Die erste Regel des Fight Clubs: Niemand redet über den Fight Club. Die zweite Regel des … na, das funktioniert hier ja mal überhaupt nicht! In UFC 3 flamen Kämpfer ihre Kontrahenten nicht nur ungehemmt via Social Media, sondern klopfen auf Pressekonferenzen auch noch dreiste Sprüche. Kein Wunder, schließlich handelt es sich bei UFC 3 um eine Simulation des Ultimate Fighting Championship. Kein kunterbunter Brawler im Stil von Dragon Ball FighterZ, wo einem die Energiebälle um die Ohren fliegen, sondern authentischer Kampfsport. Mit Schweiß, Blut und vielen blauen Flecken.
Verbal austeilen
Bevor es aber in den Käfig geht, wird außerhalb ein anderer Kampf ausgetragen: Der um Popularität und gute Verträge in der UFC. Im überarbeiteten Karrieremodus müsst ihr eure Tage bis zum nächsten Fight sinnvoll planen. Das bedeutet vor allem: Trainieren, trainieren, trainieren. Die Auswahl des Programms bestimmt über die Steigerung der Charakterwerte des im Editor entworfenen Kämpfers. Eine Radtour ist zum Beispiel gut für die Kondition, während Einheiten mit einem Sparring-Partner der Technik zugute kommen. Übertreibt ihr zu stark, kann es zu Trainingsverletzungen kommen, die möglichst zum Stichtag wieder verheilen sollten. Sparring ist eine der wenigen Trainingsarten, die man tatsächlich selbst spielt, während andere bloß ein paar Zahlen auf dem Charakterbogen verändern.
Zu viel Zeit in den Trainingshallen solltet ihr aber nicht verbraten, denn die besten Leistungen im Käfig bringen nichts, wenn euch niemand kennt. Deshalb muss man sich auch für Werbemaßnahmen entscheiden, die den Recken bekannter machen. Die Möglichkeiten sind nicht sonderlich komplex, oft gibt bloß die Auswahl aus wenigen vorgefertigten Social-Media-Postings. Trotzdem macht es Spaß, die Reaktionen auf einen abgefeuerten Tweet zu verfolgen.
Ihr habt selbstsicher den Sieg schon vorab angekündigt? Dann solltet ihr im Kampf lieber nicht scheitern. Gewinnt ihr, sind euch neue Fans und bessere Verträge sicher. Bei einer Niederlage ist der Backlash dann aber umso größer. Durch diesen kleinen Wirtschaftsaspekt im Karrieremodus, bei dem ihr euch von der untersten World Fighting Alliance bis hin zu den Spitzenpositionen arbeitet, bekommt ihr erstmals auch ein Gefühl für das Geschehen außerhalb des Octagons -- auch wenn es teilweise lediglich in Zahlen und Symbolen dargestellt wird.
Wie im Fernsehen
Von den Weigh-Ins, über die Pressekonferenzen sowie den Einmarsch in die Halle bis hin zum Live-Kommentar während des Kampfes sprüht UFC 3 vor authentischer Sportatmosphäre! Die Entwickler beweisen ein bemerkenswertes Auge für's Detail: Egal ob die Reaktionen und Rufe des Publikums, die Kameramänner am Rande des Käfigs, die Bewegungen des Ringrichters - alles wirkt akkurat nachgebildet. Das gilt vor allem für die Bewegungen der virtuellen Abbilder echter Kampfsportler. Gegenüber dem Vorgänger sind die Animationen ein ganzes Stück lebensechter geworden, was vor allem für die Bewegung der Füße gilt.
Wie die Kämpfer hier über den Boden tänzeln, sieht endlich realistisch aus. So geschmeidig die Körperbewegungen aussehen, so seltsam sitzt bei manchen Kämpfern aber der Kopf auf dem Hals. Man kennt dieses Phänomenen auch von anderen EA Sports-Titeln: Zwar ist das Konterfeit der Originale gut eingefangen, aber die Gesichter können eine gewisse Marionettenästhetik nicht ganz abschütteln. Naja, und mehr Zeilen für den Live-Kommentar (im Original von Jon Anik und Joe Rogan) hätten es sein dürfen, da sich die Beiden nach einer Zeit wiederholen. Trotzdem ist der Gesamteindruck sehr gut.
Nicht nur die Präsentation wurde überarbeitet, sondern auch das Kampfsystem. Nach wie vor ist es ungemein wichtig, seine Ausdauer im Auge zu behalten und den richtigen Moment für Angriffe abzupassen. Mit kleineren Schlägen und Tritten klopft ihren euren Gegner weich, bis ihr mit Strikes versuchen könnt, ihn ins Wanken zu bringen. Solche Manöver brauchen viel Kraft und Zeit zum Ausholen, bringen dafür aber den Gegner in Bedrängnis. Besonders im Multiplayer-Modus ist es sehr spannend, die Bewegungen des Kontrahenten haargenau zu beobachten und das richtige Zeitfenster für Angriffe zu finden.
Dass Strikes in UFC 3 abgebrochen werden können ist besonders cool und dürfte Fans des älteren UFC Undisputed 3 erfreuen. Ihr habt dadurch ein paar Frames Zeit, um eine Bewegung anzudeuten. Das kann den Gegner verwirren und ihr landet vielleicht einen Treffer. Schön ist auch, dass jeder Strike nun einen passenden Counter hat und es generell schwieriger ist, einen Volltreffer zu landen. Physik und Kraftaufwand spielen hier deutlicher denn je eine Rolle, denn idealerweise bewegt ihr bei einer solchen Attacke den Körper eures Kämpfers gleich mit. Vorlehnen in Kombination mit einem Uppercut zum Beispiel.
Mit Geduld zum Sieg
Überhaupt wurde viel an der Defensive getan. Die Parries sind weggefallen, im Gegenzug könnt ihr jetzt den Oberkörper bzw. den Kopf neigen, was auch beim Laufen möglich ist. Der Fokus liegt in UFC 3 sehr viel stärker auf der Beinarbeit. Ihr müsst den Raum im Octagon nutzen, um nicht in Bedrängnis zu geraten. Wildes Rumgebolze bringt niemanden weiter. Stattdessen ist das Timing das absolute A und O. Wer bei einen ausgezehrten Gegner mit seiner Powerhand im richtigen Moment einen Treffer im Gesicht landet, kann diesen ins Wanken, wenn nicht sogar sofort zu Fall bringen.
Beim Grappling am Boden geht es dann weiter, aber ausgerechnet hier schwächelt UFC 3 wie seine Vorgänger. Die Sportler versuchen sich in einem Mini-Spiel mit diversen Griffen in eine dominierende Position zu bringen. Dazu wechselt ihr mit den Analogsticks in Stellungen wie den Half Mount oder den Side Mount. Da man zwischendurch trotzdem noch Schlagen darf, macht diese Keilerei sogar Spaß, wenn man wenig Ahnung von der Materie hat. Allerdings dauert es viel zu lange bis zum Knockout. In der Top-Mount darf man etliche Male auf den Schädel des Gegners einprügeln, und trotzdem kommt es nicht zum KO, der Ringrichter schreitet auch nicht ein. Für Einzelspieler ist beim Bodenkampf besonders ärgerlich, dass die KI nicht so viel Ausdauer wie ihr verliert. Nach ein paar Positionswechseln pfeift die eigene Spielfigur aus allen Löchern, während der Computer fröhlich eine Transition nach der anderen vollzieht.
Auch bei den Submissions besteht Verbesserungsbedarf. In dieser Situation ist ein Kämpfer so sehr in einem Griff gefangen, dass er sich kaum mehr befreien kann und zur Aufgabe gezwungen wird. Eine sehr entscheidende Sequenz also, die über Sieg und Niederlage entscheiden kann. Ausgerechnet hier fehlt visuelles Feedback. Führt ihr einen Aufgabegriff durch, nutzt also Hebeltechniken und übt Druck auf Vitalpunkte oder Gelenke aus, fehlt ein visueller Indikator über den Erfolg. Das gilt auch umgekehrt: Ihr habt keinen blassen Schimmer, ob ihr einer Submission gerade entkommt oder euch die Puste ausgeht. Ihr hämmert bloß wie bekloppt auf eine Taste. Gerade in dieser Lage wären Energiebalken, wie man sie aus anderen Kampfspielen kennt, sinnvoll gewesen.
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