Anders als in der realen Welt, ist die Kommunikation im Internet oftmals sehr stark anonym. Diese Anonymität hat ihre Vor- und Nachteile. Sie kann etwas sehr Gutes sein - sogar förderlich für manche Menschen. Es fällt einem leichter an fremde Menschen heranzutreten, da niemand gezwungen ist, sich selbst dem Gegenüber zu offenbaren. Oder man gibt seine Meinung wieder, zu einem Thema, welches man normalerweise nicht ansprechen würde. Oftmals tritt anstelle der eigenen Identität, ein erfundener Nickname oder ein virtueller Avatar.
Die Schattenseiten der Anonymität
Doch es gibt auch leider die Schattenseite der Anonymität. So nehmen sich viele heraus, andere Mitmenschen zu beleidigen, da ein richtiger Name oder gar ein richtiges Gesicht nicht vorhanden sind. Es gibt regelrechte Mobbing-Phasen in vielen sozialen Medien, Foren oder auch in Videospielen. Dort wird ein ersichtliches Opfer herausgesucht und systematisch fertig gemacht. Dieses Mobbing und diese Beleidigungen können besonders bei schüchternen, zurückhaltenden Menschen viele psychische Probleme hervorrufen.
Wenn man die Verantwortlichen darauf aufmerksam macht, dass ihr Verhalten nicht richtig ist oder sie bittet doch etwas respektvoller mit ihren Mitmenschen umzugehen, kann der Ton sehr schnell ins Negative fallen oder sogar in einer Drohung enden. Oftmals richtet sich dieser Hass schnell gegen diejenigen, die versuchen zwischen den Parteien zu verhandeln - was ich als Moderator einer Gaming Zeitschrift regelmäßig erfahre.
Cybergrooming und Mobbing in Spielen
Ich denke das solche Menschen sich dieses Verhalten im realen Leben nicht zutrauen würden. Dort fehlt ihnen dann der Mut, wenn sie sich nicht verstecken können und die Konsequenzen ihrer Taten erleben müssen. Am meisten fällt mir so etwas häufig in MMOs auf. Diese dienen nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch als Kommunikationsplattform zwischen vielen Menschen und Communities. Leider passiert es oft genug, dass ein neuer Spieler mit Beleidigungen und Drohungen überschüttet wird, weil er oder sie sich noch nicht gut genug mit dem Spiel auskennen. Traurigerweise haben viele Leute auch Spaß daran auf anderen herumzuhacken, da ihnen häufig die Konsequenzen ihrer Taten erspart bleiben. „Verpisst euch aus dem Spiel“, „Ich hoffe du Stirbst“ – solche und ähnliche Beschimpfungen kursieren in den Chats – um ein paar Beispiele zu nennen. Besonders schlimm wird es, wenn ein Spiel eine direkte Sprachfunktion besitzt. Dann bekommen die Beleidigungen auch noch eine persönliche Note, die viel verletzender sein können.
Cybergrooming beschreibt unterschiedliche Handlungen im Internet, die sexuellen Missbrauch vorbereiten oder anbahnen sollen. Diese finden insb. auf Online-Gaming-Plattformen oder zugehörigen Chats statt und richten sich an minderjährige Spielerinnen und Spieler. Zum Anteil der betroffenen Spielerinnen und Spielern für Deutschland liegen aktuell keine Daten vor. Im Jahre 2019 wurden in Deutschland jedoch über 3.000 Fälle von strafbarem Einwirken auf Kinder mit technologischen Mitteln erfasst und es wird davon ausgegangen, dass die Dunkelziffer höher liegt.
Cybermobbing (auch Cyberbulling) beschreibt das Bedrohen, Beleidigen oder Belästigen von Nutzerinnen und Nutzern, das in Messengerdiensten, sozialen Netzwerken, aber auch in Online-Spielen stattfinden kann. Auch hier gibt es für Deutschland keine spezifischen Daten dazu, wie hoch der Betroffenen in Online-Spielen ist. Eine Befragung von Kindern und Jugendlichen in einer Online-Spiele-Community die international tätig ist, zeigt jedoch, dass die Anteile hoch sind. 57% der Befragten gaben dabei an, dass sie bereits in Online-Spielen schikaniert wurden und 47% erhielten Drohungen. Außerdem gaben 22% an, ein Spiel bereits aufgrund von Cybermobbing aufgegeben zu haben. Eine Befragung in den USA mit Jugendlichen und Erwachsenen, die Online-Spiele nutzen, zeigt ein ähnliches Bild. Hier gaben insb. junge Mädchen an, dass sie von Cybermobbing betroffen waren. Je älter die Befragten desto geringer die Betroffenheit insgesamt.
Ein einziger, kleiner Kommentar - so belanglos er für manch einen auch ist - kann das Leben eines Menschen zerstören. Vielleicht geschieht dies meistens nicht absichtlich. Vielleicht wird leichtsinnig etwas geschrieben? Vielleicht bereut der ein oder andere auch das, was er oder sie einer anderen Person geschrieben hat? Ich frage mich jedes Mal, wenn ich so etwas lese, woher kommt der Hass derer, die sich so verhalten?
Ich denke in der letzten Zeit hatten wir genug Problem auf der Welt. Erst Corona und jetzt aktuell der Krieg in der Ukraine – und beides ist noch nicht überstanden. Wäre es nicht mal an der Zeit, dass wir nett und respektvoll miteinander umgehen? Wir Moderatoren in den vielen Foren im Internet geben jeden Tag unser Bestes, um genau das umzusetzen und Hass entgegenzuwirken.
Nicht jedem kann gefallen was der andere macht. Andere Meinung zu tolerieren, aber eben auch zu widersprechen ist Teil unserer freien Meinungsäußerung. Vergesst nur nie anderen Menschen mit Respekt und Würde zu begegnet – egal ob auf der Straße oder im Internet.
Anonymität im Internet
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