Sniper Elite 4 gehört im August 2019 zu den kostenlosen Gratis-Spielen von PS Plus.
Natürlich ist sie auch bei Sniper Elite 4 wieder der heimliche Star - die fast schon unerhört detaillierte Kill-Cam. Zu sehen, wie sich eine Gewehrkugel durch menschliches Fleisch, Eingeweide und Knochen frisst, wie sie Lungen platzen und Zähne splittern lässt, ist auch im vierten Hauptteil der Serie immer noch auf befremdliche Art faszinierend.
Und gleichermaßen befriedigend, denn kaum eine andere Shooter-Serie gibt uns so viel voyeuristisches Feedback bei einem Treffer. In Sniper Elite 4 gibt es die schmerzenden Röntgen-Einblicke jetzt auch bei Nahkampfangriffen und Schrapnell-Geschossen nach Granatenexplosionen - Autsch! Dass Teil 4 den ohnehin schon ziemlich guten Vorgänger noch einmal toppt, hat aber andere Gründe.
Hinweis zum Test
Für den Test stand uns lediglich die PS4-Version zur Verfügung. Eine Wertung für die Xbox-One-Fassung werden wir nachreichen und auf eventuelle Unterschiede in einem Extrakasten eingehen.
Ungeschnitten in Deutschland
Sniper Elite 4 erscheint in Deutschland ungeschnitten, die X-Ray-Cam ist ebenso enthalten wie Bluteffekte. Verfassungswidrige Symbole gibt es auch in den ausländischen Versionen nicht, ähnlich wie im dritten Teil.
Und nein, die Story gehört nicht dazu, denn die ist wie von der Serie gewohnt ziemlich belanglos. Den Scharfschützen-Haudegen Karl Fairburne verschlägt es nach seinem Afrika-Einsatz diesmal nach Italien. Im Jahr 1943 kommt er hier nach und nach den Machenschaften der Nazigröße Karl Böhm und einer weiteren Geheimwaffe des deutschen Reiches auf die Schliche, er trifft auf Partisanen-Kämpfer und muss sogar die Hilfe der Mafia in Anspruch nehmen, um seine Ziele zu erreichen.
Zwar versucht Entwickler Rebellion vor den Missionen etwas mehr Persönlichkeit ins Spiel zu bringen, indem wir direkt mit Figuren wie Partisanenchefin Sofia oder Mafioso Dinelli sprechen können (um uns Haupt- und Nebenaufgaben abzuholen), doch diese bleiben ebenso flach wie die meisten Dialoge. Immerhin ist aber die deutsche Sprachausgabe gut gelungen, auch wenn Fairburne für unsere Begriffe etwas zu cool klingt.
Das spielerisch ausgereifteste Sniper Elite
Ihre großen Stärken hatte die Serie ohnehin schon immer woanders, und Teil 4 ist da keine Ausnahme. Mehr noch, beim Gameplay präsentiert sich Sniper Elite 4 als das bislang ausgereifteste und rundeste Kapitel der Serie. Grundsätzlich bleibt das reine Vorgehen zunächst gleich: Es gilt erstmal, die Gegend mit dem Fernglas auszuspähen, Gegner zu markieren und dann vorsichtig das weitere Vorgehen zu planen. Durch kleinere Verbesserungen kommt aber mehr Varianz ins Spiel.
So können wir jetzt beispielsweise an bestimmten Gegenständen und Wänden emporkraxeln oder Zusatzfunktionen für manche Gegenstände nutzen, indem wir zum Beispiel Granaten in fiese Sprengfallen umfunktionieren. Außerdem finden wir nun Unterschallmunition in den Levels, die uns für die nächsten ein bis zwei Magazine lautlos ballern lässt, und manche Umgebungsobjekte wie Lastkräne lassen sich durch gezielten Beschuss zur kreativen Gegnerbeseitigung nutzen. Das führt zu deutlich mehr Experimentierfreude und zu einem immer wieder spannenden Katz-und-Maus-Spiel mit den Gegnern. Es macht einfach Laune, die Feinde mit Steinwürfen oder extra gesetzten Fehlschüssen in die Irre zu führen und dann an ihnen vorbeizuschleichen.
Einer der größten Kritikpunkte am Vorgänger war die künstliche Intelligenz, und hier hat Rebellion glücklicherweise kräftig nachgebessert. Die Burschen sind jetzt deutlich aufmerksamer und bemerken zum Beispiel, wenn einer ihrer Kollegen fehlt, oder sie durchsuchen die Umgebung, wenn sie eine Leiche entdecken. Wenn sie uns erspähen, nehmen sie uns gezielt unter Feuer, rücken unaufhaltsam auf unsere Position vor und fallen uns oft auch in die Flanke oder den Rücken - klasse!
Außerdem müssen wir bestimmte Gegnertypen besonders im Auge behalten beziehungsweise sollten diese priorisiert ausschalten. Funker beispielweise können bei Alarm in der Nähe eines Funkturms Verstärkung herbeirufen, was für uns oft tödlich ausgeht, ein anderer Gegnertyp kann per Leuchtpistole sogar einen Luftschlag anfordern. Blöderweise gibt es immer noch ein paar Aussetzer und hin und wieder kann es nerven, wenn uns ein Gegner gefühlt auf 200 Meter entdeckt, unter dem Strich haben wir uns aber bei keinem anderen Spiel der Sniper-Elite-Reihe weniger über die KI aufgeregt.
So gut war der Vorgänger: GamePro-Test zu Sniper Elite 3
Groß und schön: Die Areale
Dazu profitiert Sniper Elite 4 von den zehn hervorragend gestalteten und enorm abwechslungsreichen Levels, die zweifellos zu den besten der Serie zählen. Beispielsweise schleichen wir durch ein von den Nazis besetztes Dörfchen, infiltrieren eine Werftanlage bei Nacht, räumen in einem sonnendurchfluteten Tal ein Zuggeschütz aus dem Weg oder erledigen in einem Kloster für die Mafia einen Schwarze-Brigade-Anführer, um unsere Loyalität zu untermauern.
Die Gebiete sind deutlich größer als in den Vorgängern, was dem Spielgefühl ungemein zugutekommt. So gibt es immer eine Möglichkeit, unterzutauchen, einen anderen Weg zu wählen oder Gegner abzulenken. Schön in die Hauptmissionen sind auch etliche Nebenaufgaben verwoben: Im Dörfchen Bitanti sollen wir zum Beispiel den Friedhof untersuchen, im Küstenstandort Magazzeno Dechiffriermaschinen aufspüren oder in der Werft Heilmittel für typhuskranke Partisanenmitglieder finden.
Andere Neuerungen sind zwar gut gemeint, wir hätten uns aber eine entschiedenere Umsetzung gewünscht. Wie schon im dritten Teil sammeln wir zum Beispiel für Abschüsse, Ablenkungen oder bestimmte Treffer Erfahrungspunkte, die uns nach und nach im Rang steigen lassen. Bei jedem fünften Aufstieg schalten wir zwei neue Fertigkeiten frei, von denen wir eine im nächsten Einsatz einsetzen dürfen. Die Regeneration unserer Herzfrequenz beispielsweise, oder eine Verringerung des Fallschadens.
Schade allerdings, dass es insgesamt nur zwölf Fertigkeiten gibt, von denen viele zudem kaum bemerkbar sind. Klasse ist dafür, dass es für jede Waffe Mini-Challenges gibt (z.B. 100 Kills über 100 Meter), die dann wiederum neue Boosts wie verbesserte Schadenswerte freischalten. Da reizt es noch mehr, die sieben Sniper-Wummen nach und nach auszuprobieren. Diese Herausforderungen gibt es auch für die Zweitwaffen (unter anderem Maschinenpistolen und Shotguns), die man aber nur im Notfall einsetzen sollte.
Genügend Langzeitmotivation
Mehr als seine Vorgänger setzt Sniper Elite 4 zudem auf Langzeitmotivation. Jede der zehn Hauptmissionen hat mindestens drei Nebenziele, diverse Herausforderungen wie "Kein Einsatz von Pistolen in dieser Mission" und zig Sammelgegenstände. Dazu kommen diverse Koop- und Vs.-Modi, wir können unter anderem gegen immer stärker werdende Gegnerwellen antreten oder die Kampagne zu zweit angehen, Masochisten wählen höhere Schwierigkeitsgrade ohne Zielhilfen oder Anzeigen.
Mehr zum Thema:Das steckt im Season Pass zu Sniper Elite 4
Ärgerlich sind aber auch hier technische Ungereimtheiten: Der Engine des Spiels merkt man ihr fortgeschrittenes Alter an. In der von uns getesteten PS4-Version gibt es einige hässliche Clippingfehler, Faux-Pas wie fliegende Leichen oder Ragdoll-Aussetzer, wenn sich Gegner nach einem Treffer übertrieben überschlagen. Außerdem leiden die deutschen Texte hier und da unter Rechtschreibpatzern oder unglücklichen Übersetzungsfehlern. So steht in der Buttonanzeige an einem durch einen Tritt zu zerstörenden Nebenziel beispielsweise "Rausschmiss" für das englische "Kick".
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