Die Abgrenzung scheint eindeutig: Der Begriff »Software« beschreibt Programme und deren Daten, »Hardware« die physischen Bestandteile eines Computersystems. Videospieler dagegen wissen spätestens seit 1993, dass Software und Hardware eins sein können - wie beim SNES-Spiel Starwing, in dessen Modul der Super-FX-Chip eingebaut ist. Dank ihm berechnet die graue Maschine plötzlich Polygone, eine Sensation im 16-Bit-Zeitalter.
Warum Star»wing«?
Das Spiel ist zwar der Ursprung der Starfox-Reihe, trägt aber den Titel »Starwing«. Und zwar aus lizenzrechtlichen Gründen. Bereits 1983 erschien ein Atari-2600-Spiel mit dem Titel »Starfox« aus dem Hause Mythicon. Das kuriose dabei: Der Publisher veröffentlichte das Spiel nur in den USA, sicherte sich dort aber nicht die Namensrechte.
Nintendo konnte 1993 seinen Shooter in den Vereinigten Staaten also ebenfalls als »Starfox« in die Läden bringen. In Europa dagegen hielt Mythicon die Namensrechte, ohne dort einen Titel veröffentlicht zu haben, und Nintendo musste das Spiel in »Starwing« umtaufen.
Und während wir damals im Matheunterricht die Vielecke leise verfluchen, starren wir zuhause fasziniert auf die kantigen Klötze, die über die Röhre schwirren. Schon das Intro vor der ersten Mission auf dem Planeten Corneria ist ein grafischer Meilenstein: Vier Raumschiffe, die Arwings, flitzen durch einen transparenten Tunnel, die Kamera schwenkt um das 3D-Geschehen herum.
Eine Sirene heult auf, dazu brabbelt eine Stimme unverständliches Zeug, das nach Start-Countdown klingt.
Dann zünden die Arwings den Turbo und schießen durch den Ausgang. Weltraum-Opern wie »Star Wars« sind vergessen, Zuschauen ist vorbei - jetzt sitzen wir am Steuerknüppel.
Auch wenn die vier Mitglieder des Starfox-Teams die Atmosphäre von ernst nach heiter katapultieren. Denn zu ihren flapsigen Textzeilen erklingen mal piepsige, mal dumpfe Töne, die Funkverkehr darstellen sollen. Fantastisch dilettantisch! Der Rest des Spiels ist dagegen hohe Videospielkunst - und alles zusammen ergibt einen Kandidaten für die Retro Hall of Fame.
Eins, zwei oder drei?
Fox McCloud zieht nicht allein in die Schlacht. An seiner Seite sind Raubvogel Falco, Hase Peppy und Frosch Slippy. Wie so oft in der japanischen Popkultur sind die Figuren vermenschlichte Tiere. Als Anführer muss Fox - und damit der Spieler - eine schwere Entscheidung aber im Alleingang fällen: Fliegt das Team dem Oberschurken Andross und seinem Planeten Venom auf Route eins, zwei oder drei entgegen?
Die Pfade durch die Galaxie bieten nicht nur unterschiedliche Levels, sondern stehen für verschiedene Schwierigkeitsgrade. Ein genialer Schachzug, der den Wiederspielwert in astronomische Höhen schießen lässt. Auch wenn es das kaum gebraucht hätte, weil die Kämpfe auf den Planetenoberflächen und im Weltall ein Genuss sind: Intuitiv flitzen wir über das Schlachtfeld, zünden Schubraketen, bremsen ab und lassen den Arwing im Kreis rotieren.
Einen Joystick vermissen wir erst gar nicht, so leicht geht die Steuerung von der Teenager-Hand. Zwar werden wir seinerzeit durch einen engen Levelschlauch gezwängt, der aber mit unzähligen Feinden und Hindernissen gespickt ist.
Und dabei wird selbst die einfachste Route zur Herausforderung - spätestens auf dem Meteor, über dessen Oberfläche wir mit hohem Tempo flitzen. Hinter Felsbrocken stapfen Kampfläufer auf uns zu, am Ende wartet ein gigantisches Spinnen-Raumschiff. Mit jeder neuen Route werden die Gegner wehrhafter, die Bossgegner noch zäher. Am Ende führen alle Wege zum gleichen Planeten: Venom, wo Oberboss Andross wartet. Er tritt als überdimensionales Metallgesicht zum finalen Kampf an - atemberaubend!
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