Es gibt Genres, in denen hat man mit einer neuen Marke einen recht schweren Stand. Das Segment der Multiplayer-Shooter zählt definitiv dazu: Der Markt ist nahezu gesättigt, große Player wie Call of Duty, Halound Gears of Wardominieren die Charts. Um Zocker für ein frisches Spiel zu begeistern, muss man Innovation wagen und gleichzeitig Qualität liefern. 5th Cell ist so ein Team, dem man das zutraut.
Schließlich haben die Entwickler schon mit dem cleveren Wort-Puzzler Scribblenautsbewiesen, wie viel Innovationskraft in ihnen steckt. Gelingt es dem Studio mit Hybridnun auch im Genre der Online-Shooter seinen kreativen Fußabdruck hinterlassen?
Jetpacks machen alles besser.
Die Welt von Hybrid ist auf den ersten Blick so generisch wie nur möglich. Garstige Aliens (Variants) greifen die Menschheit (Paladins) an und beide Fraktionen ringen aus unerfindlichen Gründen um den Rohstoff dunkle Materie. Die »Schlachten« tragt ihr online in 3-gegen-3-Matches aus, wahlweise in den bekannten Modi Team Deathmatch, King of the Hill, Capture the Flag (Artifact), Drop the Bomb oder kleineren Varianten derselben. So weit, so einerlei.
Erst im Gefecht zeigt sich Hybrids wichtigstes Alleinstellungsmerkmal: das Deckungssystem. Freies Bewegen zu Fuß gibt’s nämlich nicht. Stattdessen habt ihr ein Jetpack am Rücken, mit dem ihr von Deckung zu Deckung düst. Ihr dürft lediglich festlegen, zu welcher hüfthohen Mauer die nächste Reise geht. Im Flug dürft ihr zumindest ballern, den Landepunkt wechseln, eingeschränkt strafen und wenn’s mal schnell gehen soll, einen kurzen Boost zünden.
Das klingt theoretisch erst mal nach einem designtechnischen Griff ins Klo, ist in der Praxis aber erfrischend anders und überraschend gut spielbar. Viele Elemente wie Steuerung, Deckungsmechanik und der Fokus auf überschaubare Gefechte greifen spieltechnisch wie gut geölte Zahnräder ineinander.
Dank des tollen Tutorials finden wir uns schnell zurecht: Per Knopfdruck zischen wir zum nächsten Schutzwall, wechseln die Mauerseite wenn Kugeln auf uns niederprasseln oder ziehen uns im Notfall wieder zur vorherigen Deckung zurück und müssen diese nicht mehr manuell anvisieren. All die kleinen Flugfeinheiten sollte man tunlichst verinnerlichen, denn trotz der eingeschränkten Freiheit sind die Gefechte angenehm flott, actionreich aber vor allem auch strategisch anspruchsvoll.
Deckungsschlachten mit Pepp
In unseren Testsessions sind uns allerlei Spielstile untergekommen: Spieler die sich mit dicken Schrotflinten möglichst nahe an verschanzte Gegner heranpirschen, Grüppchen die sich mit geballter Feuerkraft an einem Hotspot einigeln und äußerst bewegungsfreudige Sniper, die Feinde im Vorbeifliegen ausknipsen.
Jede Karte ist dabei sehr fair, beziehungsweise meist einfach kreisförmig aufgebaut. Beinahe jede Deckung kann flankiert werden und sichere Camping-Plätze gibt es nicht. Das Kartendesign wirkt aber auch arg austauschbar. Dass es auf manchen Karten auch Landeplätze an der Decke oder an Wänden gibt, ist der augenfälligste Unterschied.
Klassen gibt es keine. Jeder Spieler kann sich vor jedem Match den passenden Charakter zum eigenen Spielstil zusammenbauen. Die Wahl der Hauptwaffe, einer Spezialfähigkeit (etwa Granaten) und einem hilfreichen Buff lässt viele unterschiedliche Kombinationen zu.
Auch eine nette taktische Zugabe: Als Belohnung für Killstreaks erhaltet ihr nacheinander drei nützliche Drohnen. Während die erste lediglich beim Ballern unterstützt, ist der »Warbringer« ein schwer bewaffneter Roboter, der selbstständig Feinde aufs Korn nimmt. Der »Preyon« (gibt’s für fünf Kills hintereinander) schießt kreischend auf einen Gegner zu und erledigt ihn mit seinem Katana. Dieses Shooter-Äquivalent zum berüchtigten blauen Panzer aus Mario Kart ist uns aber fast einen Tick zu mächtig.
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