Hinweis: Dieser Test bezieht sich auf die gesammelten Einzelepisoden von The Wolf Among Us. Die komplette Staffel erscheint erst im November in einer Retail-Version. Dann folgt auch die Wertung für die wahrscheinlich technisch besseren Versionen für Xbox One und PlayStation 4.
Der große, böse Wolf aus dem Märchen als Spielfigur - mit dieser Ausgangssituation konfrontiert uns The Wolf Among Us von Telltalle Games. Der titelgebende Wolf heißt mit Vornamen Bigby und ist der kettenrauchende Sheriff von Fabletown, einer Gemeinschaft im Exil lebender Märchenfiguren, die sich mitten in New York City eine neue Heimat aufgebaut haben.
Die Geschichte der Flüchtlinge wird in der Comicreihe Fables erzählt, das Spiel The Wolf Among Us ist allerdings etwa 15 Jahre vor dem ersten Comic angesiedelt und erzählt die Vorgeschichte. Viel Spiel bekommen wir in der Umsetzung allerdings nicht, The Wolf Among Us ist Telltale-üblich eher eine interaktive Geschichte, in der wir immer wieder Entscheidungen treffen müssen, um die Story am Laufen zu halten.
Mehr als nur ein Mord
Wie bei jeder guten Kriminalgeschichte steht auch am Anfang von The Wolf Among Us ein Mord, dessen Opfer dem Sheriff zumindest teilweise direkt vor der Haustür abgelegt wird. Wir, alias Bigby, wollen den Killer natürlich schnappen, bevor er das nächste Mal zuschlägt, allerdings stellen wir schnell fest: An dem Mord hängt ein ganzer Rattenschwanz aus Lügen und krummen Machenschaften, deren Netz sich im Verlauf der Staffel über halb Fabletown auszustrecken scheint.
Am Ende ist kaum noch eine Märchen- oder Sagenfigur übrig, die nicht in irgendeiner Form in die Sache verstrickt ist. Der anfängliche Mord ist dabei nur die Spitze des sprichwörtlichen Eisbergs, und Bigby muss tief in die kriminelle Unterwelt von Fabletown vordringen, um den Fall zu lösen.
Bei den Ermittlungen muss sich Sheriff Bigby auf die Kooperation der Bürger von Fabletown verlassen. Die haben allerdings selbst genug Probleme, und manche von ihnen helfen uns deshalb erst, wenn wir ihnen Schutz zusichern. Leicht hat es Bigby bei der Suche nach dem Mörder folglich nicht, und der Druck wächst beträchtlich, als eine zweite Leiche auftaucht.
Skrupellos und Spaß dabei
Immerhin bekommt er Unterstützung durch Snow White, die in Fabletown als Assistentin des stellvertretenden Bürgermeisters Ichabod Crane (aus Sleepy Hollow) alle Hände voll zu tun hat, sowie vom Bibliothekar Bufkin (der geflügelte Affe aus dem Zauberer von Oz).
Erschwert wird Bigby die Arbeit im Gegenzug von diversen Gestalten, die für den mysteriösen »Crooked Man« arbeiten, der lange nur namentlich in Erscheinung tritt. Tweedledee und Tweedledum (aus Alice im Wunderland) stehen genauso auf seiner Gehaltsliste wie Bloody Mary (die Dame aus der urbanen Legende).
Letztere hat zwar nur wenige Auftritte, doch die bleiben uns dafür umso besser im Gedächtnis, da Mary in ihrem Job als Handlangerin und Bodyguard des Crooked Man vollkommen skrupellos zu Werke geht, jede Menge Spaß dabei hat, anderen Schmerzen zuzufügen, und uns das auch mehrfach unter die Nase reibt.
Prügeleien mit diesen finsteren Gestalten und den weniger kooperativen Einwohnern von Fabletown lassen sich nicht vermeiden. Die Schlägereien sind als Quicktime-Sequenzen gut eingebettet, bleiben allerdings bis auf zwei Verfolgungsjagden und das Untersuchen von Gegenständen das einzige wirklich spielerische Element in The Wolf Among Us.
Auf richtige Rätsel warten wir in dem Telltale-Adventure vergeblich. Einen einsamen Grübelansatz bietet das Öffnen eines Behälters, wobei wir hier für die Lösung des Rätsels lediglich drei Ringe in die richtige Position drehen müssen.
Starke Charaktere
Die große Stärke von The Wolf Among Us liegt, wie für Telltale-Spiele üblich, in der Darstellung der Charaktere. Wir können mit Bigby natürlich erst beißen und dann Fragen stellen - wir können aber auch so lange wie möglich Ruhe bewahren und mit einem besonnenen Wolf Charaktere auf unsere Seite ziehen, die uns sonst weit feindseliger gegenüberstehen.
Doch nicht nur die Hauptcharaktere werden großartig in Szene gesetzt. In der ersten Episode sind es der wie ein Kesselflicker fluchende Frosch Mister Toad, dessen Vertonung uns vom Hocker haut, und sein Sohn TJ, den wir am liebsten knuddeln und nicht mehr loslassen würden. Später haben wir großes Mitleid mit Trolldame Holly, wollen Bluebeard einfach nur an die Gurgel gehen und haben immer wieder Gänsehaut wegen Bloody Mary.
Die Geschichte hält uns mit ihren zahlreichen kleineren und größeren Wendungen bei der Stange: So bekommen wir mal von unerwarteter Seite Hilfe, mal stellen wir fest, dass unser Hauptverdächtiger, den wir eigentlich schon hinter schwedischen Gardinen gesehen haben, mit den Morden rein gar nichts zu tun hat und stattdessen selbst zumindest irgendwie zu den Leidtragenden gehört.
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