Bevor es mit dem Test zu Xenoblade Chronicles 2 richtig losgeht, lasst uns kurz etwas ausprobieren: Schließt eure Augen. Nun stellt euch eine weit entfernte Welt vor. Dort durchstreifen gigantische Titanen ein schier endloses Wolkenmeer.
Sie sind so groß, dass auf ihrem Rücken Menschen leben und sogar Wälder stehen, die ihr durchforsten könnt. Ja, sogar riesige - im Vergleich zu den Titanen selbst aber winzige - Tiere leben dort. Und überall ist diese unsichtbare, alles durchströmende Magie. Sie macht kleine Wunder möglich, die nur darauf warten von euch entdeckt zu werden.
Hat euer Herz einen kleinen Sprung gemacht? War da dieser Funke von Abenteuerlust? Dann werdet ihr Xenoblade Chronicles 2 lieben! Das neue JRPG von Monolith Soft (Xenoblade Chronicles X, Pikmin 3, Zelda: Breath of the Wild) öffnet die Tür zu einer wundersamen Fantasiewelt. Bis sich das Spiel mit seinem komplizierten Kampfsystem jedoch komplett entfaltet, braucht ihr 10 bis 15 Stunden Geduld.
Auf der Suche nach Elysium
Die Geschichte beginnt unscheinbar. Ihr schlüpft in die Rolle von Tiefseetaucher Rex. Obwohl noch nicht einmal in der Pubertät, ist der Junge ein Ass im Bergen von Schätzen aus dem Wolkenmehr. Das hat sich nach einem mysteriösen Ereignis rund um einen bis in den Himmel ragenden Turm aus riesigen Ranken gebildet. Hoch oben auf dem Turm soll Elysium, der Geburtsort aller Lebewesen liegen.
Allerdings wurden diese eines Tages von dort verscheucht, deshalb müssen Rex und der Rest der Welt im Wolkenmeer ums Überleben kämpfen. Die Vertreibung ist ewig her, Elysium ist nur mehr ein Märchen. Menschen und Nopons (intelligente Knubbelwesen) leben auf Luftschiffen oder dem Rücken von Titanen. Die sind manchmal klein und bieten die Wohnfläche einer Eigentumswohnung, dann wieder so groß wie ein kleiner Kontinent.
Geld und Ressourcen sind alles in dieser Welt, vor allem da letztere langsam knapp werden. Also fackelt Rex nicht lange, als er einen lukrativen Bergungsauftrag erhält. Was der lebensfrohe, aber auch naive Bursche nicht ahnt: Geborgen werden soll eine junge Dame namens Pyra, die sich in einem Tiefschlaf auf dem Grund des Wolkenmeeres befindet. Doch die Aktion geht schief, durch eine Verkettung unglücklicher Ereignisse verbinden sich die Seelen von Rex und Pyra. Sie bittet ihn daraufhin, sie nach Elysium zu bringen. Der Junge willigt ein und muss bald erfahren, dass er eine wichtige Rolle bei der Rettung der Welt spielt.
Die Xeno-Serie
Xenoblade Chronicles 2 ist Teil der sogenannten Xeno-Metaserie, die von Director Tetsuya Takahashi entwickelt wurde. Die einzelnen Spiele haben keine zusammenhängende Geschichte und teilen sich noch nicht einmal ein gemeinsames Universum. Ihre Gemeinsamkeit sind allerdings die psychologischen und religiösen Themen. Takahashi hat zum Beispiel Friedrich Nietzsches "Wille zur Macht" verarbeitet, eine Philosophie, die den Drang des Menschen zur höchst möglichen Position im Leben beschreibt. Ebenso gibt es verweise auf das Neue Testament sowie auf spirituelle Themen wie die Reinkarnation - reichlich anspruchsvoller Stoff also.
Durch den Bezug auf Theorien deutscher Philosophen haben manche der Spiele der Reihe tatsächlich einen deutschen Untertitel - auch in den internationalen Versionen. Die drei Xenoblade Chronicles-Spiele beinhalten zwar ebenso Aspekte dieser Themengebiete, aber Takahashi löst sich damit etwas von seinen älteren Werken. Ihm ging es diesmal vor allem um den Kontrast zwischen winzig klein wirkenden Protagonisten gegenüber einer gigantischen Welt. Es ist die Visualisierung einer Gruppe von Außenseitern, die sich ihrem vorbestimmten Schicksal stellen müssen, das eine schwere, überdimensional wirkende Bürde mit sich bringt.
Die Spiele im Überblick:
Xenogears (1998, PS One)
Xenosaga Episode I: Der Wille zur Macht (2002, PS2)
Xenosaga Freaks (2004, PS2)
Xenosaga Episode II: Jenseits von Gut und Böse (2004, PS2)
Xenoxaga Episode III: Also Sprach Zarathustra (2006, PS2)
Xenoblade Chronicles (2010, Wii, New 3DS)
Xenoblade Chronicles X (2015, Wii U)
Xenoblade Chronicles 2 (2017, Switch)
Rückkehr zu alten Stärken
Xenoblade Chronicles 2 ist Anime pur. Der erwachsene Look des Vorgängers Xenoblade Chronicles X auf der Wii U ist einem niedlichen, weitaus farbenfroheren Stil gewichen. Das ist erst mal ungewohnt, doch es verleiht den Charakteren sehr viel mehr Ausdruck. Vor allem wenn es um Humor geht, zeigen sich die Zwischensequenzen von der besten Seite. Sie sind ausgesprochen gut inszeniert und fügen den Hauptfiguren eine menschliche Komponente hinzu, die Xenoblade Chronicles X gefehlt hat.
Die besondere Kunst der Handlung ist aber, wie sie die vermeintlichen Anime-Klischees ad absurdum führt. Pyra zum Beispiel macht zu Beginn den Eindruck einer klischeemäßigen Rette-mich-Prinzessin, entpuppt sich aber als vielschichtiger Charakter. Gerade in den späteren Kapiteln lag uns im Test zwischenzeitlich so viel an den Figuren, dass uns ihre Schicksale und Beziehungen zueinander richtig berührt haben.
Typisch für die Serie sind die weitläufigen Landschaften, sie sind auch diesmal wieder so beeindruckend wie eh und je - auch weil sie mit einer Vielzahl von Monstern bevölkert sind. In den ersten Stunden wirken die Areale noch etwas eingeengt, aber sie öffnen sich mit der Zeit. Die später wirklich riesigen Gebiete zu erkunden macht einen sehr großen Reiz aus, da durch die irre Weitsicht ein überzeugendes Reisegefühl entsteht.
Bei der Gestaltung der Welt haben sich die Entwickler stärker am ersten Xenoblade Chronicles orientiert. Also weg vom vergleichsweise plausiblen Science-Fiction-Setting und hin zu eher surrealen Landstrichen.Schon aus der Ferne könnt ihr majestätische Titanen sehen, auf denen ihr herumlaufen könnt. Viele dieser Wesen sehen aus, als wären sie einer Unterwasserwelt entsprungen, etwa wie eine gigantische Qualle oder eine fliegende Seeschlange.
Das Tolle daran: Die Welt wirkt lebendig! Zahlreiche Kreaturen durchstreifen die Natur, und die Städte sind voll mit NPCs, die mehr über das Universum erzählen. Auch gibt es wieder Unmengen an Sidequests, bei denen wir oft überrascht waren, was für nette Nebengeschichten sie erzählen. Wir suchen verschwundene Personen, helfen Holzfällern bei der Reparatur ihres Krans oder lösen andere Probleme des Alltags. Die Nebenaufgaben bereichern dabei nicht nur die Geschichte, sondern heben auch euer Ansehen in den Dörfern und Städten. Je höher das liegt, desto niedriger werden die Preise bei den vielen Händlern. Eine Win-Win-Situation also.
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