Far Cry 4 im Test - Höhenrausch

Nach unserem Test von Far Cry 4 sprechen wir eine dringende Reiseempfehlung für Kyrat aus. Mehr Spaß hatte auch Reinhold Messner im Himalaja nicht.

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Ein alter Porno, eine Maxi-Binde, ein gewagtes Foto und ein Kondom ­- das ist die Ausbeute einer unserer letzten kleinen Plünderungen. Was, um Himmels willen, ist dieses Kyrat nur für ein Land? Was genau läuft hier schief? Jetzt mal abgesehen von der Sache mit der Unterdrückung, der Folterei und dem Gemorde? Nun ja, genau das, was auch schon auf Rook Island schiefgelaufen ist: Die Damen und Herren bei Ubisoft ließen uns in Far Cry 3 nur (bekloppten) Krimskrams in den vielen, vielen Kisten finden, und sie lassen uns auch in Far Cry 4 nur (bekloppten) Krimskrams in den vielen, vielen Kisten finden.

Anstatt in einem besonders schwierig zu erreichenden Exemplar vielleicht mal was Cooles zu verstecken, eine neue Waffe etwa. Oder etwas anderes Nützliches. Eben irgendwas, das wichtig ist in diesem Kyrat. Stattdessen finden wir lediglich von pubertärem Humor erdachten Schrott. Aber immerhin spucken die örtlichen Händler (und natürlich auch wieder Schränke) für diesen Schrott gehörig Geld aus. Dann kaufen wir uns eben damit neue Waffen. Far Cry 4 hat also die in unseren Augen größte Schwäche des Vorgängers geerbt, allerdings auch all seine Stärken.

Zoff dank Krieg

Allem voran ist es die Geschichte, die Far Cry 4 wie schon den Vorgänger zu einem besonderen Erlebnis macht. Den Auftakt dürfte inzwischen jeder aus Trailern kennen: Der junge Ajay Ghale reist in den kleinen Himalajastaat Kyrat, um dort die Asche seiner Mutter zwischen den Bergen zu verstreuen. Klappt aber nicht, weil Kyrat ein von einem Bürgerkrieg zerrüttetes Land ist, in dem man nicht einfach mal in Ruhe auf einen Hügel steigen und eine Urne auskippen darf.

Der Goldene Pfad kämpft seit über einer Dekade gegen die Schreckensherrschaft von Pagan Min. Der Goldene Pfad kämpft seit über einer Dekade gegen die Schreckensherrschaft von Pagan Min.

Vor allem dann nicht, wenn sich einem der selbst ernannte König Pagan Min in den Weg stellt. Der hat nicht nur ein Faible für Verbrechen an der Mode, sondern auch eins für Verbrechen am kyratischen Volk. Und weil Ajay nicht nur gebürtiger Kyrater ist, sondern obendrein auch ausgeprägte Freiheits- und Gerechtigkeitsgene in sich trägt, schließt er sich der Rebellenbewegung »Goldener Pfad« an, die bereits seit mehr als einer Dekade gegen Pagan Min, dessen Schurkenfreunde und die königliche Armee zu Felde zieht. Bisher allerdings vergleichsweise erfolglos. Was unter anderem daran liegen dürfte, dass der Goldene Pfad intern zerstritten ist.

Koop Die Festungen sind voller starker, gepanzerter Gegner. Da geht man am besten zu zweit rein.

Multiplayer Der Multiplayer ist eine nette Dreingabe, wenn auch die Pfeil- und Bogenfraktion zu stark ist.

Koop und Multiplayer
War der Koop-Modus von Far Cry 3 noch losgelöst vom Hauptspiel, spielt er sich nun mitten im Geschehen ab. Zwei Spieler dürfen nahezu alles in Far Cry 4 gemeinsam erledigen, nur die größeren Missionen muss man nach wie vor alleine meistern. Die Lager im südlichen Kyrat zu zweit zu knacken, ist allerdings eine vergleichsweise öde, weil viel zu einfache Angelegenheit. Im Norden wird's schon besser.

Ideal fürs Zusammenspiel sind allerdings die neuen Festungen, die mit zig besonders harten Gegnern aufwarten. Solisten werden sich an denen gut die Zähne ausbeißen. Was schade ist, denn wer keine Lust auf Koop hat, verpasst da einiges. Besser wäre es gewesen, wenn das Spiel den Schwierigkeitsgrad Kyrat-übergreifend anheben würde, sobald man zu zweit unterwegs ist. Das können andere Titel ja auch.

Als nette Dreingabe verbuchen wir den Multiplayer-Modus, der mit freischaltbaren Gegenständen, Rängen und asymmetrischen Teams lockt. Allerdings ist die Balance nicht ganz gelungen, die Pfeil- und Bogenfraktion ist den anderen gnadenlos überlegen, weil ein sitzender Pfeil immer tödlich ist und man die Spielfiguren fast nicht mehr sehen kann, wenn sie in die Hocke gehen.

Die beiden Rebellenführer Amita und Sabal verfolgen unterschiedliche Pläne für Kyrat. Während Sabal auf Gottheit, Frauenunterdrückung und Armut komm raus die Tradition erhalten möchte, setzt sich Amita für Fortschritt und Wohlstand ein. Letzteres klingt zunächst ja ganz prima, nur die Methoden der jungen Frau lassen Zweifel an ihrem Ansatz aufkommen. Heroinhandel? Eine der ersten Fragen, die uns Far Cry 4 also stellt, ist die folgende: Sind Informationen oder Menschenleben wichtiger? Die Antwort ist so klar wie Kloßbrühe, natürlich sind Menschenleben wichtiger! Und deswegen lassen wir Amita mit ihren großen Kulleraugen zunächst einfach stehen und ziehen für Sabal in die Schlacht.

Später beschleichen uns allerdings handfeste Zweifel an unserer Wahl. Wieder etwas später wissen wir nicht, wer von den beiden das kleinere Übel darstellt. Was zu Beginn noch wie eine leicht zu deutende Schwarz-Weiß-Malerei wirkt, entwickelt sich bald zu grauem Gekleckse. Wie gut, dass es noch Pagan Min und seine Rasselbande gibt. Auch wenn sich Min in farbenfrohes Lila kleidet, ist er doch eindeutig der Böse. Und zudem jemand, der mit uns auf besondere Art verbunden ist.

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Auf die Ohren bekommen wir - wie von Ubisoft gewohnt - nur Hochwertiges. Die deutsche Vertoner-Riege liefert exzellente Arbeit ab, Pagan Min, Amita, Sabal, Yogi und Reggie werden erst durch ihre Sprecher zu echten Charakteren. Besonders hervorheben wollen wir aber an dieser Stelle die Musik. Rock, indische Popmusik, Märsche oder Elektroklänge zaubern immer die passende, oft spannungstreibende Sounduntermalung hervor.

Als wir uns mit Ajay durch eine Heroinfabrik kämpften und im Hintergrund »Jogi« von Panjabi MC lief, mussten wir uns entscheiden: tanzen oder weiter schießen? Wir haben uns dann doch fürs Schießen entschieden und uns den Song anschließend noch mal ohne Spiel drum herum angehört.

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