NBA 2K15 im Test - Ein großer Wurf

NBA 2K15 ruht sich nicht auf den Vorgänger-Lorbeeren aus, die Basketball-Simulation setzt im Test mit traumhafter Spielbarkeit und fernsehreifer Präsentation neue Maßstäbe.

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Die letzten 25 Sekunden laufen. Chris Anderson mit dem Dreier! 76:75 für unsere Miami Heat in der heimischen Arena. Noch 18 Sekunden. Die San Antonio Spurs drücken, die Stimmung ist angespannt, die Uhr tickt. Doch dann, ein Fehlpass der Spurs! Dwyane Wade schnappt sich den Ball, der Kommentator brüllt in sein Mikro, die Zuschauer drehen durch. Wade sprintet los, setzt zum Korbleger an - Treffer! Die Entscheidung, wir haben das Spiel gewonnen!

Soviel gleich vorweg: Mit NBA 2K15 setzen die Entwickler von Visual Concepts abermals neue Maßstäbe bei der Präsentation der vor allem in den USA enorm beliebten Sportspielserie. Hier gibt's die volle Baskteball-Packung: Vor dem Match stimmen Kommentator-Legende Ernie Johnson und Ex-NBA-Superstar Shaq O'Neal mit einer Pregame-Show ein, danach folgt ein Interview mit dem besten Spieler der Partie samt der etwas hölzern wirkenden US-Moderatorin Doris Burke. Dazwischen heizen Cheerleader dem grölenden Publikum ein. Auch die Einläufe der Spieler ins Stadion tragen viel zur Atmosphäre bei. All dies und nicht zuletzt die nochmals aufpolierte Grafik nebst neuer Animationen und verbesserter Texturen münden in einem Spielerlebnis, das locker einer TV-Übertragung Konkurrenz macht.

Vorsicht vor der LastGen!
Trotz aller Lobeshymnen in unserem Test müssen wir explizit vor einem Kauf der PlayStation-3- und Xbox-360-Versionen warnen. Diese profitieren nämlich in keiner Weise von den erwähnten Neuerungen und sind nur ein lauwarmer Aufguss des Vorgängers NBA 2K14. Die Präsentation erscheint im Vergleich regelrecht karg, die MyGM- und MyLeague-Modi haben es überhaupt nicht ins Spiel geschafft und auch das Gameplay ist in den vergangenen zwölf Monaten nicht gereift. Damit ist NBA 2K15 auf den LastGen-Systemen zwar immer noch gut spielbar, verfügt aber nicht über die vielen neuen Animationen, den neuen Wurfkreis, die wendigeren Spieler oder das verbesserte Defensivsystem.

Da NBA 2K14 die technischen Möglichkeiten der letzten Generation bereits fast ausreizte, sieht das Spiel nach wie vor prima aus - Verbesserungen werdet ihr aber keine erkennen können. Darüber hinaus haben sich auch noch etliche Bugs ins Spiel geschlichen. Wer also nicht auf PS4, Xbox One oder PC spielen sowie auf aktuelle Kader verzichten kann und im Besitz des Vorgängers ist, sollte sich die 60 Euro sparen.

Agilere Korbjäger

NBA 2K15 glänzt aber glücklicherweise nicht nur bei der Aufmachung. Die Basketball-Simulation spielt sich zwar vertraut, übertrifft den starken Vorgänger jedoch dank etlicher Detailverbesserungen. Bevor man sich unmittelbar in eine NBA-Saison stürzt, sollte man sich allerdings zuerst im Trainingsmodus oder beim Streetball (wahlweise 1v1 bis 5v5) aufwärmen, um die Steuerung und die zahlreichen neuen Bewegungen seiner Lieblingsspieler zu verinnerlichen.

Angeblich sind 5000 neue Bewegungen hinzugekommen. Klingt plausibel, denn Test staunen wir über die realistischen Abläufe. Nicht nur wurden viele Korbjäger mit ihren sogenannten »Signature Moves« aus dem realen Leben ausgestattet, auch Dribblings sind deutlich variantenreicher geworden.

Mit dem rechten Analogstick (Pro-Stick) kann nach wie vor zum Wurf angesetzt werden, zusätzlich ist dieser aber auch der Schlüssel für die Trickkiste. Aufgrund der neuen Dribbel-Vielfalt ist die Verteidigung gegnerischer Angriffe deutlich schwerer geworden - man braucht einige Spielstunden, um den Defense-Dreh raus zu haben. Gerade Neulinge wissen sich zunächst gar nicht anders als mit Fouls oder anderen Ungeschicktheiten zu helfen.

Da die Stärken und Schwächen einzelner Spieler nun deutlicher spürbar sind, sollte man sich zunächst auf ein Team konzentrieren und sich damit in aller Ruhe vertraut machen. Bis man sich die anhand von Statistiken eingeflossenen Trefferzonen eines jeden Spielers eingeprägt hat, vergeht einige Zeit.

Nützlich ist die »Jumpshot«-Anzeige, die nun an den Füßen der Spieler klebt und dem Spieler in Form eines Balkens ein sofortiges Feedback über die Trefferwahrscheinlichkeit seines Wurfes gibt. Darüber hinaus zeigt sie mit Pfeilen die Distanz zum zugewiesenen Gegenspieler in der Defensive an.

Im Karrieremodus NBA-Geschichte schreiben

Einer der beliebtesten Spielmodi des Vorgängers ist die persönliche Karriere, »MyCareer« genannt. Diese wurde für NBA 2K15 ordentlich aufgepeppt. Wie gewohnt können wir uns einen Spieler im Editor zusammenschustern, mit dem man im Idealfall der Konkurrenz das Fürchten lehrt. Neu ist hierbei die Unterstützung von Kameras, die einen Gesichtsausschnitt auf das digitale Konterfei abbilden soll - das funktioniert mal besser, mal schlechter,mal gar nicht. Hier besteht in jedem Fall noch Optimierungsbedarf.

Reporter... Während Ernie Johnson und Shaq O’Neal vor dem Spiel eine Prognose zum Spiel abgeben...

...und Spieler …folgen nach dem Spiel Interviews mit echten Stimmen der Spieler.

Die Entwickler legten dieses Mal mehr Wert auf das Erzählen einer Geschichte. Bislang begann jede Laufbahn mit dem »NBA Rookie Showcase«, in dem ihr in ein Team mit anderen Neulingen auf den Court gestellt wurdet. Dort galt es dann, möglichst zu gut spielen, um nachher im Draft - also der Berufung in eine Mannschaft - als einer der Ersten gewählt zu werden. In NBA 2K15 startet das Profi-Dasein hingegen als »undrafted«, also vereinsloser Spieler, in eurem spärlich eingerichteten Mini-Apartment. Man steigt zudem statt zu Saisonbeginn im Oktober erst im Januar in die Karriere ein, was bedeutet, dass man am Ende eurer Newcomer-Saison ein »Free Agent« ist, bereits nach einer knappen halben Saison das Team wechseln und den Markt genau sondieren kann. Gedrafteten Rookies ist dies nicht gestattet.

Als uns der etwas aufgedrehte Berater plötzlich mehrere Angebote für 10-Tages-Verträge vor die Nase hält, dämmert immerhin ein Hoffnungsschimmer. Einige - mitunter zu lang geratene - Zwischensequenzen später stehen wir schon auf dem Trainingsplatz und müssen uns durch individuelle Leistungen beweisen: Kontrahenten decken, geschickte Laufwege wählen, das Auge für den Mitspieler haben und im Idealfall selber punkten. Wer den interessierten Verein überzeugt, darf anschließend in seinem ersten NBA-Spiel auf der Bank Platz nehmen und dem Debüt entgegenfiebern.

Im Karrieremodus müssen wir uns zuerst in einem Spiel gegen die A-Mannschaft beweisen. Im Karrieremodus müssen wir uns zuerst in einem Spiel gegen die A-Mannschaft beweisen.

Ist es dann endlich soweit und man wird ins Spiel eingewechselt, bekommt man für gelungene Aktionen virtuelles Geld, das sich in die Fähigkeiten investieren lässt. Diese sind in NBA 2K15 nicht so breit gefächert wie im Vorgänger ausgefallen, sie beschränken sich auf sechs Grundtalente wie »Jump Shooter«, »Spielmacher« oder »Rebounder«.

Wichtig ist darüber hinaus die Teamchemie, die man nicht nur durch das Spiel, sondern auch durch Verhalten gegenüber Mitspielern beeinflusst - sei es in der Kabine durch Antwortoptionen oder über die teils sehr unterhaltsamen Feeds des Twitter-Abklatsches. Wir bestimmen mit Reaktionen, die von rotzfrech bis zu Schwiegermutters Liebling reichen, wie viele Fans uns lieben und wie wir von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Insgesamt ist der Karrieremodus wieder äußerst gelungen und motiviert auch langfristig.

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