In Game of Thrones wird gemetzelt. Die Kamera fährt die Schneide eines Schwerts entlang, zoomt auf die Spitze und fängt den roten Lebenssaft ein. Es ist das Blut einer schönen Prinzessin, die einfach nur zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war. Oder den falschen Mann liebt, dessen Gegenspieler ihr den Kopf abschlägt – ohne ein Wimpernzucken, ohne Reue, ohne Erbarmen. Die Klinge saust hinunter, der Kopf schlägt auf den kalten Steinboden einer Festung irgendwo in Westeros; fast schon wie eine Metapher: Hier ist man nicht mehr wert als das Schwert, das man führt. Oder der Titel, den man trägt.
All diese Demonstrationen der Macht, als Herrscher über Leben und Tod, all diese Intrigen und feinen Adligen, die ihre Brüder für eine Truhe Gold oder einen weiteren Titel hinrichten lassen. All das ist die Basis für die millionenfach verkaufte Romanreihe Das Lied von Eis und Feuer aus der Feder von George R. R. Martin und die brillante TV-Serie aus dem Hause HBO. Fünf Jahre lang hat der französische Blood Bowl -Entwickler Cyanide Martin mit Mails und Telefonanrufen bombardiert, bis er in die Zusammenarbeit einwilligte: Ja, Game of Thrones wird zum Rollenspiel.
Keine leichte Aufgabe für den Entwickler. Denn die Vorlage ist nicht nur knallhart, zeigt Gewalt sowie Sex in extremer Detailvernarrtheit, sondern entpuppt sich vor allem auch als komplizierter Stoff mit unzähligen Familien und Clans, allein die Beschreibungen der Häuser erstreckt sich im ersten Band über 20 Seiten. Umso gespannter waren wir, was das kleine Studio daraus machen würde. GameStar hat das Game-of-Thrones-Rollenspiel gut drei Stunden lang gespielt und ist überrascht: Hier wird viel mehr gesprochen, als gekämpft.
Mein ist das Reich
Um sich nicht im Geflecht all der Familienträgodien der Buchvorlage zu verlieren, klammert Cyanide die meisten Ereignisse aus und erzählt eine eigene Geschichte rund um die Lordschaft der Familie Sorwyck in einer Epoche, die geprägt ist vom Bürgerkrieg in den Königreichen von Westeros. Lord Sorwyck ist gerade verstorben, er galt als enger Vertrauter von König Baratheon und verfügt über große Ländereien. Sogleich beginnt ein Streit um das Erbe.
Wir spielen den Priester Alester Sorwyck, der laut Testament die Führung übernehmen soll. Doch sein Bruder Valar denkt gar nicht an Verzicht und greift die Stadt mit seinen Söldnern an, um unsere Schwester zu heiraten. Denn er ist ein Bastard, ein uneheliches Kind, wurde sein Leben lang denunziert und will nun Rache. Er sieht sich im Recht genau so wie Alester. Schwarz und weiß, gut und böse – nicht im Kampf um den Thron.
Düster, dreckig, Geralt-Style
Was Game of Thrones schön zeichnet, ist dieses düstere, brutale Mittelalter. Das hier ist eben kein Der 1. Ritter, wo Sir Sean Connery und Richard Gere in strahlenden Rüstungen noch strahlendere Helden mimen. Alles wirkt dreckig, Häuser sind zerstört, Menschen liegen dahingeschlachtet auf den Straße, und verbrannte Leichen hängen an Kreuzen. Die Charaktere sind vernarbt und verwundet vom Krieg.
So treffen wir auf unseren Begleiter Mors Westford, ein Stier von einem Mann, dessen Gesicht aussieht, als hätte es eine Axt in Scheiben geschnitten. Die Gesichtspartien sind verzogen und laienhaft zusammengenäht, er schaut leicht schief, und dicke schwarze Fäden ziehen sich durch sein ganzes Antlitz. Er ist eine echte Frontsau, ein Soldat und Mitglied der Eliteeinheit Night’s Watch, die in der Serie die Festung Castle Black und die Mauer »The Wall« im Norden der Sieben Königreiche verteidigen.
So treffen wir auf die ersten bekannten Gesichter wie Kommandant Jeor Mormont, dem Anführer der Night’s Watch. Mors’ Familie lebt in der Grafschaft Sorwyck, da ergibt es Sinn, dass das Schicksal (und Missionsdesign) die beiden aufeinander prallen lässt.
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