Manchmal zahlt sich Hartnäckigkeit aus. Als Capcom 2010 mit DmC den Reboot der Devil-May-Cry-Serie ankündigte, gingen viele Fans auf die Barrikaden. Der Grund: Held Dante sollte vom unnahbaren und eiskalten Dämonenmetzger zu einem vermeintlich unreifen Milchbubi mit Emo-Frisur gemacht werden.
Doch auch wütende Hasstiraden und Petitionen konnten den Publisher und Entwickler Ninja Theory nicht davon abbringen, die Dante-Frischzellenkur zu veröffentlichen, zu überzeugt war man von der Idee. Zu Recht, wie sich letztendlich herausstellte: Der Titel kam überraschenderweise nicht nur bei der Fangemeinde, sondern auch bei der Presse hervorragend an und gilt seitdem als Vorzeigebeispiel für einen gelungenen Reboot.
Und da es heutzutage anscheinend chic ist, jedes halbwegs erfolgreiche Spiel noch einmal durch die Remaster-Verwurstungsmaschine zu jagen, ist jetzt DmC mit der DmC:Definitive Edition dran.
Limbus-Limbo
Ganz Remaster-typisch verändert sich an der eigentlichen Story nichts. Frauenheld Dante bekommt nach einer durchzechten Nacht in Limbo City Besuch von der geheimnisvollen Kat, die ihn vor einem Jägerdämon warnt. Das Riesenvieh nimmt ihn mit in eine Art Vorhölle, den sogenannten Limbus.
Hier geht alles drunter und drüber: Grelle Farben, schwebende Gegenstände und verbogene Wände geben uns das Gefühl, in einen mittelschweren Drogenrausch geraten zu sein. Dante zerlegt den Dämon nach zähem Kampf auf dem Limbus-Rummelplatz und trifft kurz darauf auf seinen Zwillingsbruder Vergil, der ihm eröffnet, dass Dante ein Nephilim, ein Mischwesen aus Engel und Dämon ist. Nur die sind in der Lage, Oberschurke Mundus zu töten, der sich Limbo City unter den Nagel reißen will. Bis zum Obermotz ist es aber ein weiter Weg, auf dem sich Dante im Limbus durch Gegnerhorden schnetzeln muss.
Die Story klingt nach 08/15, ist aber erstaunlich unterhaltsam und mit acht bis neun Stunden sogar ordentlich lang. In der Definitive Edition ist zudem die (wenn auch nur durchschnittliche) DLC-Kampagne Vergils Untergang enthalten, die noch einmal für drei bis vier Spielstunden gut ist.
Kämpfen mit Stil
Schon bei der Ursprungsfassung von DmC stach das überragend gute Kampfsystem heraus. Und auch bei der Definitive Edition geraten wir nach wenigen Minuten wieder in den herrlich flüssigen Gameplay-Sog, der schon vor zwei Jahren faszinierte. Dante drischt standardmäßig mit seinem riesigen Schwert Rebellion auf die Monsterhorden ein oder ballert ihnen wahlweise mit seinen Pistolen Ebony und Ivory blaue Bohnen entgegen.
Auf Knopfdruck befördern wir die Gegner hoch in die Luft und bearbeiten sie dort weiter. Da sich diese Kampfzutaten beliebig wiederholen und kombinieren lassen, ergeben sich teils schwindelerregende Kombos, die die Style-Anzeige in der rechten oberen Bildschirmecke füllen. Wenn dort nach erster Eingewöhnung die ersten »S«-Rankings aufleuchten, ist das eine ungemeine Befriedigung und man gerät schnell in einen wahren Komborausch.
Da später noch spezielle Dämonen- (rechte Schultertaste) und Engelsfähigkeiten (linke Schultertaste) hinzukommen, mit denen wir bestimmte Gegner besiegen können spielt sich DmC auch überraschend variabel, zumal die Gegnerpalette jede Menge abwechslungsreiches Gesocks (Harpyien, Skelettritter, fliegende Babydämonen) auf uns loslässt.
Dabei verstehen es die Entwickler von Ninja Theory hervorragend, an den richtigen Stellen das Tempo rauszunehmen, um beispielsweise eine Geschicklichkeitssequenz in den verdrehten Limbus-Levels einzubauen. Die sind zwar durch die Bank zu einfach, sorgen aber für angenehme Verschnaufpausen bis zur nächste Kombokette. Mit eingesammelten weißen und roten Seelenpunkten kaufen wir an speziellen Statuen Heilkreuze oder Wiederbelebungskugeln oder verbessern und erweitern unsere Fähigkeiten mit neuen und stärkeren Angriffen oder Kombos.
Warum das nicht unterwegs möglich ist, wissen wir nicht, genauso wenig, warum sich die Prügeleien trotz zig verschiedener Gegner bisweilen etwas repetitiv anfühlen. Dafür sind die Endgegnerkämpfe ein echtes Highlight, beispielsweise treten wir gegen den schleimigen Sukkubus an, der Dante jede Menge eklige Schimpfwörter an den Kopf knallt.
Definitiv verbessert
So weit, so gut - allerdings auch bereits bekannt. Einige Neuerungen haben es dann doch in die Definitive Edition geschafft. Die Auflösung wurde auf 1080p geschraubt, die Bildrate auf konstante 60 Bilder. Und tatsächlich kommt das dem Spiel zugute, denn die Kämpfe fühlen sich noch ein Stückchen besser und flüssiger an als im Original.
Vielen Texturen und den schaufensterpuppenartigen Gesichtern der Charaktere sieht man den Last-Gen-Ursprung aber an, insbesondere in der höheren Auflösung werden diese Mankos deutlich. Veteranen freuen sich über einige Balancing-Anpassungen. Im schwierigen Hardcore-Modus ist es nun beispielsweise erheblich kniffliger, höhere Ränge zu erreichen. Außerdem gibt's die von vielen Fans gewünschte Möglichkeit, Ziele manuell anzuvisieren, was an das erste Devil May Cry erinnert. Diese Detailänderungen dürften aber nur Kennern des Originals auffallen.
Anders als zum Beispiel der Turbomodus, der das Spiel um 20 Prozent schneller macht und sich anfühlt, als würde man in einer Achterbahn mit zusätzlichen Nachbrennern sitzen - unbedingt mal ausprobieren. Apropos Nachbrenner: Wer den für die Schwierigkeit im Spiel braucht, bekommt ihn mit dem neuen »Gods must die«-Schwierigkeitsgrad, der mit Abstand härtesten Herausforderung in der Definitive Edition. Dante stirbt hier nicht nur extrem schnell, sondern darf auch keine Items oder Heilkreuze benutzen - das sorgt dann schon mal für extremen Frust, den Highscore-Jäger aber genüsslich in sich rein fressen dürften.
Rein kosmetisch sind dagegen die enthaltenen Charakter-Skins. Neben allen bisher erhältlichen Verkleidungen sind auch zwei neue enthalten, darunter das Dante-Kostüm aus Devil May Cry 1. Und spätestens damit gibt es selbst für die härtesten Neu-Dante-Verweigerer keinen Grund mehr, dieses Action-Feuerwerk nicht zu spielen.
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