Metroid Prime Remastered im Test: Auch auf der Switch eine Klasse für sich

Die Neuauflage des gut 20 Jahre alten GameCube-Klassikers konzentriert sich aufs Wesentliche und zeigt dabei aktuellen Spielen, wo der Blaster hängt.

Metroid Prime Remastered im Test für Nintendo Switch. Metroid Prime Remastered im Test für Nintendo Switch.

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Finger hoch, wer kann die Begriffe "Remake" und "Remaster" schon nicht mehr hören? Fast alle, das dachte ich mir schon. Und wer wartet noch auf Metroid Prime 4? Auch ziemlich viele. Das sind keine guten Startbedingungen für Metroid Prime Remastered. Denn wer braucht die Neuauflage eines 20 Jahre alten Action-Adventures, wenn wir doch dem ersehnten Nachfolger entgegenfiebern?

Die Antwort: wir alle! Denn Nintendos ohne große Vorankündigung veröffentlichte Remaster-Überraschung steigert die Vorfreude auf Metroid Prime 4 nur noch mehr. Und bringt nebenbei einer jungen Generation von Spielern eine Lektion in Sachen perfektes Gamedesign näher.

Schön und schnell

Metroid Prime Remastered ist – der Name verrät es – kein Remake, also kein komplett neu programmiertes Spiel. Stattdessen haben die Retro Studios mit Hilfe der Portierungs-Experten von Iron Galaxy (Switch-Versionen von Skyrim, Diablo 3 oder Overwatch) das GameCube-Original auf den neuesten Stand der Technik gebracht.

Flaahgra ist einer der ersten Endgegner und nur mit einer Kombination aus Blaster und Morphball-Bomben zu besiegen. Flaahgra ist einer der ersten Endgegner und nur mit einer Kombination aus Blaster und Morphball-Bomben zu besiegen.

Und das ist rundum gelungen. Heldin Samus Aran saust butterweich durch die verschachtelten Levels, nimmt mühelos Gegner ins Visier und hüpft punktgenau über Plattformen – alles ohne zu ruckeln oder zu stottern. Am Fernseher spielt ihr in 900p, im Handheld-Modus mit immerhin 612p. Dabei bleibt die Framerate immer konstant bei fluffigen 60 Bildern pro Sekunde.

Die Umgebungen und Gegner sind jetzt mit hochauflösenden Texturen überzogen und wirken dadurch noch eindrucksvoller. Viele kleine grafische Effekte wie Dampf auf Samus’ Visor, hübschere Flammen und Partikeleffekte lassen glatt vergessen, dass man es hier mit einem gut 20 Jahre alten Spiel zu tun hat. Das merkt man vor allem an den etwas kantigen 2D-Modellen und der im Vergleich zu aktuellen Titeln etwas einfacheren Levelgestaltung.

Den genauen Unterschied zwischen alter und neuer Grafik könnt ihr hier sehen:

Der Mutterparasit in der GameCube-Grafik... ...und in der neuen Remastered-Optik. Der Mutterparasit in der GameCube-Grafik... ...und in der neuen Remastered-Optik.

Immerhin wurden viele Modelle verbessert, die Texturen und vor allem die sehr gelungene Beleuchtung sorgen für einen modernen Look. Auch wurden zusätzliche Gimmicks wie Büsche oder Wasserfälle eingebaut. Diese umfangreichen Renovierungsmaßnahmen schieben das Remaster fast schon in Richtung Remake – sehr gut!

Ein Extralob gibt es auch für die sehr umfangreich konfigurierbare Bedienung. Feinheiten wie die Stick-Sensitivität, vier Steuerungstypen (GameCube, Wii, Switch und Hybrid) sowie viele andere Details sorgen dafür, dass sich Metroid Prime Remastered nochmal besser spielt als das in dieser Hinsicht ohnehin schon sehr gute Original.

Hier könnt ihr euch einen Trailer zum Spiel anschauen:

Metroid Prime Remastered mit Gameplay-Trailer angekündigt Video starten 1:18 Metroid Prime Remastered mit Gameplay-Trailer angekündigt

Wer hat’s erfunden?

Jetzt wo die technischen Aspekte geklärt sind, können wir über die eigentlich wichtige Frage reden: Ist Metroid Prime Remastered denn auch heute noch ein gutes Spiel? Dem Original hat Kollege Kai damals eine begeisterte 92 verpasst, stimmt das auch heute noch?

Grundsätzlich ja, denn der Metroid-typische Ablauf aus "Hindernis, passende Ausrüstung finden, Hindernis überwinden" funktioniert immer noch genauso perfekt wie damals. Logisch, sonst würde es nicht bis heute so viele Nachahmer-Metroidvanias geben. 

Wer fleißig die Umgebung scannt, erfährt mehr über die Welt von Tallon IV. Wer fleißig die Umgebung scannt, erfährt mehr über die Welt von Tallon IV.

An manchen Spielelementen nagt der Zahn der Zeit aber schon etwas. Hintergrundinfos und Storyschnipsel etwa gibt es hauptsächlich über das Scannen von Umgebungsdetails. Dazu muss Heldin Samus jedesmal in den Scan-Visor umschalten und die Levels nach entsprechenden Punkten absuchen, was mich immer etwas aus dem Spielfluss herausreißt. Das ist nicht schlimm, würde aber in einem modernen Spiel vermutlich anders gelöst werden. Immerhin wechselt ein Druck auf den Abzug sofort wieder zurück in den Kampfmodus. 

Blaster auf die Zwölf

Vielleicht bin ich in den letzten 20 Jahren schneller geworden, vielleicht liegt es auch an der verbesserten Bedienung, aber mir kommen die Kämpfe leichter vor als damals auf dem GameCube. Während der ersten fünf Spielstunden musste Samus genau einmal den Blaster abgeben, und das auch nur, weil ich in einem Bosskampf unaufmerksam war. Die zuverlässige Zielerfassung und der eigentlich immer gut gefüllte Raketenvorrat sorgen dafür, dass man nur selten in wirklich brenzlige Situationen kommt.

Der Käfer bewacht ein wichtiges Item und ist nur am roten Hintern verwundbar. Der Käfer bewacht ein wichtiges Item und ist nur am roten Hintern verwundbar.

Und wer immer fleißig Upgrades für die Energietanks und die Raketen sucht, geht ohnehin stets gut ausgestattet ins Gefecht. Rücksetzpunkte wie in modernen Spielen gibt es übrigens nicht. Wenn Samus stirbt, taucht sie in der zuletzt benutzten Speicherkammer wieder auf. Diese Räume sind zwar vergleichsweise selten, durch die geschickte Levelarchitektur ist man aber schnell wieder am Ort des Ablebens und kann es nochmal probieren.

Hin und zurück

Apropos Levelarchitektur: Die Natur eines Metroidvanias bringt es mit sich, dass man auch in Metroid Prime Remastered vergleichsweise oft durch bereits besuchte Bereiche stapft. Wenn Samus an einer Stelle nicht weiterkommt, weil sie in ihrer Morphball-Form noch keine Bomben legen kann, muss man diese Knallkörperfertigkeit erst mal am anderen Levelende besorgen. Das führt zwangsweise zum gefürchteten Backtracking, das viele Spieler nicht leiden können.

Zudem tauchen bereits erledigte Gegner wieder auf und müssen erneut bekämpft werden – werfen dabei aber immerhin wieder Raketenmunition und Gesundheit ab. Wie sehr das Backtracking nervt, hängt sehr von euren individuellen Vorlieben ab. Mich hat es im Test kaum gestört, und ich habe die Gelegenheit genutzt, die Vorräte aufzufüllen und nach eventuell übersehen Scanpunkten zu suchen. 

In bereits besuchten Levels tauchen die Gegner wieder auf, lassen aber immerhin Munition zurück. In bereits besuchten Levels tauchen die Gegner wieder auf, lassen aber immerhin Munition zurück.

Wirklich gelungen ist die Balance aus Action und Rätseln, das sogenannte Pacing. Genau richtig abgestimmt wechseln sich Ballereien ab mit eher ruhigen Erkundungs- und Knobelaufgaben. Vor allem als Morphball tun sich völlig neue Wege und Möglichkeiten auf, etliche Rätsel sind rund um die Fähigkeit der widerstandsfähigen Kugel gebaut. 

Diese Vielzahl der Möglichkeiten führt zusammen mit der gelungenen Technik dazu, dass Metroid Prime Remastered positiv aus der Masse der Neuauflagen heraussticht. Wer bisher noch kein 3D-Metroid angefasst hat und diese Bildungslücke schließen will – hier ist die perfekte Gelegenheit dazu.

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