Wenn bei einem Trailer Kinnladen reihenweise nach unten klappen, dann muss das gezeigte Spiel verdammt gut aussehen. Auf The Witcher 3: Wild Hunt trifft das ohne weiteres zu. Denn der aktuelle Minifilm mit Spielszenen aus dem kommenden Action-Rollenspiel sieht derart gut aus, dass man es fast nicht glauben kann. Ein Titel, der förmlich »Ich bin Next Gen« schreit. Bei Bandai Namcos Level-Up-Event in Berlin konnten wir einen Blick auf The Witcher 3 werfen und haben vor allem eine Menge zur neuen Engine erfahren.
Auf den Konsolen ist die Witcher-Reihe erst seit knapp zwei Jahren und dem Erscheinen von The Witcher 2: Assassins of Kings zuhause, den ersten Teil gab es exklusiv auf dem PC - die Arbeit an der Konsolen-Version The Witcher: Rise of the White Wolf wurde erfolglos eingestellt. Hauptcharakter in allen Titeln der Reihe ist Geralt von Riva, seines Zeichens Monsterjäger und Abenteurer. Von klein auf gedrillt und durch Mutationen gestählt, verfügt er sowohl über enorme kämpferische als auch magische Fähigkeiten.
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Die Geschichte von The Witcher 3 knüpft direkt an den Vorgänger an: Das gewaltige Kaiserreich von Nilfgaard will alle Königreiche des Nordens erobern, Geralt hat neben diesem Konflikt aber noch ein ganz anderes Problem. Die titelgebende Wilde Jagd hat es auf ihn abgesehen, eine angsteinflößende Gruppe von Geisterreitern, die im Nu ganze Landstriche auslöschen kann. Allzu viel wird in Berlin zur Story noch nicht verraten, allerdings spielen wie schon im Vorgänger Entscheidungen eine wichtige Rolle, die Geralt im Verlauf der Handlung treffen muss. Die haben dann zum Beispiel Einflüsse auf Nebencharaktere oder Endsequenzen - von letzteren gibt es derzeit bereits 36 verschiedene.
Viel zu tun
Geralt von Riva ist die unumstrittene Hauptfigur des Spiels, als heimlicher Star kristallisiert sich mehr und mehr die Spielwelt heraus. Die ist nämlich riesig, knapp 35-mal größer als im zweiten Teil, um genau zu sein. Wer sich aufs Pferd schwingt und die Karte von einem Ende zum anderen durchreitet, ist etwas mehr als eine Stunde unterwegs.
Städte wie Novigrad stehen ebenso auf dem Reiseplan wie Inselgruppen, Bergketten oder dichte Wälder. Die Entscheidung, wo es hingehen soll, bleibt komplett uns überlassen, wenn wir nicht gerade dem roten Faden der Hauptstory folgen möchten. Zusammen mit den zahlreichen Nebenquests soll The Witcher 3 für mindestens 100 Stunden unterhalten - klingt ambitioniert!
Dass Spielwelt und Optik immense Anforderungen an die Hardware stellen, ist klar. Der Motor, der The Witcher 3 antreibt, heißt REDengine 3. An diesem Software-Unterbau bastelt ein Kernteam von Entwickler CD Projekt im polnischen Warschau unentwegt, knapp 50 Personen kümmern sich um die potente Engine, die laut Angaben der Entwickler auf PS3 und Xbox 360 »nicht möglich« gewesen wäre. Anhand des aktuellen Trailers erzählt man uns, in welchen Bereichen die REDengine 3 hervorsticht. In einer Szene brennt zum Beispiel eine Reihe von Holzhütten.
Dank DirectX-11-Unterstützung können Flammen in der Engine nun schneller und natürlicher gerendert werden; außerdem gibt es nun sehr plastische Rauchsäulen, die selbst eigene Schatten werfen und dadurch die entstehende Lichtstimmung im Vergleich zum Vorgänger noch einmal spürbar verbessern und glaubwürdiger machen sollen. Ebenso viel Wert wird auf die realistische Anmutung von Materialien gelegt. Ein schwerer Harnisch funkelt beispielsweise aus jedem Blickwinkel metallisch und wirkt auch bei näherem Hinsehen fein texturiert.
Auch die Charakterdarstellung profitiert von der REDengine 3. So können zum Beispiel Haare dynamischer und realistischer dargestellt werden, und auch kleine Feinheiten in der Haut wie Poren oder Narben sind klar erkennbar. Zudem werden nun wesentlich mehr Objekte gerendert als jemals zuvor, was sich vor allem in der riesigen Spielwelt zeigt. In einer Szene des Trailers reitet der Hexer über einen Feldweg, in der Ferne ragt ein Gebirge in den Himmel.
Man erklärt uns, dass Details der Umwelt nicht erst umständlich nachgeladen werden müssen, sondern dank eines neuen und vereinfachten Streaming-Systems nun jederzeit komplett zugänglich sind. Als würde das nicht schon genügen, gibt es in The Witcher 3 auch eine lebendige Fauna und Flora mit Wildtieren oder sich sanft im Wind wiegenden Bäumen und Gräsern. Dynamische Tageszeiten und Wetterwechsel sorgen darüber hinaus für Abwechslung, vor allem in der Dämmerung kommen die deutlich detaillierteren Schatten zur Geltung, auf die CD Projekt besonders stolz ist.
Bewegungstalent Geralt
Wasser in Form von Seen, Flüssen oder ganzen Meeren gab es auch schon in den beiden Vorgängerspielen, in Wild Hunt nimmt das nasse Element aber noch eine größere Rolle ein. So ist es jetzt zum Beispiel möglich, mit einem Boot herumzuschippern oder unter Wasser nach Schätzen zu suchen. Dabei macht Geralt eine enorm gelenkige Figur - kein Wunder, denn die Animationsvielfalt des Hexers wurde im dritten Teil dramatisch nach oben geschraubt. Waren es in Assassins of Kings noch 7.000 unterschiedliche Bewegungen, sind es jetzt satte 12.000. Die ausgefeilten Animationen kommen vor allem beim überarbeiteten Kampfsystem zum Tragen, in dem Geralt seine Gegner mit Waffen und Magieangriffen beharkt.
Alternativ machen wir uns das Physiksystem zunutze und schleudern unsere Gegner zum Beispiel gegen Wände oder von Klippen hinab, um sie zu schwächen oder auszuschalten. Mit Schlagwaffen wie Schwertern geht Geralt noch rabiater vor. Per Finishing Move hackt die weißhaarige Kampfmaschine ihren Widersachern nämlich sogar Gliedmaßen ab, die dann in hohem Bogen durch die Luft fliegen - seinem Ruf als »erwachsenes Rollenspiel« bleibt The Witcher also auch im dritten Teil treu. Jetzt müssen wir nur noch hoffen, dass das Rollenspiel nicht nur ein Grafikblender wird und sich die Geschichte den technischen Ambitionen anpasst. Denn dann hätte sich The Witcher 2: Wild Hunt den Stempel »Next Gen« in allen Kategorien redlich verdient.
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