertes Anti-Belästigungstraining stattfinden, es soll eine Aufsicht durch einen unabhängigen Berater geben, regelmäßige Berichterstattung an die EEOC, explizite Richtlinien zum Alkoholkonsum bei Firmenpartys und verbesserten Support für die geistige Gesundheit der Mitarbeitenden. Auch Blizzard CEO Bobby Kotick gelobte in der Stellungnahme Besserung:
Es gibt in unserem Unternehmen keinen Platz für Diskriminierung, Belästigung oder ungleiche Behandlung irgendeiner Art, und ich bin dankbar für alle Mitarbeitenden, die mutig ihre Erfahrungen geteilt haben. Es tut mir Leid, dass Leute unangebrachtes Verhalten erfahren mussten, und ich bleibe standhaft in meinem Einsatz, Activision Blizzard zu einem der inklusivsten, respektiertesten und respektvollsten Arbeitsplätze der Welt zu machen.
Paradoxerweise leugnet Activision Blizzard im 49-seitigen Anerkenntnisurteil zugleich jegliche Verantwortung:
Die Verteidigenden Parteien [anm. d. Red.: Activision Blizzard] leugnen, dass sie Individuen oder Gruppen von Individuen sexueller Belästigung, Schwangerschafts-Diskriminierung und/oder damit verbundener Vergeltung ausgesetzt haben, [...] sie leugnen jegliche Gruppendiskriminierung oder systemische Diskriminierung oder Belästigung und bestreiten, dass irgendwelche ihrer Richtlinien oder Prozeduren unzureichend sind.
Jedoch erkennen die Parteien an, dass die Parteien durch diesen Bescheid Kosten, Ablenkungen und einen möglichen Rechtsstreit, der mit einem solchen Disput verbunden ist, vermeiden können und daher wünschen die Parteien, alle Streitfragen mit diesem Bescheid beizulegen.
Hier bleibt also die Frage, wie berechtigte Forderungen aussehen sollen, wenn Activision Blizzard jegliche Schuld leugnet. Immerhin: Geld aus dem Kapitalfond, das nicht zum Begleichen von Forderungen genutzt wird, soll an Stiftungen gehen, die Frauen in der Videospielindustrie fördern oder Aufklärung zu Belästigung und Geschlechterungleichheit betreiben.
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