Bislang sind nur Gerüchte über die nächste Sony-Konsole im Umlauf und selbst die Bezeichnung ist unklar. Nennt Sony den Playstation-3-Nachfolger entgegen der in Asien negativ besetzen Ziffer »4« doch schlicht und einfach Playstation 4 oder kommt einer der angeblichen Codenamen wie »Orbis« oder »Omni« ins Spiel? Welche Hardware steckt vermutlich in der neuen Konsole und was können wir Sachen Leistung von der nächsten Playstation erwarten? Wir fassen die Gerüchte zur Playstation 4 zusammen und schätzen den Wahrheitsgehalt ein.
Hardware
In der Vergangenheit hatte Sony eigene Chips entwickelt, um sich von der Konkurrenz abzuheben. So konnte beispielsweise die erste Playstation ohne Probleme transparente Texturen darstellen, was beim Konkurrenten Sega Saturn nur mit Tricks funktionierte. Auch bei der Playstation 2 waren Hauptprozessor und Grafikchip zumindest zum Teil Eigenentwicklungen von Sony.
Bei der Playstation 3 hat Sony nur noch den Hauptprozessor (in Zusammenarbeit mit IBM) selbst entwickelt, als Grafikchip kam der auf der PC-Grafikkarte Geforce 7800 GT (2006) basierende Nvidia RSX zum Einsatz. Der eigenwillige, aber sehr schnelle Cell-Hauptprozessor der Playstation 3 dürfte der letzte speziell für Konsolen entwickelte Prozessor gewesen sein. Da Chips immer komplexer werden, können nur noch hochspezialisierte Firmen wie AMD, IBM, Intel oder Nvidia dabei vorne mitspielen. Für die Konsolenhersteller wären Eigententwicklungen schlicht zu teuer, zumal eine eigene Architektur wie Cell ihre Stärken kaum ausspielen kann – die wenigsten Third-Party-Entwickler machen sich so wie Sony bei Killzone 3 und Uncharted 3 die Mühe, Maximum aus der Hardware herauszukitzeln.
Alle Zeichen deuten darauf hin, dass Sony und Microsoft in ihren neuen Konsolen angepasste PC-Komponenten von AMD verbauen werden. Dort hat man bereits Erfahrung in Sachen Konsolen, steckt doch auch in der Xbox 360 ein Grafikchip, dessen Design vom 2006 durch AMD übernommenen Grafikspezialisten ATi stammt (auch Nintendo setzt bei der Wii U auf AMD-Grafik). Die Spekulationen über den Prozessor deuten auf »acht Kerne« und einen AMD »Bulldozer« hin.
Bei dieser CPU teilen sich jeweils zwei Kerne bestimmte Funktionseinheiten, was den Prozessor in manchen Fällen fast wieder zu einer Quad-Core-CPU degradiert. Dennoch halten wir es nicht für unmöglich, dass Sony auf einen auf Energieeffizienz optimierten 8er-Bulldozer setzt. Andere Gerüchte gehen von einer sogenannten AMD-APU aus, einer »Accelerated Processing Unit«, hinter der sich ein Bulldozer-Prozessor mit einem auf dem gleichen Chip integriertem Grafikkern verbirgt. Es ist durchaus denkbar, dass Sony eine für die Playstation 4 angepasste APU-Version bestellt hat.
Der Grafikchip wird allem Anschein nach ebenfalls von AMD stammen und den PC-Standard DirectX 11 unterstützen, die aktuellste Grafikschnittstelle für Windows-Spiele. Im Vergleich zur Playstation 3 oder Xbox 360 sind damit grafisch deutlich schönere Spiele mit höherer Weitsicht, erheblich besser aufgelösten Texturen, flimmerfreie Kanten und aufwändige Physikberechnung auf dem Grafikchip möglich. Der bei den aktuellen Konsolen verwendete DirectX-9-Hardware-Standard ist schon ein Jahrzehnt alt. Grafisch dürfen Konsolenspieler mit der neuen Playstation somit einen deutlichen Schritt nach vorne erwarten.
Die Gerüchte weisen der Playstation 4 einen Grafikchip namens »Liverpool« mit der etwas seltsamen Videospeicher-Kapazität von 2,2 GByte zu. Welcher Chip genau in der PS4 steckt, ist noch unklar, vermutlich handelt es sich aber um eine Notebook-Variante von AMDs aktuellen HD-7000-Grafikkarten. Ziel dürfte sein, dass alle Spiele in der vollen HD-Auflösung 1080p mit 1.920x1.080 Pixel laufen, während die aktuelle Generation vorrangig mit 720p arbeitet und das Bild anschließend auf 1080p hochskaliert. Die gelegentlich genannte 4K-Unterstützung der Playstation 4 dürfte sich ausschließlich auf mögliche 4K-Filme beziehen – die Echtzeitberechnung der 4K-Auflösung 3840x2160 erfordert die vierfache Rechenleistung. Übrigens erwartet Technik-Guru John Carmack von id Software trotz aller denkbaren Leistungssteigerungen nicht, dass viele Spiele auf den neuen Konsolen mehr als 30 Bilder pro Sekunde bieten werden, wie er auf Twitter schreibt. Er scheint davon auszugehen, dass die besseren Fähigkeiten eher für mehr Effekte und Polygone statt für mehr FPS verwendet werden.
Unreal-Demo in Next-Gen-Grafik
Sollte Sony eine AMD-CPU mit integriertem Grafikchip verwenden, könnte die Playstation 4 je nach benötigter Leistung zwischen der integrierten Grafik und dem »Liverpool«-Grafikchip wechseln, um Strom zu sparen. Entsprechende Gerüchte über das von Notebooks bekannte GPU-Switching gibt es zumindest. Die weiteren Informationen über die Hardware-Ausstattung stammen wohl von aktuellen Entwickler-Kits, die oft mehr Speicher und nur annähernd gleiche Hardware-Komponenten besitzen. Da diese Dev-Kits angeblich 8 oder 16 GByte Arbeitsspeicher besitzen, dürfte man bei der Playstation 4 von 4 oder 8 GByte ausgehen – wobei die letzten Informationen eher in Richtung 4 GByte tendieren. Auch eine Festplatte mit 160 GByte wurde in den Entwickler-Kits gesichtet, es gibt aber auch Meldungen über Laufwerke mit 256 GByte, bei denen es sich um ein besonders schnellen Solid-State-Laufwerke handeln soll. Diese auf Flash-Speicher basierenden Laufwerke sind allerdings noch immer vergleichsweise teuer, so dass Sony schon aus Kostengründen wahrscheinlich eine normale Festplatte verbauen wird. Als sicher kann wie bei der Playstation 3 die Existenz eines Blu-ray-Laufwerks gelten, das neben dem üppigen Speicherplatz für Spiele auch für die Home-Entertainment-Funktionen der Playstation 4 wichtig ist. Auch WLAN, Netzwerk-Anschluss, USB 3.0 und HDMI wird die neue Sony-Konsole bieten.
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