Hard Corps: Uprising im Test - Test für XBLA

Kein Contra im Titel doch knallharte Action im Herzen: Kann Hard Corps: Uprising dem großen Namen gerecht werden?

Hurra, ein Klassiker ist zurück. Man sollte sich nicht vom Namen täuschen lassen. Hard Corps: Uprising ist das neue Contra. Wer es nicht kennt: Contra ist ein Klassiker aus der NES-Ära, ein angenehm schwerer Sidescroll-Shooter. Eines der Sequels hieß in Amerika Contra: Hard Corps. In Europa kennt man das Ding unter dem Namen Probotector, und dieses Spiel schlägt den Bogen zu Hard Corps: Uprising. Die erste Hauptfigur, Bahamut, war damals noch einer der Bösewichter. Heute ist er der geläuterte, aus allen Rohren feuernde Rächer, der sich an der Seite einer blonden Rebellin gegen das dunkle Commonwealth Empire stellt. Die Story ist ein bisschen an den Haaren herbeigezogen und wird außerdem nur in Textboxen erzählt, was ergo heißt, dass sie sowieso nur Nebensache ist. Daran soll es aber nicht scheitern, wir wollen Action mit drei Ausrufezeichen, so soll Contra sein.

Also ran an den Speck, ab in den Arcade-Modus. Mit einem Contra-typischen Metal-Riff geht es ab ins Gefecht. Wie es sich für die Entwickler von Arc System Works (BlazBlue, Guilty Gear) gehört, ist das Schlachtfeld in einen hübschen handgezeichneten Anime-Stil getaucht, der geschickt 2D und 3D-Elemente verbindet. Und das Prinzip ist unverändert: Man läuft von links nach rechts und ballert alles über den Haufen, was nicht zum Levelinventar gehört. Da wird Nostalgie wach: Hard Corps: Uprising schafft es im Handumdrehen, das Retro-Arcade-Gefühl in die Moderne zu transportieren. Alte wie neue Hasen freuen sich über klassische Extrawaffen, wie den nützlichen Spread-Shot, der fächerweise glühenden Tod spuckt, sinnvolle Erweiterungen wie schnelleres Ausweichen oder Reflektieren von Feindgeschossen und natürlich die schöne Optik samt krachender Explosionen wohin das Auge blickt. Lediglich die mittelmäßige Audioperformance enttäuscht ein wenig. Die »Schlachtrufe« der Bossgegner klingen schlichtweg lächerlich und der trashige Metal-Soundtrack hat kein nostalgisches Flair, sondern ist einfach nur lahm.

Anfangs noch arg knifflig, wird Hard Corps: Uprising selbst für geübte Controller-Akrobaten schnell zum knallharten Höllenritt. Das Spiel kennt nur den einen Schwierigkeitsgrad, der sich aus dem Wortspiel mit dem Titel ergibt: Hardcore! Die acht Levels haben zwar nur wenige Wiederholungen, sind aber doch elend lang. An allen Ecken und Enden knallt einem das Spiel fiese Sprungpassagen voller Fallen, ganze Bataillone an Soldaten, immer unmöglichere Endgegner und vor allem einige unfaire Tode vor den Latz. Allein im ersten Level gibt es eine Passage mit tödlichem Treibsand, wilde Verfolgungsjagden auf Motorrädern und gleich vier dickere Bossgegner, die Ungeübten so schnell die Extraleben abziehen, dass die bald frustriert in den Controller beißen.

Aber selbst Profis brauchen einen dicken Frustpanzer. Es ist ja noch ok, wenn man gegnerische Angriffsmuster auswendig lernen muss, oder gewisse Passagen erst mit den richtigen Extrawaffen (Spread-Shot über alles!) erträglich werden, aber Arc System Works hat noch einige mörderische Fallen eingebaut, die jedem Spieler den Tag versauen können. Es sind diese Momente, in denen Hard Corps: Uprising knapp über die Grenze zwischen frustig aber fair, zu einfach nur unfair hinausschießt. Ein Beispiel und ganz persönlicher Moment der Schmach: Am Ende des ersten Levels muss man noch einen zielgenauen Sprung aus einem Motorrad auf den rettenden Helikopter schaffen. Blöd nur, wenn man das nicht kommen sieht und nur mehr eine kümmerliche Einheit in der Energieleiste hat. Und noch blöder, wenn man dann zwei Bossfights zurück, an die Levelmitte gesetzt wird. Solche Momente muss man einfach verkraften, ansonsten bleibt die Lernkurve angenehm motivierend.

Der Arcade-Modus ist mit seinen beschränkten Möglichkeiten (wenige Leben, kein Aufrüsten) eine wahre Tortur. Mehr Motivation, selbst für Run-and-Gun-Neulinge, bietet die Rising-Variante. In der startet man zunächst als unterirdisch schwacher Kämpfer, verdient sich aber laufend Punkte. Mit denen geht es dann auf ausgedehnte Shoppingtour: eine breitere Energieleiste hier, mehr Extraleben da, schon ballert es sich viel entspannter. Es gibt unzählige Möglichkeiten, euren Kämpfer zu tunen: verbesserte Extrawaffen, Knarren schon am Levelstart oder mehr Beweglichkeit. Das heißt auch, dass man neben dem sowieso notwendigen Training, leichtere Levels öfter durchläuft, um notwendige Upgrades zu kaufen. Macht aber nix: Die acht Abschnitte von Hard Corps: Uprising sind trotz ihrer Länge enorm abwechslungsreich. Mal flüchtet man wie einst Indiana Jones vor anrollenden Steinkugeln, dann wieder schleicht man wie Solid Snake in Pappkartons herum und später im Spiel passiert das Unglaubliche: Man läuft sogar von rechts nach links.

Jeder Level bietet Überraschungen und hat einen eigenen, höchst detaillierten Stil. So radiert man auch später gern noch einmal durch leichtere Gebiete und lässt mit seinem verbesserten Charakter ehemals knackig schwere Abschnitte gemütlich in Flammen aufgehen. Auch dank des motivierenden Rising-Modus ist Contra … äh … Hard Corps: Uprising der beste Run and Gun-Vertreter am Downloadmarkt. Am Besten man schnappt sich on- oder offline einen ebenso Frust-resistenten Kumpel, denn zu zweit leidet es sich bekanntlich doppelt so schön. Besitzer einer PlayStation 3 müssen sich noch etwas gedulden, ein genauer Termin für den PlayStation Store steht noch nicht fest.

Hard Corps: Uprising

Preis:

ca. 15 Euro (1200 Punkte)

Spieler:

1 bis 2

HD optimiert:

ja

Speicherplatz:

989 MB

Entwickler:

Arc System Works

Hersteller:

Konami

USK:

noch nicht geprüft

Wertung:

89 %

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