Es gibt nur wenige Entwickler, die sich einem einzigen Genre derart leidenschaftlich widmen wie das finnische Team von Housemarque. Mit Twinstick-Shootern wie Resogun, Alienation und der Super Stardust-Reihe geben sich die Entwickler immer wieder ihrer Sehnsucht nach treibender Arcade-Action hin und erheben das oft besungene Retro-Gefühl zur Design-Philosophie.
Wie schon bei Resogun und seinem Vorbild Defender stand auch für Nex Machina ein Arcade-Titel Pate, der aus der Feder von Entwickler-Legende Eugene Jarvis (Smash TV, Defender) stammt. Der Shoot'em up-Hit Robotron 2084 war aber nicht einfach nur die Inspirationsquelle für Nex Machina, das die Entwickler von Housemarque dann mit eigenen Ideen erweitert haben. Tatsächlich gesellte sich Jarvis selbst als kreativer Berater zu den Nex Machina-Machern und half bei der mehr als gelungenen Neuinterpretation seines Klassikers.
Das Beste von damals
Das Spielprinzip bleibt Housemarque-typisch ebenso aufs Nötigste reduziert wie die Story. In einer dystopischen Zukunft haben Maschinen ein eigenes Bewusstsein erlangt und daraufhin beschlossen, einfach mal die gesamte Menschheit auszulöschen - Terminator lässt grüßen. Jedes der insgesamt sechs Level besteht aus mehreren Mini-Arealen, in denen wir alle Maschinen beseitigen müssen, um in den nächsten Abschnitt vorzudringen. Je mehr Menschen wir währenddessen retten, desto besser für unseren Highscore. Am Levelende wartet dann ein aufwändig inszenierter, mehrstufiger Bosskampf.
Mit Abschüssen und Rettungsaktionen erhöhen wir sukzessive unseren Punkte-Multiplikator, der immer dann wieder zurückgesetzt wird, sobald wir von der Roboterhorde verschlungen werden. Koop-Fans dürfen auch gemeinsam mit einem Kumpel auf Maschinenjagd gehen, wobei sich beide Spieler einen Bildschirm teilen. Allerdings nur lokal, ein Online-Modus fehlt.
Wenig Spielraum für viel Spielspaß
Im Gegensatz zu Resogun, wo sich das Geschehen auf einem zylinder-förmigen Endlos-Level abspielt, bei dem stets ausreichend Möglichkeiten zur Flucht vorhanden sind, wirft uns Nex Machina in eine Abfolge an engen Arenen, in denen wir konstant unter Druck stehen. Somit müssen wir noch mehr Risiko eingehen und Schneisen in die Gegnermassen schlagen, die uns in den kleinen Abschnitten verfolgen. Feste Geschütze, die ihre breitgefächerten Bullet-Hell-Projektile in einfachen Mustern über die Karte jagen, schränken den Bewegungsspielraum zusätzlich ein.
Glücklicherweise lässt sich Nex Machina aber sehr präzise steuern und die bekannten Twinstick-Mechaniken wirken so feinjustiert wie noch nie zuvor. Das gleichzeitige Bewegen und Schießen funktioniert intuitiv und selbst riskante Manöver sind problemlos möglich, sofern wir uns vorher einen sicheren Weg durch die Feinde geballert haben. Via Knopfdruck lässt sich zudem ein Sprint ausführen, der uns ein kleines Stück unverwundbar durch das Level springen lässt. Sonst undurchdringliche Gegnerblockaden oder Laser-Hindernisse sind dadurch für einen Moment kein Problem mehr.
Bullet-Hell-Multitasking
Wer wirklich in die höheren Highscore-Regionen vordringen möchte, muss neben dem Überlebenskampf die Mini-Level zusätzlich nach Geheimnissen absuchen. Das können verstecke Menschen sein, Zugänge zu geheimen Arealen oder besondere Gegner, die unter Zeitdruck zerstört werden müssen. Der Haken an diesen Erkundungen ist aber, dass diese Geheimnisse geknackt werden müssen, bevor der letzte Gegner das Zeitliche segnet. Sobald das passiert, springen wir nämlich automatisch in den nächsten Level. Profis schließen die Gesamt-Level dann auch noch in Rekordzeit ab, um sich weitere Boni zu sichern.
Hilfreich dabei sind die einsammelbaren Power-ups, die sich in Kisten verstecken. Wer darauf achtet, diese einzustreichen, darf sich zum einen über passive Verbesserungen wie erhöhte Waffenstreuung oder ein Schild freuen und zum anderen über Spezialwaffen wie Raketenwerfer und Bomben, die wir neben der Primärwaffe aktiv einsetzen können, um besonders knackige Gegner vom "Ernten" der Menschen abzuhalten. Hier erfordert Nex Machina zusätzliches Geschick beim strategische Einsammeln der Power-ups - manchmal ist es nämlich klüger, den Raketenwerfer zu meiden und beim Super-Laser zu bleiben.
Wunderschöner Frust
Nex Machina kann gnadenlos sein und mächtig frustrieren, denn wenn der Multiplikator durch einen dummen Fehler wieder zurückgesetzt wird, ist meist auch der komplette Highscore-Run im Eimer. Dank der fünf fair ausbalancierten Schwierigkeitsgrade ist zwar prinzipiell für jeden Spielertypen die passende Herausforderung dabei. Das ändert aber nichts am Ärger, wenn ein bis dahin perfekter Run ein jähes Ende findet. Und so haben wir uns immer wieder dabei erwischt, wie wir dasselbe Level zigfach neu gestartet haben, sobald wir unserer Einschätzung nach zu früh ins Gras beißen mussten. Für jeden Spielmodus und gewählten Schwierigkeitsgrad bietet Nex Machina eigene Online-Ranglisten.
Um das Spiel einfach nur zu beenden und den finalen Boss in die Knie zu zwingen, braucht es nur vier bis fünf Spielstunden - ein perfekter Run dürfte sogar in weniger als 30 Minuten machbar sein. Aber die Betonung liegt eben auf "perfekt": Seinen wahren Umfang enthüllt Nex Machina, wenn wir minutiös den nächsten Versuch planen, um so schnell und effizient wie möglich durch die Level zu sprinten, ohne den kostbaren Multiplikator in Gefahr zu bringen. Langweilig wird Nex Machina schon deswegen nicht, weil jede Aktion des Spielers durch beeindruckende und befriedigende audiovisuelle Effekte belohnt wird.
Die Neon-Blitze und Voxel-Explosionen können jedoch nicht über das dürftige Art Design von Nex Machina hinwegtäuschen. Schon bei Alienation wirkten Gegner und Spielwelt teilweise generisch, das ist beim retrofuturistischen Look von Nex Machina nicht besser geworden. Und die eigene Spielfigur mit Outfits, Munitionsfarben und Helmen zu individualisieren macht nur halb so viel Spaß, wenn der Charakter so oder so austauschbar bleibt. Aber wer will schon Items jagen, wenn es auch ein neuer Highscore sein kann?
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