1993: Der Autor dieses Artikels spielt Day of the Tentacle auf dem PC – und kann nicht nachvollziehen, warum George Washington partout einen Kirschbaum fällen will.
2016: Der Autor dieses Artikels spielt Day of the Tentacle Remastered (jetzt auch für Konsolen!), löst das Kirschbaum-Rätsel nach 23 Jahren erneut. Und weiß immer noch nicht, was eigentlich dahinter steckt. Doch jetzt gibt's ja dieses Internet, und mit Google (und dem geschichtsbegeisterten Kollegen Markus Schwerdtel) findet er endlich raus, warum der Herr Washington so fixiert auf Kirschbäume ist. Weil nämlich...
1738: Der sechsjährige George Washington, später erster Präsident der USA, demoliert mit einer frisch geschenkten Axt den väterlichen Kirschbaum. Daddy schimpft, der kleine George gesteht sofort: »Ich kann nicht lügen... ich war's!«
2016: Google verrät aber auch, dass die Kirschbaum-Anekdote völlig erfunden ist. Ironischerweise wollte Washingtons späterer Biograph mit dieser Lügengeschichte Washingtons frühkindliche Ehrenhaftigkeit unterstreichen. Trotzdem kennt so ziemlich jeder US-Amerikaner die ausgedachte Geschichte – vielleicht auch durch das Adventure Day of the Tentacle, das jetzt auch in einer Remastered-Version gibt.
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Gestern. Heute. Morgen.
Das waren jetzt zu viele Zeitsprünge und eine Überdosis amerikanische Geschichte? Dann haben Sie wohl nie Day of the Tentacle gespielt. Denn das klassische LucasArts-Adventure, durch das wir uns 1993 zum ersten Mal begeistert pointen und clicken, steckt voller solcher toll verwobenen Zeitreisesprünge und Anspielungen auf die Gründerzeit der USA. Um ein purpurfarbenes Tentakel (!) von der Weltherrschaft (!!) abzuhalten, machen sich die drei Freunde Bernard, Hoagie und Laverne auf eine unfreiwillige Zeitreise. Doch das Experiment scheitert, Rock'n'Roller Hoagie landet im Jahr 1776, Nerd Bernard plumpst in die Gegenwart zurück, Blondinen-Abziehbild Laverne stürzt in besagten Kirschbaum – 200 Jahre in der Zukunft. Wir steuern die drei Helden einzeln, jeden auf seiner Zeitebene, und können meistens frei zwischen ihnen wechseln. So weit, so original.
Das neue Day of the Tentacle Remastered lässt diese Story und ihre abgedreht-klugen Rätsel zum Glück völlig unangetastet. Neu sind vor allem die zeitgemäße Auflösung ohne Pixel-Augenschäden und das Mehr an Sprachausgabe – die gab's früher zwar auch schon, aber eben nicht bei jedem Dialog. Die neuen deutschen Sprecher haben das gesamte Spiel neu vertont und machen einen ordentlichen bis sehr guten Job. Die damals schon mäßig ins Deutsche übersetzten Texte wurden leider nicht überarbeitet, wir finden sogar noch das veraltete »daß« (statt »dass«) und »Mark« (statt Euro, wobei im amerikanischen Original sowieso die Fünf-Cent-Münze gemeint war, auf der Thomas Jefferson abgebildet ist). Insgesamt kommt die deutsche Übersetzung kein bisschen an die bestens lokalisierten Monkey Island-Texte von Boris Schneider-Johne heran – wer sprachlich fit genug ist, schaltet daher aufs englische Original um.
Die Anpassung an die PlayStation 4 ist weitgehend gelungen. Das neue Ringmenü funktioniert problemlos. Mit der praktischen »snap to hotspot«-Funktion springen wir zudem mit dem rechten Analogstick alle benutzbaren Gegenstände auf dem Bildschirm direkt an. Das in Adventures oft nervige Absuchen des Bildes mit dem Cursor entfällt damit. Negativ aufgefallen ist uns im Test jedoch, wie lange das Anlegen eines Spielstandes dauert, rund 15 Sekunden starrt man zur Untätigkeit verdammt auf den Speicherbalken. Immerhin kann man in Day of the Tentacle nicht sterben. Man muss also wirklich nur speichern, wenn man zu Spielen aufhören möchte.
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