Ihr habt als griechischer Rachegott Sirenen verknotet und als Ryu Hayabusa selbst in der dicksten Action einen klaren Kopf behalten? Wenn ihr all das mit »Ja« beantworten könnt, seid ihr genau in der Zielgruppe für Bayonetta. Das Spiel will die schnelle Action von Ninja Gaiden und die epochale Inszenierung von God of War verbinden und auf eine neue Ebene heben. Wie schlägt sich Hexe Bayonetta gegen die sonst männliche Konkurrenz?
Wilder Hexenritt
Alles an Bayonetta ist durch und durch japanisch. Damit sind nicht Kulleraugen oder knuffige Charaktere gemeint, sondern die wahnwitzigen Schauplätze, Einfälle und übertriebenen Actioneinlagen im Spiel. Schon die Anfangssequenz macht klar, dass eine Achterbahnfahrt sondergleichen bevorsteht: Zu Beginn seht ihr zwei betont weibliche Hexen in Großaufnahme, eine davon die Titelheldin Bayonetta. Die Kamera schwenkt zurück und ihr seht, dass die beiden Damen auf den Trümmern einer Kathedrale eine nicht enden wollende Klippe hinabstürzen und von engelhaften Kreaturen angegriffen werden. In der Rolle der Hexe schlachtet ihr euch durch alles, was auch nur ansatzweise nach Gegner aussieht, bis ein gewaltiger zweiköpfiger Drache den Boden wegsprengt. Das ist nur der Auftakt zu einem mehr als achtstündigen Effekt-Overkill, der euch nur selten eine Pause gönnt.
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Aber wozu das alles? In erster Linie, weil Bayonetta ihr Gedächtnis verloren hat. Die Gute verfügt zwar über außergewöhnliche Kräfte, weiß aber nichts über ihre Herkunft. Nur eines ist klar: Als die Hexe versucht, Licht in ihre Vergangenheit zu bringen, stellen sich ihr himmlische Krieger in den Weg. Die Engel gibt es in allen Größen und Formen. Standardgegner sehen aus wie eine Mischung aus Mensch und krähenartigem Wesen, später wird das Design aber ein ganzes Stück abgefahrener. Es stürmen schon mal fliegende Kanonenboote mit einem Gesicht am Bug oder Köpfe mit zwei Engelsschwingen als Ohren auf euch ein.
Schnetzeln mit Stil
Ebenso abgefahren wie die Gegner sind die schlauchartigen Levels im Spiel, die ihr im Laufe der 14 linearen Kapitel nacheinander abklappert. Ihr turnt nicht nur in fiktiven europäischen Städten herum, sondern besucht auch Wolkenkratzer, verlassene Ruinen oder gar Parallelwelten und paradiesische Landschaften in Parallelwelten, in denen schon mal ganze Gebäude kopfüber im Raum hängen. Die Hexe bleibt dabei nicht nur in menschlicher Gestalt, sondern kann sich im Laufe des Spiels auch in einen Panther und einen Vogel verwandeln. Klar dass das auch mehr Bewegungsfreiheit mit sich bringt. Überall lauern die himmlischen Horden und wollen Bayonetta ans Leder. In einer Szene gleich zu Beginn des Spiels etwa betretet ihr einen Platz des barocken Städtchens Vigrid. Prompt materialisieren sich einige Fieslinge vor eurer Nase. Nun kommt das abwechslungsreiche Kampfsystem von Bayonetta ins Spiel. Die Hexe macht einen Handstand und feuert mit den Knarren an ihren Stiefeln auf kleinere Gegner, weicht in letzter Sekunde einem fiesen Hieb aus und springt dadurch in die sogenannte Hexenzeit. Da sich die Himmelsbrut dann in Zeitlupe bewegt, fasst ihr einen der Wichte und kickt ihn per Folterangriff (siehe Kasten) in eine eiserne Jungfrau. Anschließend schnappt ihr euch den Stab eines besiegten Gegners. Auch andere Waffen, wie Morgensterne, Klauen oder Blasinstrumente, die Energiekugeln verschießen, kann Bayonetta aufnehmen und auf fiese Art gegen die Feinde verwenden.
Spaßig: An einigen Stellen sucht ihr nach einem überdimensionalen Schlüssel. Damit öffnet ihr nicht nur die Tür zum nächsten Abschnitt, sondern benutzt ihn auch als Waffe um Feinde zu spalten. Aber zurück zum Kampf. Den Stab rammt Bayonetta in den Boden, dreht sich daran mit wilden Kicks und macht allen Engeln endgültig den Garaus. Aber zu früh gefreut. Ein Riese mit Axt kriecht aus dem Boden und hackt sofort auf euch ein. Es wird Zeit, dass die wallende Haarpracht der Hexe in Aktion tritt. Normalerweise bedeckt die Frisur den Körper von Bayonetta als hautenger Anzug, bei Bedarf entblößt sich die Dame aber und ihre Haare hauen Feinden in der Form riesiger Fäuste und Stiefel auf die Zwölf. Geht der Riese zu Boden, dreht Bayonetta völlig ab und beschwört einen imposanten haarigen Drachenkopf. Der schlägt sofort seine Zähne in den Engelshünen. Während ihr noch auf die Tasten hämmert, um mehr Bonuspunkte zu bekommen, verspeist das Riesenvieh euren Gegner zum Frühstück. Durch die gelungene Steuerung wirbelt ihr schon nach kurzer Zeit wie ein Derwisch durch das Engelspack. Das sieht nicht nur klasse aus, sondern spielt sich auch dynamisch, flüssig und dank einer Unzahl an Angriffskombinationen auch enorm abwechslungsreich.
Anspruch aus der Hölle
Eure Kinnlade klappt nicht nur durch die irrwitzige Action runter, sondern auch wegen des nicht gerade niedrigen Schwierigkeitsgrads. Bayonetta ist kein Kindergeburtstag: Ab der Stufe »Normal« fetzen euch Standardgegner schon mal die halbe Lebensleiste runter und ihr habt alle Hände voll zu tun, die flinken Widersacher mit wirkungsvollen Angriffen zu treffen. Auch die manchmal störrische Kamera wird euch einige Leben kosten. Das ist umso ärgerlicher, da mit der Anzahl eurer verbrauchten Continues auch die Bewertung am Ende eines Kapitels leidet. Deshalb solltet ihr die Fähigkeiten von Bayonetta konstant ausbauen. Nach jedem Kampf erhaltet ihr je nach Leistung eine Anzahl Heiligenscheine, die ihr im Höllenshop gegen coole neue Ausrüstung und Fähigkeiten tauscht. Im Angebot sind etwa Schrotflinten, schlagkräftige Klauenhandschuhe oder stylishe Bewegungen, wie ein Breakdance-Move, bei dem Bayonetta über den Boden gleitet und alle umstehenden Gegner mit Kugeln vollpumpt. Mit hilfreichen Gegenständen passt ihr den Kampfstil der Hexe an eure Wünsche an. Dank dem Böse-Ernte-Rosenkranz etwa wird die Hexenzeit-Fähigkeit durch eine Konterattacke ersetzt. Weicht ihr nun Attacken aus, zerfetzt es eure Gegner in einer heftigen Explosion.
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