Düster, geheimnisvoll und bedrohlich wirkt die namenlose Stadt, nicht grade ein Naherholungsziel. Der dekadente Oberschicht-Klüngel unter Leitung eines Barons hält die verarmten Massen in Schacht, brutale Wachen schikanieren die Bürger, eine Seuche liegt ebenso in der Luft wie soziale Unruhen. Ein unwirtlicher, gefährlicher Ort, um den jeder einen großen Bogen machen würde. Es sei denn, man ist wie Garrett aus Thief ein gerissener Meisterdieb, der von fetter Beute ähnlich unwiderstehlich angezogen wird wie ein Videospieler von lecker aussehenden Next-Gen-Titeln.
Willkommen in Next Gen City
An Bord einer Pferdekutsche schmuggelt sich Profi-Kleptomane Garrett in die Stadt ein, die wir im Spielverlauf des Schleich-Actionspiels Thief erkunden werden. Während der Wagen gemütlich durch die von Fackeln beleuchtete nächtliche Tristesse zuckelt, betrachten wir heftig-hässliche Szenen am Straßenrand, Lynchjustiz scheint hier an der Tagesordnung zu sein und ein Menschenleben nicht mehr Wert als ein Spatzenfurz im scharfen Nordwind.
Im krassen Gegensatz dazu die schöne Grafik: Feine Licht- und Schatteneffekte, eine Fülle von Charakteren und detailreiche Gebäude werden in voller 1080p-Pracht serviert. Stilistisch lässt sich die Stadt irgendwo zwischen »mittelalterlich« und »viktorianisch« einordnen, in technischer Hinsicht ist sie aber futuristisch: Diese 2014-Veröffentlichung ignoriert die (noch) aktuelle Konsolenlandschaft und wird für PlayStation 4 sowie »weitere Next-Generation-Plattformen« entwickelt (zu denen auch die nächste Xbox zählen dürfte).
Gut geklaut
Die Spielidee von Thief erinnert nicht unerheblich an Bethesdas Dishonored - das aber wiederum eindeutig stark von früheren Ausgaben der Meisterdieb-Abenteuer geprägt ist. Als Thief: The Dark Project 1998 für PCs erschien, führte es viele Stealth-Spielmechaniken ein, die von diversen Serien wie zum Beispiel Splinter Cell dankbar aufgegriffen wurden. Kämpfe musste man durch vorsichtiges langsames Schleichen vermeiden, statt forsch durch die Levels zu stürmen, kroch der Thief-Spieler lieber in dunklen Ecken herum und ließ dabei keine Gelegenheit aus, um verräterische Lichtquellen mit Wasserpfeilen zu löschen.
2004 erschien mit dem dritten Teil Deadly Shadows erstmals ein Thief-Spiel für Konsolen, aber nach diesem Xbox-Auftritt verschwand Meisterdieb Garrett im Dunkeln. Mit dieser kreativen Pause soll 2014 endlich Schluss sein: Seit rund drei Jahren arbeitet das Team von Eidos Montreal an einem modernen Reboot der Serie, der klassische Tugenden mit modernen Features kombiniert.
Wir haben uns im Entwicklungsstudio herumgeschlichen, um erste Levels zu begutachten und mit der Diebesbande des Entwicklungsteams zu plaudern. Die Version, die wir auf unserem Besuch vorgestellt kriegen, läuft auf einem High-End-PC und soll einen Eindruck von der angestrebten PS4-Performance geben.
Reboot tut alten Helden gut
Ähnlich wie bei der zwar umstrittenen aber durchaus gelungenen Neuauflage von Tomb Raider handelt es sich hier um einen Neustart der Serie, der keine Rücksicht auf Handlungsereignisse der früheren Abenteuer nimmt. Um diese Eigenständigkeit zu unterstreichen gibt's weder Nummer noch Untertitel im Titel - der lautet ganz schlicht und einfach Thief.
Erhalten bleibt der Charakter Garrett, ein düsterer Eigenbrötler, der eigentlich nur in Ruhe klauen will und keine sonderlichen Heldenambitionen besitzt. Doch er hat ein Talent dafür, sich neben schönen Dingen nicht minder wertvolle aber gefährliche Geheimnisse anzueignen. Und so verstrickt er sich im Intrigenspiel von zwei Faktionen und kommt einem Mysterium auf die Spur, welches die Existenz der ganzen Stadt gefährdet.
»Seine Neugier bringt Garrett in Gefahr«, erklärt Stephen Gallagher. Der für die Handlung zuständige Narrative Director (so etwas wie Chefautor) von Thief betont, wie wichtig es sei, die Serie modernen Ansprüchen anzupassen: »Heutzutage spielen wir anders als vor 10, 15 Jahren. Du erwartest nun viel mehr von einem Spiel«.
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