"Resident Evil: The Final Chapter" ist bereits der sechste Teil der unter Fans von Capcoms Horrorspielserie eher zwiespältig aufgenommenen Verfilmung. Zur besseren Einordnung der folgenden Kritik möchte ich voranschicken, dass ich bisher mit jedem Film der Reihe meinen Spaß hatte - die "Resident Evil"-Kinoserie ist für mich die Definition von Hirn-aus-und-Spaß-haben-Action.
Gerade die bisherigen beiden 3D-Teile bieten dank Regisseur Paul W.S. Andersons gutem Verständnis für die Technik beeindruckendes Eye-Candy. Inhaltlich sind die Streifen zwar ungefähr so frisch wie ein Zombie unter den Armen, aber dieser gewisse Trashfaktor macht die Filme zum idealen Futter für zwischendurch.
Der Autor
Kai Schmidt hat seit dem ersten Teil jeden Film der "Resident Evil"-Reihe im Kino gesehen - meist in der Vorpremiere und einmal sogar in Anwesenheit von Milla Jovovich. Nach dem ersten Teil war er zwar enttäuscht, dass die Story so gar nichts mit der Vorlage zu tun hatte, doch nach mehrmaligem Ansehen schätzt er die Filme heute als trashige Unterhaltung sehr.
Gut. Damit wäre das geklärt. Jeder weiß nun, dass ich einen ganz furchtbaren Filmgeschmack habe und mit meinen Ansichten über anspruchsvolle Filme keinesfalls ernstgenommen oder auf die Allgemeinheit losgelassen werden darf. Aber hier geht es nicht um anspruchsvolle Filme, sondern um "Resident Evil: The Final Chapter". Wir erinnern uns: Als wir Alice (Milla Jovovich) und ihre Mitstreiter zuletzt sahen, wappneten sie sich im Weißen Haus zum Kampf gegen eine anrückende Armee von Zombies, Las Plagas und anderen Mutanten.
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Lagerhallenromantik in afrikanischer Ödnis
"Resident Evil: The Final Chapter" macht schon zu Beginn klar, wie der Zombie im letzten Kapitel der Filmreihe läuft. Nach einer endlos scheinenden, von Alice erzählten Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse (Immerhin hat man es geschafft, dafür innerhalb der fünf Vorgängerfilme so etwas wie eine zusammenhängende Handlung zu finden!) zeigt uns Regisseur Anderson, wie seine Heldin durch die Trümmer von Washington, D.C. stapft.
Das bedeutet: Kein spektakulärer Kampf zwischen Menschen und Monstern, wie im Vorgänger angeteasert! Eine Erklärung, was passiert ist, gibt es lediglich in erzählter Form: "Wesker hat die letzten Hoffnungsträger der Menschheit zusammengerufen und sie alle betrogen." Alle futsch, außer Alice. Das ist in etwa so, als hätte Peter Jackson in seinen "Der Herr der Ringe"-Verfilmungen einfach die Schlacht um Helms Klamm übersprungen. Man fühlt sich als Zuschauer betrogen. Nie passte der Leitsatz "Show, don't tell" besser als hier.
Und auch der Rest des Spektakels hält nicht, was man als Fan der Reihe gewohnt ist. Alice wird auf die Reise zurück zum "Hive" in Raccoon City (wir erinnern uns: das unterirdische Labor, in dem alle begann) geschickt, wo sie innerhalb von 48 Stunden verhindern muss, dass ein Virus freigesetzt wird, das den überlebenden Rest der Menschheit auslöscht. Klingt zunächst ganz spannend, doch Visualisierung und Ausstattung wirken vor allem im Vergleich zum direkten Vorgänger wie eine etwas besser budgetierte Videopremiere.
Außer südafrikanischer Highway-Einöde und Bauruinen gibt es nicht viel zu sehen. Vor allem die dunkle Lagerhallenoptik des Hive enttäuscht. Völlig untypisch für Regisseur Anderson sind auch die Kampfszenen ein rasend schnell geschnittenes, unübersichtliches Chaos. Es scheint, als wäre dem guten Techniker für das Finale seiner Filmreihe jegliches Verständnis für guten Schnitt und den Einsatz von 3D abhandengekommen. Dass er das besser kann, hat er etwa mit dem spektakulären Duschraum-Kampf in "Resident Evil: Afterlife" gezeigt.
Substanzloses Gequassel
Doch das ist gewolltes Chaos: Statt der wundervoll gefilmten und bis ins letzte Detail durchchoreographierten 3D-Zeitlupen-Actionszenen der Vorgänger hat sich Anderson für das Ende der Reihe dazu entschieden, auf wackelige Handkameras zu setzen. Das sollte dem Film laut Anderson mehr Energie geben, führt letztlich aber eher zu Kopfschmerzen beim Zuschauer.
Gleiches gilt auch für die Dialoge. Zugegeben, die "Resident Evil"-Reihe war noch nie bekannt für die tiefschürfenden Unterhaltungen ihrer fast durchweg charakterlosen Figuren. "The Final Chapter" setzt dem mit wenig Elan vorgetragenen Unsinn der Vorgänger aber mit Krachern wie: "Wir haben versagt, weil wir gescheitert sind.", die unangefochtene Krone auf. Blöd, dass sich der Film stellenweise (vor allem im Finale) äußerst geschwätzig gibt und das tiefe Qualitätsniveau des gesprochenen Unsinns dabei durchgängig hält.
"Resident Evil: The Final Chapter" ist zwar durchzogen von den richtigen Intentionen, scheitert aber letztlich an der Ausführung und dem mutmaßlich gegenüber dem Vorgänger deutlich geschrumpften Budget ("Resident Evil: Retribution" durfte sich an 65 Millionen US-Dollar bedienen, zu dem merklich kostengünstiger wirkenden "Final Chapter" liegen keine offiziellen Zahlen vor). Der Film wirkt wie ein halbgarer Kompromiss und brachte zumindest mir nicht den Spaß, den ich mit den Vorgängern hatte. Im Gegenteil: Das erste Mal hatte ich das Bedürfnis, bei einem "Resident Evil"-Film aus dem Kinosaal zu rennen. Irgendwann wollte ich nur noch, dass es endlich vorbei ist.
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