Seit acht Jahren hat man nichts mehr von ihm gehört. Beziehungsweise seit neun. Schlimm sieht er aus. Beziehungsweise super. Als Mensch steht Max Payne vor dem Ende. Als Spiel wagt Max Payne 3einen Neuanfang. Nachdem die ersten beiden Teile der Actionspiel-Serie von Remedy entwickelt worden waren, entsteht Max Payne 3 nun bei den Rockstar Studios, den Machern der Grand Theft Auto-Reihe.
Man muss kein Fachmann sein um zu sagen: Hübsch ist’s allemal. Und doch stößt das Spiel bislang nicht überall auf Begeisterung: Nach Film Noir sähe das ja nun nicht mehr aus, Max habe sich optisch zu stark verändert und dann sei São Paulo im Vergleich zu New York viel zu sonnig, mosern eingefleischte Fans und skeptische Journalisten. Das Spiel muss sich nun also im Praxistest beweisen: Wir haben die PC-Version und die Fassung für die Xbox 360 angetestet und können nun abschätzen, ob Rockstar mit Max Payne 3 einen weiteren Hit im Lauf hat, oder ob sich die Entwickler ins eigene Bein schießen - in Zeitlupe.
Der Held: Älter als zuvor
Ein richtiger Sonnenschein war Max noch nie. Aber die ganze Familie, den Job und das Ansehen zu verlieren kann schon mal diesen Effekt haben. Sein Rachefeldzug durch die New Yorker Unterwelt liegt acht Jahre zurück, seitdem ist da nur noch Leere. Und Alkohol. Und Pillen. Max Payne ist ein Wrack.
»Du brauchst mal eine neue Umgebung, was mit Sonne«, versucht ihn ein alter Bekannter aus Polizeitagen aufzumuntern. Raul Passos ist ebenfalls aus dem Dienst beim NYPD ausgeschieden und arbeitet nun als Sicherheitsberater und Bodyguard für eine reiche brasilianische Familie. »São Paulo, Bruder! Ne Menge Spaß, gute Bezahlung!«, schwärmt der Ex-Cop. Aber Max will davon nichts wissen. Dafür hat ihn die Lethargie viel zu sehr umschlungen, ist er zu tief in Selbstmitleid versunken.
Pech für ihn (und Glück für uns), dass unser Held eines Abends in seiner Stammkneipe dann doch noch den nötigen Zündfunken für einen Neustart bekommt. Ein paar halbstarke Möchtegern-Mafiosi legen sich mit Max an, ein Wort führt zum nächsten, und am Ende liegt der Anführer tot vor der Theke. Dumm nur, dass dieser kleine Gangster der Sohn eines großen Gangsters war, und der lässt nun Jagd auf den Ex-Bullen machen. Ein letztes Mal darf sich Max nun durch das nächtliche, verschneite New York ballern, ganz wie in den Vorgängern auch. Nach dieser ganzen Aufregung ist unser Held dann aber doch reif für einen Tapetenwechsel: Er nimmt Rauls Angebot an und folgt seinem Kumpel ins sonnige São Paulo, dem eigentlichen Schauplatz von Max Payne 3.
Der Look: Lebendiger als zuvor
Ja, das finstere New York der Vorgänger war schon ziemlich cool, aber sind wir doch mal ehrlich: Zum dritten Mal durch dunkle Straßen und Fabrikhallen rennen, mal verschneit, mal verregnet, wäre dann doch ziemlich einfallslos von Rockstar.
Spielserien müssen sich auch mal weiterentwickeln und Abwechslung schadet nur, wenn sie schlecht gemacht ist. Die bietet Max Payne 3, allein schon mit der Wahl des Schauplatzes. In wohl kaum einer anderen Stadt der Welt liegen die Extreme derart nah beieinander wie in São Paulo. Hier leben Superreiche Tür an Tür mit den Ärmsten der Armen, wenn hier ein Supermodel ihre Cocktailkirsche über das Geländer ihrer mit Teakholz verkleideten Dachterrasse wirft, während sie in ihrem Pool herumlümmelt, landet das Fallobst mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem Wellblechdach der Slum-Nachbarn. Für viele vielleicht die Hölle auf Erden, doch ein wahres Paradies für Leveldesigner.
Rockstar hat auf zahlreichen Recherche-Reisen viel Zeit und Mühe investiert, um die einzigartige Architektur und Atmosphäre der Stadt einzufangen: Von den verdreckten Müllsiedlungen über Küstenareale mit Dschungel-Flair bis hin zu den Glas- und Stahlkonstruktionen der Reichenviertel deckt Max Payne 3 viele Facetten dieser faszinierenden, gleichzeitig aber auch bedrohlich wirkenden Metropole ab. Im Vergleich dazu sieht das New York der Vorgänger aus wie eine Ruine.
Die Tragödie: Ergreifender als zuvor
Ruine - das Wort beschreibt auch Max Payne selbst ganz zutreffend. Gesoffen hat er. Und geraucht. Älter ist er geworden. Und dicker. Ja, der alte Max sah knackiger aus, dynamischer. Dem nahm man Hechtsprünge mit zwei Pistolen in der Hand eher ab. Aber wer einen über Jahre glaubwürdigen Helden erschaffen will, der muss ihm auch Veränderung zugestehen. Superman etwa sieht seit Jahrzehnten gleich aus und ist deshalb auch superlangweilig.
Schon in Max Payne 2wurde uns Max als gebrochener Mann präsentiert, aber dafür sah der Kerl eigentlich noch zu gut aus. Jetzt, acht Jahre und ein paar Badewannen Whiskey später, passen die Spielfigur und ihr Schicksal endlich mal zusammen. Und Gesicht und Stimme auch: Seit Teil 1 wird Max von James McCaffrey gesprochen, nun leiht der Mann seinem Alter Ego auch noch das Aussehen. Kein Wunder also, dass beides so gut harmoniert.
Zudem reiht sich McCaffreys Visage prima in die Max Payne-Historie ein: Man stelle sich Timothy Gibbs vor, den Darsteller aus Teil 2, lasse den acht Jahre lang rauchen, saufen und Pillen schlucken, und das Ergebnis kommt James McCaffrey wahrscheinlich ziemlich nahe. Sollte James das hier lesen: Sorry, die Wahrheit tut halt manchmal weh.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.