Die Battlefield-Serie ist hauptsächlich für ihre herausragenden Multiplayer-Qualitäten bekannt, die Einzelspielerkampagnen verkamen in den letzten Teilen dagegen immer mehr zu netten Dreingaben. Ob das mit Battlefield 1 anders wird?
Das vergleichsweise unangetastete Setting des Ersten Weltkriegs eröffnet zumindest einige Chancen. Aber werden die auch genutzt? Bei unserem Entwicklerbesuch bei Dice in Stockholm konnten wir den Prolog und die erste Episode der Kampagne von Battlefield 1 anspielen - und haben danach gemischte Gefühle.
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Beklemmender Prolog
Der Prolog des Spiels »Storm of Steel« nordet uns zunächst mit weißer Schrift auf schwarzem Grund ein, dass der Erste Weltkrieg sämtliche Kriege auf der Welt beenden sollte, das aber nicht tat. Dass 60 Millionen Menschen unter Waffen standen und der Krieg die Welt für immer veränderte.
Und dann folgt ein Satz wie ein Tritt ins Gesicht: »Was folgt ist Frontkampf. Es wird nicht erwartet, dass Sie überleben«. Und noch bevor wir Zeit haben, über diese unheilvolle Ankündigung nachzudenken, teleportiert uns das Spiel mitten aufs Schlachtfeld. Schreie gellen durch die Luft, Explosionen zerreißen die mit grauem Schlamm und brennenden Trümmern übersäte Ruinenlandschaft. Dann plötzlich ein ohrenbetäubender Pfiff und Gegner stürmen brüllend auf uns zu. Wir legen an und erledigen ein paar, aber es sind einfach zu viele. Wir verenden im gegnerischen Kugelhagel und sofort präsentiert uns das Spiel unseren Namen, unser Geburts- und unser Sterbejahr.
Es ist aber noch nicht vorbei, denn schon wechseln wir in den Körper des nächsten Soldaten, müssen an einem MG anstürmende Feinde erledigen. Auch das geht nur ein paar Sekunden gut, bevor uns ein Gegner flankiert und uns erbarmungslos seinen Klappspaten in den Hals rammt. Die nächsten Daten, das nächste Opfer. Wieder Szenenwechsel, dieses Mal in die Haut eines Soldaten an einem Panzergeschütz, der wenige Sekunden später im explodierenden Wrack des Kettenfahrzeugs umkommt.
In diesem beängstigenden Minutentakt sterben wir weiter, es ist ein einziges Grauen und Gemetzel. Der Prolog vermittelt die schonungslose Hoffnungslosigkeit, die Brutalität und auch die Zufälligkeit einer Kriegsschlacht, die uns beklommen vor dem Bildschirm sitzen lässt - bemerkenswert.
Ein Krieg - fünf Geschichten
Nach dem Prolog haben wir die Wahl, welche der in der Einzelspielerkampagne enthaltenen Geschichten wir als erste spielen wollen. Denn anders als in den letzten Teilen hat die Kampagne von Battlefield 1 keine zusammenhängende Geschichte mit einer zentralen Hauptfigur, sondern ist in fünf sogenannte »War Stories« unterteilt.
Eine nette Idee dabei: Jede Mini-Story hat einen anderen Ansatz, eine andere Erzählweise, andere Charaktere. Wir spielen die erste Episode »Through Mud and Blood« (auf deutsch »Durch Morast und Blut«), die gegen Ende des Krieges im Jahr 1918 spielt. Darin schlüpfen wir in die Rolle des britischen Panzerfahrers Danny Edwards, der in einem von den Deutschen gefürchteten Mark-V-Panzern am Vorstoß auf die französische Stadt Cambrai beteiligt ist.
Die weiteren War Stories
Friends in High Places
Wir erleben die Geschichte zweiter befreundeter Fliegerpiloten, deren Freundschaft in Frankreich auf eine harte Probe gestellt wird, als die beiden bei einem Einsatz abgeschossen werden. In mehreren Teilen der Episode sitzen wir hinter dem Steuerknüppel eines Doppeldeckers
Avanti Avoia!
In der Rolle eines italienischen Soldaten kämpfen wir in der Shock-Trooper-Einheit Arditi in den Alpen und erledigen die Gegner unter anderem als gepanzerte Einmann-Armee mit einem schweren Maschinengewehr. Die Geschichte wird aus der Sicht eines alten Mannes erzählt, der seiner Enkelin von den Kriegsgeschehnissen berichtet.
The Runner
Diese Episode spielt im türkischen Gallipolli. Wir schlüpfen in die Uniform eines erfahrenen neuseeländischen Soldaten und versuchen mit zusammen mit den Entente-Truppen die Halbinsel zu besetzen. Dazu müssen wir unter anderem einen schwer bewachten Strand stürmen und die gegnerischen Verteidigungsstellungen ausschalten.
Nothing is Written
Als rechte Hand des berühmten Lawrence von Arabien unterstützen wir ihn und seine Guerilla-Truppen beim Kampf gegen das ottomanische Reich und müssen dabei unter anderem einen schwer gepanzerten Zug ausschalten, der die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt.
Was uns schon bei der Einführungssequenz auffällt, in der Edwards auf die Crew des Panzers »Big Bess« trifft: Die Zwischensequenzen sehen klasse aus, vor allem die Mimik der einzelnen Personen wirkt realistisch und lebensecht. Weniger schön dagegen: Die Sequenzen stocken zeitweise für einige Sekunden, so als würde das Spiel mit dem Laden nicht hinterherkommen - hoffentlich ist das im fertigen Spiel verschwunden.
Panzerfahrt nach Cambrai
Through Mud and Blood teilt sich in vier Abschnitte. Zunächst ist es unsere Aufgabe, einige von den Deutschen besetzten Punkte einzunehmen und feindliche Artilleriestellungen zu zerstören. Im metallenen Ungetüm Big Bess rollen wir dazu durch das fast vollständig zerstörte Städtchen Ribécourt und machen den Deutschen die Hölle heiß.
Danach müssen wir zu Fuß als Vorhut in einem nebligen Wald Geschützstellungen ausschalten, um den Weg für Big Bess freizumachen. Im dritten Teil begeben wir uns bei Nacht in einem von den deutschen besetzten Örtchen auf die Suche nach Ersatzteilen für den Panzer, bevor es dann im letzten Abschnitt an einem Güterbahnhof zu einem Showdown mit mehreren feindlichen Kettenfahrzeugen kommt.
Von Multitalenten und KI-Problemen
Der Wechsel zwischen den Infanterie- und Fahrzeugabschnitten sorgt für etwas Abwechslung, spielerisch bleibt Battlefield 1 aber jederzeit seicht und setzt keine außergewöhnlichen Akzente, auch wenn sich der eigentlich auf das Fahren spezialisierte Edwards als echtes Multitalent erweist.
Wir erledigen zum Beispiel mit der Panzer-Bordkanone anstürmende Soldaten, pusten Artilleriestellungen zu Klump, setzen Spezialwaffen wie das mächtige Tankgewehr ein (das nur im Liegen abgefeuert werden kann), knipsen mit einem Scharfschützengewehr vom Dach einer Windmühle zigarettenrauchende Wachposten aus und können uns an einigen Stellen entscheiden, ob wir lieber schleichen oder ballern wollen - Battlefield 1 unterscheidet sich hier nicht merklich von anderen Genrevertretern.
Leider auch bei der KI, denn die ist unserer ersten Einschätzung nach ziemlich durchwachsen. Auf dem von uns gespielten Schwierigkeitsgrad »Normal« sind die Gegner zwar meist in der Überzahl und treffen auch ziemlich gut, sind aber trotzdem keine große Bedrohung, unserer fast immer automatischen Bewaffnung sei Dank.
Außerdem gibt es vereinzelte KI-Hänger, an einigen Stellen bleiben Soldaten zum Beispiel an einem Punkt stehen und lassen sich dann ohne Gegenwehr erledigen, die Panzer im letzten Abschnitt können wir problemlos aus der Distanz ausschalten, weil sie einen bestimmten Punkt nicht überfahren. Aber damit nicht nur gemeckert wird: Eine besonders ausgefallene und schöne Idee gibt es in der ersten War Story trotzdem - Stichwort »Nachrichtenübermittlung«. Mehr sei an dieser Stelle aus Spoiler-Gründen aber nicht verraten.
Technik-Granate
Dass der erste Teil der Kampagne von Battlefield 1 trotzdem einen ordentlichen Eindruck hinterlässt, liegt an der gefälligen Erzählweise und an der tollen Technik. Edwards und seine Crew wachsen während ihres Einsatzes ein zu einem verschworenen Haufen zusammen, der mehrmals knietief im Schlamassel steckt.
Die Charaktere wirken trotz ihrer klischeehaften Einteilung (ein Draufgänger, ein zurückhaltender Typ, einer, der recht schnell draufgeht) glaubhaft und sympathisch, die Zwischensequenzen schauen wir uns gerne an.
Grafisch macht die Kampagne von Battlefield 1 in den von uns gespielten Abschnitten zudem eine außerordentlich gute Figur. Die Schauplätze sind wahnsinnig detailliert, viele Gebäude und Objekte lassen sich speziell mit dem Panzer in ihre Einzelteile zerlegen, und die Lichteffekte der Frostbite-Engine zaubern an vielen Stellen tolle Stimmungen auf den Bildschirm. An einer Stelle müssen wir zum Beispiel einen Hügel stürmen, hinter dem gleißend die Sonne aufgeht und uns blendet. Besonders verliebt haben wir uns aber in den Schlamm. Der verlangsamt nämlich nicht nur unseren Panzer, wenn wir ihn durchfahren, sondern wird auch effektvoll von den Ketten aufgewirbelt und bleibt sogar an unserer Waffe kleben, sobald wir uns auf den Boden werfen und in Deckung gehen.
Und die Soundkulisse gehört zur absoluten Genrereferenz - egal ob Kettengerassel, Gegnergebrüll oder die extrem druckvollen Explosionen, hier können wir nach der ersten War Story absolut nichts Kritikwürdiges ausmachen.
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