Autsch! Ich habe AC Mirage mit einem Haptik-Shirt gespielt und die Stromstöße aus Versehen auf Maximum gestellt

Um Spiele noch immersiver zu erleben, gibt es “Shirts”, die uns den Schaden der Spielfigur spüren lassen. Bei einem Selbstversuch hat Annika es aber (eher unfreiwillig) übertrieben.

Mit dem Haptic Gaming System von OWO, einer Art Feedback-Shirt, spürt ihr die Treffer, die Basim einstecken muss. Mit dem Haptic Gaming System von OWO, einer Art Feedback-Shirt, spürt ihr die Treffer, die Basim einstecken muss.

Der Vorteil an Videospielen liegt klar auf der Hand: Wir können uns in Kämpfe stürzen, ohne reale Konsequenzen befürchten zu müssen. Landet mein Charakter zum Beispiel unsanft auf der Nase, bleibt mein echter Riechkolben verschont. Zum Glück!

Und doch reizt es mich, mehr aus meinem liebsten Hobby herauszuholen, etwa durch ein Haptic Gaming System wie vom Hersteller OWO. Deren mit Elektroden versetzte Shirts lassen mich über Stromimpulse beispielsweise spüren, wo und wie mein Charakter Schaden erleidet.

Daher habe ich nicht lange gefackelt und bin quasi wortwörtlich in die Haut von Basim geschlüpft, als Ubisoft und OWO mir die AC Mirage Edition ihres “Haptik-Shirts” anboten – mit schmerzhaften Folgen.

Das System lässt sich recht einfach einrichten. Wir laden die OWO-App herunter, koppeln das Shirt via Bluetooth mit der App und verknüpfen es im Spiel über die Einstellungen. Gespielt wird kabellos, da das Shirt über einen aufladbaren Akku (USB-C) funktioniert.

So neugierig und euphorisch ich beim Einrichten des 539 Euro (!) teuren Gadgets auch war, so schnell stellte sich die erste Ernüchterung ein.

Die Elektroden, die gut an der nackten Haut haften müssen, damit die Stromimpulse spürbar sind, verfangen sich nämlich schnell im Stoff des Shirts, wodurch sie an Haftvermögen verlieren. Im Paket liegt zwar Ersatz bei, aber auch die halten nicht ewig.

Elektroden Die insgesamt 20 Elektroden (jeweils auch zwei Stück im rechten und linken Ärmel) senden je nach Einstellungen verschieden starke und getaktete Stromimpulse aus, um das Treffer-Feedback des Spielecharakters an uns weiterzugeben. Auf dem Bild sind sie mit schützenden Folien versehen.

Kaputte Elektrode Die klebrigen Elektroden verfangen sich immer wieder unschön im Stoff. Aber auch das An- und Ausziehen kann die Pads (vor allem in den Ärmeln) schnell unbrauchbar machen.

Akku Das OWO-Shirt wird via Bluetooth in der dazugehörigen App gekoppelt und über das interne Netzwerk mit dem Spiel verknüpft. Statt dauerhaft ein Kabel anzuschließen, wird der Akku aufgeladen, angeschlossen und in einer Tasche verstaut.

Mit etwas Übung beim An- und Ablegen des Shirts lässt sich das sicherlich etwas vermeiden, aber was bringt es mir, wenn das System nicht richtig funktioniert? Denn trotz unzähliger Einstellungsversuche und Neustarts samt An- und Ausziehen, übertrug das Shirt nur das haptische Feedback des Spiels auf die zehn Elektroden der linken Körperhälfte (4x Rücken, 2x Brust, 2x Bauch, 2x Oberarm).

Annika Bavendiek
Annika Bavendiek

Ein System wie das von OWO, das auf leichte Stromstöße über Elektroden funktioniert, ist an sich nichts Ungewohntes für Annika. Durch Physiotherapie kennt sie sich bereits mit Reizstromgeräten aus, die ähnlich funktionieren.

Auf technische Probleme folgt Dummheit

Warum ich euch meine technischen Probleme überhaupt erzähle? Weil es entscheidend dafür ist, dass ich mir letztendlich Stromstöße mit maximaler Power durch den Oberkörper gejagt habe, ohne es zu wollen. 

Auf der Suche nach einer Lösung, testete ich gefühlt alle Funktionen und Möglichkeiten der Elektroden, sowohl ingame als auch in der OWO-App. Und das sind nicht gerade wenige. Ich hätte nicht gedacht, dass ich jedes einzelne Pad und so viele Gameplay-Aktionen so individuell einstellen kann.

Da ich zum Beispiel an den Oberarmen empfindlicher auf die Stromstöße reagiere, die ich beim Parieren gegnerischer Angriffe zu spüren bekomme, habe ich die Stärke nur für diese Pads runterregeln können. Ich kann aber auch das Feedback für Pfeiltreffer, Blocks oder das Adlerauge für alle damit verbundenen Elektroden gesondert anpassen.

Wie die Elektroden reagieren sollen, lässt sich über die App genau einstellen. Es gibt auch einen Test-Modus, der kein verknüpftes Spiel benötigt. Wie die Elektroden reagieren sollen, lässt sich über die App genau einstellen. Es gibt auch einen Test-Modus, der kein verknüpftes Spiel benötigt.

Bei den Einstellungen bleibt kaum ein Wunsch offen. Jetzt müsste es nur noch beidseitig funktionieren!

Da Menschen aus Verzweiflung aber bekanntlich auch dumme Dinge tun – womit ich in diesem Fall mich meine – stellte ich irgendwann auch den Großteil der rechten Elektroden auf die Maximalstufe 20 ein. So wollte ich testen, ob sie gar nicht oder nur zu schwach reagieren. Aber nichts, Pustekuchen! Auch bei späteren Versuchen, bei denen ich teilweise nur noch meinen Arm auf die Elektroden legte, weil mir das An- und Ausziehen schon zu umständlich wurde, spürte ich nichts.

Eine Vorgehensweise, die sich als blöder Fehler herausstellte, als irgendwann doch endlich alle Elektroden wie gehabt funktionierten. Warum, kann ich nicht genau sagen, ich vermute aber einen Wackelkontakt.

Nach all dem Hin und Her hatte ich jedoch so den Überblick verloren, dass ich bei diesem entscheidenden Versuch in voller Montur vergass, die Elektrodenstärke wieder auf die angenehme Stufe 10 zu stellen. Ich hatte zudem nicht damit gerechnet, dass es nun wirklich funktioniert.

Das Resultat: Die meisten Elektroden waren auf das Maximum gestellt und jagten mir beim erneuten Test per App auf einen Schlag das volle Potenzial an Strom durch meinen Körper. Das hat selbst mich, die aufgrund starker Knieschmerzen bei medizinischen Reizstromgeräten hohe Stufen gewohnt ist, laut aufschreien lassen. Holy sh**, hat das gezogen!

Aber keine Sorge: Der Schock saß zwar tief, das war’s dann aber auch. Dennoch sollte man es nicht übertreiben, wie ich nun selbst am eigenen Körper erfahren habe. OWO rät zudem grundlegend davon ab, dass schwangere Frauen und Personen mit Herzschrittmachern oder Metallimplantaten das System nutzen.

Eher therapeutisch als neuartiger Spielspaß

Nachdem das System endlich funktioniert, konnte ich auch Assassin’s Creed Mirage damit wie vorgesehen spielen.

So spürte ich nicht nur gezielt Attacken wie den Schlag in den Rücken, sondern auch andere Gameplay-Aktionen am eigenen Körper. Reite ich per Pferd, wird etwa die Bauch- und Rückenmuskulatur leicht durch Stromimpulse stimuliert, was sicherlich an die beanspruchten Muskelpartien beim echten Reiten erinnern soll. Und auch beim Klettern wird Basims muskuläre Anstrengung über die Elektroden an den Oberarmen verdeutlicht. Alles in der Intensität, wie ich es mir wünsche.

Ebenso können Aktionen, die nichts mit der Muskulatur zu tun haben, eingestellt werden. Ein Beispiel dafür ist die Synchronisation eines Aussichtsturms. Während ich den schweifenden Panoramablick genieße, fühlt es sich an, als würden die Elektroden eine kribbelnde Laola-Welle über meinen Körper jagen.

Zu Beginn war es durchaus eine spannende Erfahrung, all das über die Elektroden des OWO-Shirts am eigenen Leib zu spüren. Allerdings wirkt alles trotz vieler Einstellungsmöglichkeiten recht unpräzise. Ich würde mir beispielsweise einen spürbareren Unterschied zwischen spitzen und stumpfen Waffen wünschen.

Ein Game Changer ist das System daher definitiv nicht, zumindest nicht für AC Mirage. Erst recht nicht bei dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Für das Geld habt ihr mehr Spaß mit anderer zukunftsorientierter und immersiver Technik, wie etwa einem VR-Headset. Trotzdem bleibt es spannend zu sehen, wie sich haptische Feedback-Systeme wie das von OWO weiterentwickeln werden.

Habt ihr ein solches Haptic Gaming System schon selbst ausprobiert, oder würdet ihr es gerne? Schreibt mir eure Meinung dazu gerne in die Kommentare.

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