The Binding of Isaac genießt mittlerweile Kultstatus. Das Actionspiel wurde über drei Millionen Mal verkauft und hat seine eigene Let's-Player-Szene. Trotz dieses Erfolgs ist der Erfinder Edmund McMillen mit seinem Spiel nicht ganz zufrieden: Weil es auf Flash basiert, läuft es unstabil, und eigentlich hätte er es lieber im Pixellook gestaltet. Nun hat er genau das kurzerhand getan.
Zusammen mit dem Indie-Entwickler und -Publisher Nicalis hat McMillen das Spiel komplett überarbeitet: neuer Grafikstil, mehr Gegenstände, neue Musik und noch vieles mehr. The Binding of Isaac: Rebirth verkörpert sozusagen die eigentliche Vision des Schöpfers und ist damit einer der besten Vertreter des Roguelike-Genres, das es derzeit gibt. Wir haben es also mit einem dieser Spiele zu tun, die man immer wieder neu beginnt, die immer wieder anders verlaufen und wo wir nach unserem Pixeltod bei Null anfangen müssen.
Für Veteranen
Wer The Binding of Isaac schon kennt und sich nur für die neuen Inhalte interessiert, sollte sich direkt in unseren Artikel über die Neuerungen stürzen. Wer sich hingegen mehr für die Entstehungsgeschichte des Indie-Hits und dessen Entwickler Edmund McMillen interessiert, liest am Besten unseren Plus-Report über die Erfolgsgeschichte von The Binding of Isaac.
Die PS-Vita Version
Inhaltlich bietet die PS-Vita-Version genau dasselbe Spielerlebnis wie auf dem PC und der PS4. Allerdings wird die Hardware des Handhelds von Rebirth öfters in die Knie gezwungen. In Szenen mit vielen Effekten ruckelt das Spiel stark. Immerhin ist die Steuerung tadellos umgesetzt. Die fehlenden Tasten wurden auf den Touchscreen und die Select-Taste ausgelagert, was ausgezeichnet funktioniert.
Die Geschichte um einen kleinen Jungen, der von seiner besessenen Mutter misshandelt wird, basiert auf einer Bibelgeschichte. Abraham sollte seinen Sohn Isaak opfern, um seinen Glauben unter Beweis zu stellen. The Binding of Isaac versetzt diese Erzählung in die Neuzeit und behandelt unbequeme Themen wie Kindesmisshandlung und Realitätsverlust.
Muttersöhnchen
Als kleiner, nahezu hilfloser Isaac wachen wir auf der Flucht vor unserer Mutter in einem Kellerverlies auf. Uns bleiben nur unsere Tränen, um uns vor den Schrecken zu schützen, die dort lauern. Und das ist buchstäblich gemeint: Der kleine, rosa Knirps, den wir steuern, verschießt Tränen. Wir ziehen also los und kämpfen uns von Raum zu Raum. Natürlich müssen wir stärker werden, denn unsere salzigen Geschosse sind zu Beginn noch sehr schwächlich. Hinter einer goldenen Tür entdecken wir ein Indianer-Kopfband und setzen es auf.
Fortan schießen unsere Tränen durch Gegner hindurch. Wir fühlen uns schon ein bisschen mächtiger.
Allerdings nur, bis sich uns der erste Boss in den Weg stellt: The Widow, eine ekelhafte Spinne mit Menschenzehen an den Beinen. Nachdem wir sie und ihre kleinen Helferspinnen nach einem anstrengenden Kampf in die Knie gezwungen haben, erscheint ein neues Item: ein Kreuz aus Holz.
Igitt, wir bluten plötzlich aus den Augen! Aber dafür sind wir noch stärker. Langsam kommen wir auf den eigentümlichen Geschmack des Spiels, das Power-Ups nicht als strahlende Rüstung, sondern als eklige Deformationen oder widerliches Ungeziefer inszeniert, das uns ständig begleitet. Das ist verstörend. Das fasziniert. Und wir wollen mehr davon sehen!
Derart motiviert klettern wir eine Falltür hinab und stellen uns auf der nächsten Ebene neuen Ungeheuern. Dabei haben wir unsere Augen nur auf ein Ziel gerichtet: unsere Mutter zu besiegen. Sie ist ein mächtiger Endgegner, der keinen Funken Mutterliebe versprüht, sondern mit ihren riesigen, teigig verformten Gliedern nach uns grabscht und stampft, während sie unseren Namen kreischt. Sie zu besiegen, wird alles andere als leicht. Aber vielleicht wartet auf der nächsten Ebene ein noch besserer Gegenstand auf uns? Vielleicht schaffen wir es dieses Mal?
Das Keller-Regelwerk
Man sieht The Binding of Isaac: Rebirth seine Wurzeln an. Das Roguelike ist klar an Legend of Zelda angelehnt. Die aus rechteckigen Räumen zusammengesetzten Kerker, die Schlüssel, die Bomben und selbst die Herzcontainer könnten direkt aus dem NES-Klassiker stammen. Allerdings werden die Verließe von The Binding of Isaac getreu des Roguelike-Genres immer zufällig generiert.
Der Abstieg in die Tiefe ist allerdings selten unfair, denn es herrschen feste Regeln: Jede Ebene hat einen Shop, in dem wir Schlüssel oder andere nützliche Verbrauchsgegenstände kaufen können, dazu gibt's immer einen Item-Raum, der uns eine neue Fähigkeit oder verbesserte Attribute spendiert. Neben normalen Gegnerräumen erscheinen außerdem spezielle Räume, die nur unter bestimmten Voraussetzungen auftauchen.
Am Ende jeden Flurs wartet dann ein riesiger Bossgegner auf uns. Die Monster sind äußerst einfallsreich gestaltet. Es gibt zwar auch generische Gruselwesen wie Skelette und Spinnen, doch die meisten Kreaturen sind spannend kreiert und lauern uns mit anspruchsvollen Angriffsmustern auf. Der Boss »The Haunt« ist beispielsweise ein riesiger Geisterkopf, der uns erst seine drei Lakaien auf den Hals schickt. Danach reißt er sich die Haut vom Gesicht und greift uns mit seiner Skelettfratze an.
Zu Beginn warten drei Kerkerebenen auf uns, die aus stets zwei Leveln bestehen: Keller, Höhlen und die Tiefen. Das klingt langweiliger, als es sich spielt, denn jede Ebene ist mit kleinen Details und horrenden Monstern vollgestopft. Mit der Zeit schalten wir neue Gegenstände, alternative Dungeons und andere Charaktere frei. Das motiviert auch auf Dauer.
Jede Runde liefert neue Gegenstände, die daraufhin wieder entdeckt werden wollen. Nachdem wir unsere Mom das erste Mal besiegt haben, schaffen wir es sogar in den Mutteruterus. Oh ja, damit ist tatsächlich die Gebärmutter von Isaacs Mutter gemeint! Und dort stellen wir uns Moms Herz, was genauso ekelhaft ist, wie es klingt.
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