Ende November 2011 in Las Vegas: Rund 5.000 Menschen quetschen sich in den großen Saal des Mandalay Bay-Hotels und jubeln frenetisch einem etwas dicklichen Mann auf der Bühne zu. Lebt Elvis etwa doch noch? Nein, der freundliche Mensch da oben ist der Schwede Markus Persson, besser bekannt unter seinem Pseudonym Notch. Und der ist nicht etwa Sänger oder Schauspieler, sondern der Erfinder und lange Zeit einzige Programmierer von Minecraft.
Dieser Indie-Titel (Indie =ohne Finanzierung oder Führung durch einen etablierten Publisher) sorgt seit Mai 2009 auf PC und Mac für Furore und hat mittlerweile rund 18 Millionen registrierte Spieler, von denen weit über 4 Millionen das Spiel auch gekauft haben. Nach Versionen für Smartphones soll Minecraft im Frühjahr 2012 nun auch als XBLA-Titel für die Xbox 360 erscheinen. Wir erklären, was hinter dem Minecraft-Hype steckt, und wie die Konsolen-Version funktionieren wird.
Ein Mann, eine Axt, viele Zombies
Wer Minecraft zum ersten Mal startet, steht im wahrsten Sinne des Wortes allein auf weiter Flur. Die Spielfigur Steve wacht inmitten einer idyllischen (zufällig generierten) Landschaft und hat keine Ausrüstung, kein Ziel, keine Ahnung. Ein Tutorial gibt es in Minecraft genau so wenig wie eine Hilfefunktion. Das klingt nach Spielesteinzeit, erzeugt aber eine ganz eigene Atmosphäre zwischen verzweifelter Verlorenheit und Abenteuerlust. Denn unter den grünen Hügeln warten unglaubliche Schätze – und natürlich Monster!
Bevor es aber in die namensgebenden Minen geht gilt es erst mal, die Nacht zu überstehen. Ein Minecraft-Tag dauert acht Minuten. Genau so viel Zeit hat Steve, sich einen Unterstand zu bauen. Der schützt ihn vor den Skeletten und Zombies, die nachts die Welt bevölkern. Also drischt der Held erst mal auf einen Baum ein, bis der in Holzblöcke zerbröselt – das erste Baumaterial. Im Inventar-Bildschirm werden im simplen Crafting-Menü (2x2 Felder für Zutaten) aus den Holzbrocken Stöcke, vier Blöcke richtig angeordnet ergeben eine Werkbank. Die einfach auf den Boden stellen, und schon kann man im jetzt 3x3 Felder großen Crafting-Menü komplexere Gegenstände bauen.
So kombiniert Steve etwa zwei Stöcke und drei Holzblöcke zu einer Holzaxt. Die ist nicht besonders stabil, doch das Baumfällen geht damit deutlich fixer als von Hand. Nach und nach kommt der Gestrandete so an immer besseres Werkzeug, bis er schließlich eine einfache Hütte bauen kann, die Schutz vor den Gefahren der Nacht bietet. Was am nächsten Morgen wartet? Das liegt ganz am Spieler. Vielleicht widmet er sich dem Ausbau der Hütte und ergänzt sie um ein zweites Stockwerk. Ein Fenster wäre fein, ein Ofen oder ein Bett? Oder er gräbt unter der Erde nach Bodenschätzen und Dungeons. Oder er versucht, Schweine und Schafe zu züchten. Oder er pflanzt Weizen und Wassermelonen. Oder er legt Gleise für Lorenfahrten. Oder er baut mit dem magischen Redstone-Staub Computer-Schaltkreise. Oder er geht auf Monsterjagd. Oder er zähmt wilde Wölfe. Oder er erkundet einfach nur die Landschaft. Oder, oder, oder …
Kein Actionspiel – aber was dann?
Auch wenn man bei Zombies und Skeletten an ein Actionspiel glauben könnte, Minecraft ist ganz und gar kein Haudrauf-Titel. Überhaupt fällt eine Genre-Einordnung extrem schwer, denn Minecraft ist tatsächlich, was der jeweilige Spieler draus macht. Das ist in Zeiten, wo man in den meisten Titeln nur Questlogs und To-Do-Listen abarbeiten muss ungewöhnlich, und dürfte viele »traditionelle« Spieler abschrecken. Mit so viel Freiheit muss man nämlich erst mal fertig werden.
Das fängt schon beim Spielziel an – es gibt keins! Zwar wurde mit der Version 1.0 der schreckliche Enderdrache als absoluter Endgegner eingeführt, doch irgendeinen roten Faden dorthin oder gar Zwischenbosse fehlen. Wer den Enderdrachen bekämpfen will, muss ultraseltene Bauteile sammeln und damit in einer der raren Festungsruinen ein Portal in die Ender-Welt öffnen. Wie man an die Rohstoffe kommt und wie man es anstellt, so eine Ruine zu finden, bleibt jedem selbst überlassen.
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