Lesen wir uns auf Twitter und reddit die Kommentare zur kürzlich beendeten Open Beta von Battlefield 1 durch, hagelt es immer wieder dieselbe Kritik: Uns stünde lediglich ein optisch aufbereitetes Star Wars: Battlefront bevor, in dem diesmal halt Panzer statt AT-STs übers Schlachtfeld scheppern und Dreidecker statt Tie-Fighter um die Luftherrschaft ringen.
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Ein häufig geäußerter Vorwurf lautet, DICE und EA hätten nicht aus ihren Fehlern gelernt und würden ein "casualisiertes" Battlefield 1 abliefern, das einerseits nur oberflächliche Änderungen gegenüber Star Wars: Battlefront aufweisen würde und dessen Gameplay andererseits zu arcade-lastig und von der Spielgeschwindigkeit zu schnell wäre. Inwiefern ist diese Kritik gerechtfertigt?
Mehr: Battlefield 1 - Großes Fazit zur Beta: Was war gut, was muss besser werden?
Fairer Klassenkampf
Battlefront und Battlefield 1 wurden von DICE parallel entwickelt, und so ist es nicht überraschend, dass es spielmechanisch zu einigen Überschneidungen kam. Doch wurden auch aus den beliebteren Vorgängern viele Features übernommen. Schauen wir uns etwa das Klassensystem an, so finden sich die vier traditionellen Soldatentypen aus Battlefield 3 und Battlefield 4 wieder, die sich in Battlefield 1 aber nun deutlich stärker in ihren jeweiligen Aufgabenbereichen voneinander abheben. Die Zeiten des alles dominierenden Assault, der sich als Ein-Mann-Armee mit Sturmgewehr und Selbstheilungskräften über das Schlachtfeld pirscht, sind zum Glück vorbei. Stattdessen muss sich jede Klasse nun viel mehr auf ihre Stärken und Schwächen besinnen, was zugleich dem Teamplay-Aspekt des Spiels zugute kommt.
Dazu passt, dass sich das Schussverhalten der Waffen von Klasse zu Klasse stark voneinander unterscheidet. Wer beispielsweise als Sanitäter sein Team sinnvoll unterstützen will, tut gut daran, nah am Kampfgeschehen zu bleiben. Auf weite Distanz sind seine halbautomatischen Gewehre nämlich so ungenau, dass nur geübte Spieler überhaupt noch ihr Ziel finden. Im Gegensatz dazu entfaltet der Späher lediglich aus der Ferne seine volle Wirkung, da er mit seinem Fernrohr feindliche Einheiten für seine Kameraden markieren kann. Selbst der unbeliebte Versorgungssoldat hat seine Berechtigung, denn dank unbegrenzter Munition und Sperrfeuer brilliert er darin, eroberte Stellungen zu halten, bis Verstärkung anrückt.
Dazu passt, dass die aus Battlefront entlehnten Elite-Klassen, die euch zum schwer gepanzerten MG-Schützen, zum Flammschützen oder zum Panzerknacker machen, gerade die entlegeneren Flaggenpunkte zum begehrten Ziel werden lassen. Im Gegensatz zu den Helden aus Battlefront stecken die Elites in Battlefield 1 allerdings deutlich weniger Treffer ein, weswegen sie zwar eine nette Ergänzung darstellen, aber nur in den seltensten Fällen schlachtentscheidend sind. Zudem sind auch sie größtenteils auf eine Sonderrolle beschränkt. So ist der Flammenwerfer vor allem im Häuserkampf von Nutzen, während der Elite-Sniper im Nahkampf schnell in die Bredouille gerät.
Die Fahrzeuge: Zähmbare Ungetüme
Da jede Klasse sozusagen ihr eigenes Habitat hat und sich in unterschiedlichen Situationen hervortut, lädt Battlefield 1 zu Experimenten ein, um dem eigenen Team je nach Spielfluss einen Vorteil zu verschaffen. Das deckt sich mit dem Handling der Fahrzeuge, denn anders als in Battlefield 3 und 4 müssen wir nicht mehr unglaublich viel Zeit investieren, bis wir etwa ein halbwegs respektabler Pilot sind. Auch hier zeigt sich der Einfluss des einsteigerfreundlicheren Battlefront. Trotzdem sind die Doppeldecker aus Battlefield 1 nicht einfach X-Wings, denen Maschinengewehre aufgeschraubt wurden.
Gerade unter Flak-Beschuss zeigt sich, dass sie fragil und aufgrund ihrer geringen Geschwindigkeit leicht zu treffende Zielscheiben abgeben, weswegen sie auf die Unterstützung von Bodentruppen angewiesen sind. Dies gilt im Übrigen auch für die schwerfälligen Panzer, die einerseits erst voll bemannt ihre ganze Feuerkraft entfalten, andererseits aber durch geschicktes Teamplay relativ leicht aus dem Verkehr gezogen werden können. Dabei helfen die an den Flaggenpunkten aufgestellten Haubitzen, die kurzen Prozess mit den Stahlkolossen machen. Auch das Arsenal der Infanterie wurde diesbezüglich aufgestockt, sodass nun neben panzerbrechenden Geschossen auch Minen, Dynamit und Granatbündel eine ernsthafte Bedrohung für Panzerfahrer darstellen.
Auch die neuen Behemoths sind so neu nicht, haben sie doch mit den aus Battlefront bekannten AT-ATs mehr als ein paar Überschneidungen. Ähnlich wie die stählernen Mammuts aus dem Star Wars-Universum kann ihr Erscheinen ein in einen Hinterhalt geratenes Team dennoch zum Erfolg verhelfen. Diesmal dürfen wir sie als Spieler sogar selbst steuern, um ganze Gebiete der Karte flächendeckend unter Beschuss zu nehmen. Gerade im Conquest-Modus kann sich durch die gezielte Eroberung der Flaggenpunkte das Blatt noch einmal wenden. Da erscheint es nur logisch, dass das Ticket-System weichen musste, um für längere und vor allem dynamischere Matches zu sorgen.
Neben dem aus der Open Beta bereits bekannten Panzerzug wird es in der Vollversion von Battlefield 1 noch Kriegsschiffe und Zeppeline geben. Ähnlich wie bei den regulären Fahrzeugen kommt auch hier das Stein-Schere-Papier-Prinzip zum Einsatz, das für ein ausgewogenes Balancing sorgen soll. Weil Sturmangriffe im Angesicht ihrer geballten Feuerkraft sinnlos sind, müssen die Spieler zu ausgefeilteren Taktiken greifen. Der Panzerzug etwa lässt sich am besten kontern, indem man ihn an seiner Schwachstelle packt: Da er an die Gleise gebunden ist, verarbeiten geschickt platzierte und im richtigen Moment gezündete Dynamitfallen ihn bei richtigem Teamplay schnell zu Altmetall.
Kein Weltkrieg der Sterne
Wer also der Meinung ist, DICE würde mit Battlefield 1 lediglich ein grafisch verändertes Star Wars: Battlefront abliefern, sollte dies noch einmal überdenken. Während die Vorgänger nämlich Spektakel über Strategie stellten, versteht Battlefield 1 es meiner Meinung nach, durch sinnvoll angepasste Spielmechaniken aus Battlefront wieder mehr den Teamplay-Gedanken des Franchise in den Mittelpunkt zu rücken. Mir hat seit Battlefield: Bad Company 2 jedenfalls kein Ableger mehr so viel Spaß bereitet – was obendrein noch dem zerstörbaren Terrain zuzuschreiben ist. Natürlich heißt das nicht, alles wäre perfekt. Gerade am Balancing der einzelnen Loadouts sowie an den leider schon obligatorischen Bugs und Glitches der Frostbite-Engine müssen die Entwickler bis zum Release am 21. Oktober noch feilen. Dann jedoch steht uns ein Titel bevor, der sich nach Battlefront anfühlt, aber wie ein waschechtes Battlefield spielt.
Wie denkt ihr über Battlefield 1? Zu viel oder zu wenig Battlefront?
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