Es gibt viele Weisheiten im Fußball: Der Ball ist rund, das Spiel dauert 90 Minuten und alle vier Jahre ist Weltmeisterschaft. Und zu der gibt es auch in diesem Jahr das passende Spiel von Electronic Arts, das sich mit FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014 ein dickes Stück vom WM-Euphoriekuchen abschneiden will. Anders als der EM-Ableger vor zwei Jahren erscheint das offizielle WM-Spiel nicht nur als Download, sondern wird rechtzeitig zum Fußball-Großereignis auch ganz »klassisch« in den Händlerregalen stehen. Aber braucht es überhaupt ein separates WM-FIFA?
Wer sich die Liste der Konsolen anschaut, für die FIFA WM Brasilien 2014 erscheint, stammelt schnell verdutzt: »Und wo sind die Next-Gen-Versionen?« Ganz einfach, die gibt es nicht. Denn EA hat beschlossen, den WM-Kick nur auf der »Last Gen«, also PlayStation 3 und Xbox 360 zu veröffentlichen. Xbox-One- und PlayStation-4-Besitzer gucken in die Röhre. Als Grund für den Next-Gen-Ausschluss nennt EA fehlende Entwicklerkapazitäten und das Ziel, den Titel einer möglichst großen Spielerbasis zur Verfügung zu stellen. Schade, wir hätten die WM zu gern auch auf den neuen Konsolen nachgespielt.
Durch die Konzentration auf die älteren Modelle fällt blöderweise auch der größte Pluspunkt der Next-Gen-Fassungen weg: Die Ignite-Engine sorgte bei FIFA 14 auf den neuen Konsolen für noch geschmeidigere Animationen, bessere Mitspieler-KI und ein rundum gelungenes Spielgefühl. Das Grafikgerüst von FIFA WM Brasilien 14 ist dagegen das gleiche wie bei den Last-Gen-Versionen von FIFA 14. Trotzdem muss niemand befürchten, dass die Kicker plötzlich wie ungelenke Holzpuppen über den Platz stolpern. Animationen und Spielablauf sind nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau, können allerdings nicht mit den Ignite-Bewegungen mithalten.
Vereinfacht
Bei der Entwicklung von FIFA WM Brasilien 14 hat EA vor allem an die Gelegenheitsspieler gedacht. Anders ist die Ankündigung, dass der Spielablauf vereinfacht werden soll, nicht zu erklären. Standardmäßig ist zum Beispiel der Beginner-Schwierigkeitsgrad eingestellt, die simple Zwei-Tasten-Steuerung soll Anfängern zudem einen leichten Einstieg ermöglichen. Was das für das Geschehen auf dem Platz bedeutet, können wir noch nicht sagen, zu viel am in FIFA 14 formidablen Spielgefühl sollte EA aber nicht ändern, um Fans nicht zu verärgern. Cool ist jedoch, dass Richtungs- und Tempowechsel nun noch etwas schneller vonstattengehen, und auch an den Standardsituationen wurde gefeilt.
Wir können jetzt ganz praktisch aus vorgegebenen Situationen wählen und unsere Kicker zum Beispiel erst kurz vor der Ausführung einer Ecke in den Strafraum laufen lassen oder per Knopfdruck ein Irritieren des Torhüters anordnen. Die obligatorischen Miniverbesserungen hat Brasilien 14 natürlich ebenso im Repertoire. Manchen Spielern wurden neue Tricks und Manöver spendiert, und auch die wogenden Zuschauermassen in den Stadien sehen etwas schicker aus als im Last-Gen-FIFA 14.
Die größte Trumpfkarte spielt FIFA WM Brasilien 14 natürlich mit dem umfangreichen Lizenzpaket aus. Insgesamt 203 Nationalmannschaften stehen zur Wahl, samt authentischer Spieler (knapp 7.200), Logos und Trikotsätzen. Wer genau hinschaut, erkennt bei den wichtigsten Teams sogar die Trainer am Spielfeldrand, Joachim Löw, Luiz Felipe Scolari und Co turnen also auch virtuell an der Seitenlinie herum. Und das vor großer Kulisse, denn alle zwölf Arenen der WM wurden ins Spiel implementiert, unter anderem treten wir im Estádio Beira-Rio in Porto Alegre oder dem eindrucksvollen Maracana-Stadion in Rio de Janeiro an.
Zusätzlich stehen neun weitere Stadien zur Wahl. Alle Spielstätten haben nicht nur detailgetreue Innenansichten, sondern wurden als komplette 3D-Modelle samt Außenfassaden gebaut. Besonders imposant sind daher die Kamerafahrten vor einem Match, wenn ein virtueller Helikopter über die Stadien fliegt. Überhaupt wird die WM-Atmosphäre einmal mehr hervorragend eingefangen. Vor Spielbeginn betreten die Teams unter tosendem Jubel der Massen und buntem Konfettiregen den Rasen, Tore werden enthusiastisch bejubelt und der strahlende Sieger reckt nach dem Finale die begehrte Goldtrophäe in den Himmel.
Geschichtsschreibung
Was die Spielmodi betrifft, bietet WM Brasilien 14 keine großen Überraschungen. Im klassischen Turniermodus kämpfen wir uns nach und nach durch Gruppen- und K.o.-Phasen und versuchen, den Pott nach Hause zu holen. Die Gruppen sind dabei wahlweise diejenigen des »echten« Turniers, wir können sie allerdings auch beliebig zusammenstellen. Hier kann also jeder seine Wunsch-Nationalelf ohne Probleme zum Weltmeister machen - zumindest auf den leichteren Schwierigkeitsgraden. Etwas weiter geht der »FIFA Road to World Cup«-Modus, in dem wir uns unseren Platz in der Endrunde erst mal verdienen und uns mit bis zu 32 Spielern durch die Qualifikation kämpfen müssen. Klassische Einzelspiele für schnelle Runden zwischendurch sowie ein Trainingsmodus stehen ebenfalls zur Verfügung, uns gefällt aber vor allem die »Geschichte der Endrunde«-Option.
Hier müssen wir ausgehend von Ergebnissen realer WM-Partien in der Vergangenheit entweder das gleiche Ergebnis erzielen oder die Geschichte direkt neu schreiben. So kann man schmerzende Fußballwunden wie das bittere 0:2 von Deutschland gegen Italien im Halbfinale der WM 2006 zumindest virtuell heilen. Zu guter Letzt findet auch »Captain Your Country« den Weg ins Spiel, eine Variation des »Be a Pro«-Modus aus den FIFA-Spielen. Unverständlich: Obwohl das gesamte Paket eher wie ein Update denn ein komplett neues Spiel anmutet, verlangt EA für FIFA WM Brasilien 2014 den happigen Vollpreis. Ob wir das Spiel deswegen nur verwarnen oder sogar mit Rot vom Platz schicken müssen, klären wir dann in der Testversion.
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