Oh Battlefield, mein Battlefield. Ich traue mich kaum nachzuzählen, wie viele Stunden ich schon mit dieser Reihe verbracht habe. Kaum eine andere Spieleserie verstand es in der Vergangenheit so gut, mit seinen riesigen, epischen und chaotischen Schlachtfeldern ein Gegengewicht zu all den schnellen Call of Dutys und bunten Fun-Shootern herzustellen.
Nach dem leider missglückten Battlefield Hardline, dessen mickriger Multiplayer und die seltsame Crime-Story-Kampagne Fans verschreckte, soll Battlefield 1 nun wieder alles richten.
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Und die Vorzeichen stehen tatsächlich gut für einen kommerziellen Erfolg: Mit dem Ersten Weltkrieg als neuer Schauplatz des Geschehens erkundet das Entwicklerteam von DICE ganz neue spielerische Möglichkeiten, die bisher quasi ausschließlich von Indies und mittelgroßen Kickstarter-Projekten angekratzt wurden.
Doch der Erste Weltkrieg bringt auch spielmechanische Herausforderungen: Wie gut ist das neue Nahkampfsystem mit Baynonett-Aufsätzen, Äxten und Schaufeln gelungen? Wie fühlen sich die aus heutiger Sicht hoffnungslos veralteten Waffen an? Kommt wieder das klassische Battlefield-Feeling auf?
Nach über zehn Spielstunden will ich diese und andere drängende Fragen beantworten und ein erstes Zwischenfazit für das Experiment Battlefield 1 ziehen.
Ein Schlachtfeld, zahllose Möglichkeiten
Die einzige Karte, die wir in der geschlossenen Alpha spielen dürfen, ist »St. Quentin Scar, die von einem historischen Schlachtfeld des Ersten Weltkriegs, Mont Saint-Quentin, inspiriert wurde: Ein französisches Idyll mit weitläufigen, saftig grünen Wiesen, einem kleineren Dorf und mittelalterlichen Ruinen. All diese Strukturen sind quer über die Karte verteilt und ergeben so ein ausgesprochen abwechslungsreiches und ausgewogenes Terrain, das sowohl Scharfschützen, schweren Fahrzeugen aber auch Gefechten auf engstem Raum genügend Spielraum bietet.
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Auch das dynamische Wetter trägt unheimlich zur Abwechslung der einzelnen Runden bei: Dichter Nebel, strahlender Sonnenschein oder heftige Regengüsse beeinflussen das Aussehen des Schlachtfeldes und wirken sich zudem auch auf die Effektivität einzelner Klassen aus. Ein Scharfschütze sieht bei Nebel beispielsweise herzlich wenig, sodass er seine Stärke im Fernkampf gar nicht ausspielen kann. Dieser gewisse Zufallsfaktor sorgt für einen enormen Reiz, da so kaum eine Runde der nächsten gleicht.
Selbst nach mehr als zehn Stunden auf immer der gleichen Karte ist St. Quentin Scar noch immer nicht langweilig geworden - ein eindrucksvolles Qualitätssiegel für die Arbeit von DICE, das hoffentlich auch für die übrigen Schlachtfelder gelten wird.
Wenn wir schon über die Karten sprechen, so dürfen wir auch die Übersichtskarte nicht unerwähnt lassen, auf der wir uns den Punkt auswählen, wo wir das Schlachtfeld betreten wollen. Statt wie zuletzt in Battlefield 4 auf eine abstrakte Taktik-Karte mit blauen oder roten Dreiecksymbolen zurückgreifen zu müssen, bietet Battlefield 1 eine wunderschöne fotografische Vogelperspektive an und erinnert damit fast schon an das Design eines Echtzeitstrategiespiels.
Haben wir uns für einen Spawn-Punkt entschieden, so begleitet uns eine sanfte Kamerafahrt von der ursprünglichen Top-Down-Perspektive bis zum Erdboden des matschigen Schlachtfelds. Das hat im Vergleich zum klassischen übergangslosen Spawn aus dem Nichts den Vorteil, dass uns die hinführende Bewegung der Kamera bereits genau zeigt, in welche Richtung wir uns bewegen müssen, um zum Gegner oder unseren Verbündeten zu gelangen. Das sorgt für eine deutlich bessere Übersicht nach dem Respawn - und das wird uns mehr als einmal das Leben und auch ein wenig den Spielspaß retten.
Taktisch forderndes Chaos
Battlefield 1 spielt sich deutlich anders als seine Vorgänger - es hat mich einige Runden und Niederlagen gekostet, bis ich das verstanden habe. Ein Grund hierfür sind die Waffen, die recht vorlagengetreu die bekanntesten und meistgenutzten Tötungswerkzeuge des Ersten Weltkrieges nachstellen. Diese aus heutiger Sicht rückständige Technologie macht sich auf dem virtuellen Schlachtfeld sehr deutlich bemerkbar: Unsere Schüsse sind relativ ungenau und verlangen literweise Zielwasser sowie eine ruhige Hand.
Immerhin gibt sich Battlefield 1 redlich Mühe, uns bei der Wahl des Schießeisens zu beraten: Jede Waffe und ihre unterschiedlichen Varianten fassen ihre Eigenschaften in einem hilfreichen Diagramm zusammen. Hier können wir auf einen Blick unter anderem sehen, auf welche Entfernung der meiste Schaden angerichtet wird und wie das jeweilige Flugverhalten der verschossenen Munition aussieht.
Doch keine Sorge: Eine hochrealistische Simulation ist Battlefield 1 trotzdem nicht und mit etwas Übung findet sich jeder angehende Soldat in der Waffenkammer des Spiels gut zurecht. Die sich untereinander sehr ähnlich anfühlenden Allrounder-Waffen der Vorgängerspiele gehören allerdings der Vergangenheit an, was in meinen Augen die absolut richtige Entscheidung war. Wer übrigens keine Lust auf Schützengräben und Matschfelder hat, kann sich natürlich auch direkt an das Steuer eines Fliegers oder Panzers setzen: Auch hier bietet jedes Modell verschiedene Ausführungen, die unterschiedliche Stärken und Schwächen ins Feld führen. Es gibt also viel auszuprobieren!
Panik im Nahkampf
Die Gefechte selbst zwischen den vier traditionellen Klassen Sanitäter, Sturmsoldat, Sniper und Unterstützer sind vor allem auf engem Raum nun deutlich chaotischer als in den Vorgängern: Die Ungenauigkeit der Waffen führt dazu, dass wir in Nahkampf-Situationen regelrecht Panik schieben und hektisch unsere Schaufel, das Beil oder die Axt zücken.
Der Nahkampf ist in Battlefield 1 damit eine echte Alternative zum Schussgefecht und doch fühlt es sich schlichtweg falsch an, diese Szenen als spaßig« oder »cool« zu bezeichnen: Wie in noch keinem anderen Spiel der Serie zuvor ist das Stöhnen und Schreien der Soldaten ständig und überall präsent. Waffen rattern und geben schleifende Geräusche von sich, die in Zeiten von SciFi-Shootern schon lange nicht mehr durch ein Kopfhörerpaar gerauscht sind.
Es gibt zahllose Animationen, die einen tödlichen Angriff mit Beil, Bayonett oder Axt in einem kleinen Blutbad enden lassen und selbst, wer sich in diesem Genre wie zuhause fühlt, wird sich hier ein schweres Schlucken nicht verkneifen können.
Dom Schott
@R3nDom
Bis zu diesem Punkt bin ich von Battlefield 1 wirklich positiv angetan: Die Schlachten sind Runde um Runde trotz der immer gleichen Karte abwechslungsreich und schaffen es regelmäßig, eine ganz eigene Dramatik aufzubauen. Hier führe ich mit meinem Squad den verzweifelten Angriff auf eine befestigte Stellung des Feindes an, dort fliege ich an Board eines Jagdfliegers dicht über den Köpfen der Soldaten hinweg und lasse Bomben auf die Erde regnen. Auch der Nahkampf kann sich als neuer, funktionierender Teil des Spiels etablieren, auch wenn er für einen enorm bitteren Beigeschmack sorgt - selbst noch nach über zehn Stunden.
Der größte Kritikpunkt, den ich mir bisher notieren musste, ist das mangelnde Team-Play der Mitspieler: Vielleicht liegt es an der geschlossenen Alpha, vielleicht hatte ich bisher auch einfach nur Pech mit meinen Squads. Oder aber die sehr offene, weitläufige Karte und der höchst effektive Einzelkampf mit Axt & Co. verlocken Spieler in Battlefield 1 dazu, weniger als Team sondern viel mehr als einzelne Soldaten zu agieren. Das bisher kaum spürbare Gemeinschaftsgefühl ist im Moment zwar nur eine Randbemerkung, eine Kleinigkeit, die mir negativ aufgefallen ist - und doch könnte sich daraus ein großes Problem für Battlefield 1 entwickeln, das mich sonst in allen anderen Belangen bisher wirklich begeistern kann.
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