Die meisten MMO-interessierten Spieler schrecken vor den monatlichen Gebühren bei Online-Rollenspielen zurück. Hier zahlt man eben nicht einmal und erhält dann vollen Zugriff auf alle Inhalte. Zudem ist das Genre vor allem auf dem PC zu Hause, Konsoleros gucken abgesehen von ein paar Ausnahmen in die Röhre. Wie alles andere sind aber auch MMOs nicht stehen geblieben. Einige Free2Play-Alternativen bevölkern mittlerweile den Markt und auch Sonys und Microsofts Plattformen öffnen sich dem Metier.
Da kommt The Elder Scrolls Online: Tamriel Unlimited (kurz ESO) grade recht. Der erste Ausflug der Marke in Internetgefilde erscheint auch für PlayStation 4 und Xbox One und verzichtet auf das klassische Abo-Modell. Die Devise lautet »Einmal kaufen, ohne Einschränkung spielen«. Ob das motiviert und was sich hinter dem MMORPG sonst noch verbirgt, klären wir im Test.
Kronen-Shop
Weil die monatlichen Kosten entfallen, hat Entwickler ZeniMax den sogenannten Kronen-Shop ins Spiel integriert. Hier kaufen wir uns gegen die Kronen-Währung allerlei Boni wie etwa Begleiter, Reittiere oder neue Kleidung. Auch Inhalte wie Seelensteine oder Heiltränke können wir dort erstehen. Kronen bekommen wir für echtes Geld, allerdings benötigen wir keinen der Gegenstände zwingend. Wirkliche Vorteile erkauft man sich nicht, nur etwas mehr Komfort.
Gute Portierung
Inhaltlich gleicht die Version für PlayStation 4 beziehungsweise Xbox One dem PC-Version von Elder Scrolls Online wie ein Ei dem anderen. Die wichtigste Frage lautet daher zunächst: Funktioniert die Steuerung, laufen die Server ordentlich, oder kurz, ist die Portierung gelungen? Die Antwort: Ja. Die anfänglichen Log-In-Probleme haben sich größtenteils erledigt, und über zu wenige Mitspieler kann man sich auch auf den Konsolen nicht beschweren.
Es passiert sogar eher, dass man zum Start einer Partie ein paar Minuten warten muss. Gott sei Dank geschieht das aber nur sehr selten. Auch auf Lags sind wir zwischendurch immer mal wieder gestoßen, was grade in den Kämpfen durchaus ärgerlich werden kann. Das bleibt aber die Ausnahme, das Spiel läuft weitgehend flüssig und ohne Probleme.
Starthilfe:Einsteigertipps zu The Elder Scrolls Online: Tamriel Unlimited
Steuert sich angenehm
Der wichtigste Aspekt bleibt aber die Steuerung und die funktioniert nahezu einwandfrei. Aus der Ego- oder Third-Person-Perspektive steuern wir unseren selbst zusammengeschusterten Helden mit dem linken Stick bequem durch Tamriel. Drücken wir auf den Steuerknüppel sprinten wir.
Auf den Aktionstasten legen wir unsere verschiedenen Fähigkeiten und lösen sie bei Bedarf aus. Mit dem rechten Trigger attackieren und mit dem linken Trigger blocken wir. Bei gedrückter Angriffstaste lassen wir einen besonders mächtigen Schlag vom Stapel. Umgekehrt unterbrechen wir diese Schläge, indem wir Blocken und Angriff gleichzeitig drücken.
Klingt nach viel und ist es auch. Aber die Steuerung ist schnell erlernt und fühlt sich auf den Konsolen richtig gut an. Das liegt vor allem an den listenartigen Menüs, die wir mit dem Gamepad sehr gut bedienen können. Ein kleines Problem hat die Steuerung dann aber doch. Die Quickslotfunktion auf dem Digitalkreuz ist grade in hitzigen Gefechten sehr unpraktisch und frickelig.
Hier lassen wir die Taste gedrückt und wählen in einem Ringmenü das gewünschte Objekt aus. Allerdings läuft das Spiel ganz normal weiter. Im Kampf gibt's deswegen schnell eins auf die Nase. Auch blöd: Es gibt keine Lock On-Funktion, weswegen Fähigkeiten und Schläge gerne mal ins Leere oder in den falschen Feind fliegen.
Zäher, aber nützlicher Einstieg
Aber worum geht's eigentlich in dem riesigen MMO? Alles beginnt in einer trostlosen Gefängniszelle im finsteren Kalthafen. Rund eintausend Jahre, bevor der Drachenklopper in Skyrim auf die Jagd geht, erwachen wir dort und wollen vor allem eins: raus. Das ist aber gar nicht so einfach, denn wir sind nicht nur gefangen, sondern auch seelenlos. Schuld daran ist der Hauptwidersacher der Kampagne, Molag Bal. Natürlich sind wir nicht sein Hauptanliegen, vielmehr will der daedrische Prinz den ganzen Kontinent Tamriel ins Unglück stürzen.
Das lassen wir natürlich nicht auf uns sitzen. Also kämpfen wir uns durchs Einführungsgebiet und stürmen zu einem mysteriösen Propheten vor. Der weiß nämlich irgendwie über alles ziemlich genau Bescheid, soll uns im Kampf gegen das Böse tatkräftig unter die Arme greifen und lotst uns später durch die Haupthandlung.
Auch wenn der Auftakt der Geschichte reichlich klischeehaft daher und ein wenig zäh in die Gänge kommt, ist das Tutorial doch nützlich. Grade die komplexe Bedienung erlenen wir hier komfortabel Schritt für Schritt.
Fantastisch gesprochen!
Zudem gibt es ein Highlight, das uns selbst den etwas trägen Einstieg vergessen lässt: die Vertonung. Sämtliche NPCs sind mit bis auf ganz wenige Ausnahmen passenden Synchronsprechern besetzt. Der Prophet hört sich etwa nicht nur wie Saruman an, er wird auch von Otto Mellies vertont, der deutschen Stimme des jüngst verstorbenen Christopher Lee. Aber auch andere Hochkaräter geben sich im MMO die Ehre.
Seien es Thomas Danneberg (John Travolta und John Cleese), Martin Keßler (Nicholas Cage) oder Claudia Urbschat-Mingues (Angelina Jolie) - selten haben wir ausschweifenden Dialogen so gern bis zum Ende zugehört wie in ESO. Das Schöne daran ist, dass nicht nur die Sprecher einen hervorragenden Job leisten, sondern auch die Texte gut geschrieben und vor allem sinnvoll übersetzt worden sind.
Egal ob der Verrückte Cadwell zu Beginn oder der immer etwas rauere aber trotzdem sympathische Razum-dar, ein Kontaktmann der Fraktion Aldmeri Dominion. Die Figuren wirken glaubhaft und erhalten so Persönlichkeit.
Mehr als nur eine Quest
Ein weiterer Pluspunkt für Bethesdas MMORPG sind die Quests. Wo uns in den meisten Onlineabenteuern stupide Sammelaufgaben oder Aufträge à la »Töte X Y!« servieren, trumpft ESO mit Abwechslung und Einfallsreichtum auf. Klar gibt es auch klassische Standardmissionen, aber nie ohne irgendeine nette Geschichte.
Ein Beispiel: Unser Held soll zu Beginn in der Stadt Vulkhelwacht im Auftrag der Hauptwache Astanya einige kleinere Botengänge erledigen. Hinter der Sache steckt aber deutlich mehr und wir geraten schnell in die gesponnenen Intrigen der Wache, finden uns im Kerker wieder und müssen später sogar die Königin Ayrenn beschützen.
Die Missionsketten und die spannenden Geschichten machen riesigen Spaß und beeinflussen sogar die Welt durch das sogenannte Phasing nachhaltig. Auch hier wieder ein Beispiel: Im Tempel der trauernden Quellen auf der kleinen Insel Khenarthis Rast begegnet uns eine kleine Skelettarmee.
Schuld daran ist der böse Geist Uldor, der eigentlich im Tempel durch einen besonderen Stein gefangen war. Ist er aber nicht mehr, also kümmern wir uns um den Unhold. Nach einer ausufernden Aufgabenreihe ist das Werk vollbracht, und auf dem Gelände flanieren fortan statt untoter Gerippe nun friedliche Geister. Die Qualität der Missionen bleibt durchgehend hoch und gipfelt schließlich in einem befriedigenden Finale. So möchten wir in Zukunft am liebsten immer in MMOs Geschichten erleben.
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