Es gibt sie also doch noch, Spiele mit dem Potenzial, ihrem Spieler ein wohlig warmes Gefühl in der Bauchgegend zu vermitteln und ihn rundum glücklich zu stimmen. Passend zur kalten Jahreszeit veröffentlicht das Sony-Studio Media Molecule nämlich das niedliche Adventure Tearaway, das uns mit seiner ungezügelten Kreativität schlichtweg begeistert. So und nicht anders sind wir das schließlich von den Entwicklern hinter Little Big Planet gewohnt.
Geschichte im Doppelpack
Genauso einzigartig wie Sackboy aus Little Big Planet ist auch der Hauptdarsteller aus Tearaway: Mit den Analog-Sticks der PSVita steuern wir einen kleinen Briefumschlag namens Iota (oder Atoi in der weiblichen Version) mit Gesicht und zierlichem Körper.
Ein Charakter-Design, das wunderbar zur Spielwelt passt - denn nicht nur der Briefumschlag, sondern gleich die ganze Welt von Tearaway (sinngemäß übersetzt: »Abreißen«) besteht ausschließlich aus digitalem Papier. Selbst das Ziel des Spiels baut konsequent auf die gleiche Thematik auf: Alles dreht sich um die anfangs noch unbekannte Botschaft, die Iota durch die Gegend trägt und die er seinem rechtmäßigen Empfänger überbringen soll.
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Was zuerst noch wie eine klassische, recht simple Videospiel-Geschichte klingt, entpuppt sich durch die beiden allwissenden Erzähler von Tearaway schnell als Grundgerüst für eine spannende Meta-Ebene. Denn die drei erzählerischen Akte des Spiels stehen stellvertretend für die Art, wie in modernen Medien Geschichten vermittelt werden. Tearaway ist also nicht nur die Erzählung von Iota und seiner mysteriösen Botschaft, sondern vor allem auch eine Geschichte über das Erzählen von Geschichten selbst - und über den Bruch von erzählerischen Konventionen und Erwartungshaltungen.
Einmal zum Anfassen, bitte!
Letzteres ist etwas, das Media Molecule in ihren Spielen ganz besonders gerne tun - mit den Erwartungen der Spieler jonglieren und uns etwas zeigen, das wir so zuvor noch nicht gesehen haben. Deswegen überlassen sie uns in Tearaway nicht nur die Steuerung von Iota, sondern binden uns als zentrale Figur in das Spielgeschehen ein.
Während die Erzähler uns eher beiläufig als höheres Wesen bezeichnen, macht die Kamera einen Schwenk gen Himmel und eröffnet uns einen Blick auf die Sonne - und damit unser eigenes Gesicht, das via PSVita-Frontkamera im Spiel erscheint.
Doch unser wachsamer Blick alleine hilft dem kleinen Umschlag natürlich nicht beim Bewältigen seiner wichtigen Mission, weshalb auch unsere Finger zum Einsatz kommen. Berühren wir zum Beispiel das rückseitige Touchpad der PSVita, stecken wir buchstäblich unsere Finger in die Spielwelt von Tearaway und verschieben Blöcke, um Iota den Weg zu bereiten. An anderen, mit Fingerabdrücken markierten Stellen benutzen wir das vordere Touchpad, um mit Papierfetzen Abgründe zu überbrücken oder Sammel-Items wie Geschenk-Boxen für Iota zu öffnen, indem wir mit dem Finger sanft an der Schleife ziehen.
Und wenn die bösen Schnipsel, kleine gegnerische Papier-Vögelchen, mal wieder frech werden, zermalmen wir sie einfach auf direktem Wege mit unserem Daumen. Die Möglichkeit, die Spielwelt durch die Funktionen der PS Vita auf diese Weise an nahezu jeder Ecke zu berühren und aktiv ins Geschehen einzugreifen, gibt Tearaway eine ganz persönliche, ja intime Note. Wir fühlen uns nicht länger wie ein Außenstehender, der nur ein paar Knöpfe drückt, bis irgendwann die Credits laufen. Nein, in Tearaway spielt unsere Anwesenheit eine größere Rolle. Wir werden dringend gebraucht!
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