Tekken 7 - Angespielt: Die letzte Konfrontation

Seit über zwei Jahrzehnten hält Namco mit Tekken die 3D-Prügelspielfahne hoch. Teil 7 soll nun einen Schlusspunkt setzen – zumindest beim spielbestimmenden Vater-Sohn-Konflikt.

Tekken 7 - Release-Datum im Story-Trailer »Wut und Trauer« Video starten 2:11 Tekken 7 - Release-Datum im Story-Trailer »Wut und Trauer«

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Was wir im Tokioter Hauptquartier von Bandai Namco vom Tekken 7-Storymodus zu sehen bekommen, deutet auf eine grafisch wuchtige Erzählung mit plakativen Szenen und bemühter Dramatik hin ("Was treibt Dein Streben an: Wut oder Sorge?", fragt beispielsweise der Storytrailer bedeutungsschwanger).

Das Tekken-Team stellt dafür jede Menge Zwischensequenzen in Spielgrafik her, die viel fürs Auge bieten, gleichzeitig aber nahtlose Übergänge von Filmszene zu eigenhändigem Kampf erlauben und dadurch für eine hohe Immersion sorgen. Nicht zuletzt will Tekken 7 mit der stärkeren Storylastigkeit auch Prügel-Einsteiger gewinnen, die einen guten Grund bekommen sollen, eine Zeit lang solo vor sich hinzuprügeln.

Adieu, Tag-Team

Auch einige generelle Designentscheidungen von Tekken 7 sind recht offensichtlich auf die Ansprache eines maximal breiten Publikums ausgerichtet. Nach dem Fokus auf 2-gegen-2-Matches im letzten Serienteil - dem von den Fans vielgepriesenen Tekken Tag Tournament 2 - konzentriert man sich nun wieder auf klassisches Mann gegen Mann.

Schließlich haben die Spieler schon bei einem einzelnen Kämpfer genug damit zu tun, dessen Finessen herauszuarbeiten und sie während eines rasanten Schlagabtauschs im rechten Moment zu nutzen.

Sind Prügelspiele heute trotzdem nicht zu kompliziert, um überhaupt noch andere Spieler abseits der Genrefans zu erreichen? "Es stimmt gar nicht, dass Fighting Games im Lauf der Jahre immer schwerer geworden sind", sagt Tekken-Chef Katsuhiro Harada. "Wenn du dir das erste Street Fighter 2 mal ansiehst, das war sehr technisch. Da waren einige Aspekte auf sehr hohem Niveau, aber vielleicht hast du die damals einfach nicht genutzt."

Die Spiele sind nach Meinung des Tekken-Veteranen also gar nicht schwerer geworden, sondern die Spieler haben sich weiterentwickelt. Es gibt mehr virtuelle Faustkämpfer mit Erfahrung. Und gegen die anzutreten, ist für den Kampfspiel-Einsteiger genauso entmutigend wie das durchschnittliche Online-Deathmatch für den Call-of-Duty-Schönwetter-Solisten.

Konzentrierte Kämpfer

Bessere Zugänglichkeit soll auch durch ein rigoroses Streichen von Charakteren erreicht werden: Schickte Tekken Tag Tournament 2 knapp 60 Kämpfer in den Ring, kommt der Nachfolger nur noch auf 36. Bei der ersten Version von Tekken 7, die im Frühjahr 2015 in die Spielhallen kam, waren es sogar nur 20 Figuren, die dafür erheblich akkurater aufeinander abgestimmt werden konnten.

Mit Rage-Moves und weniger Charakteren will Tekken 7 wieder einsteigerfreundlicher werden. Mit Rage-Moves und weniger Charakteren will Tekken 7 wieder einsteigerfreundlicher werden.

Durch Aktualisierungen des Arcade-Automaten stießen eine Handvoll Recken hinzu. Die kommende Heimvariante basiert auf Tekken 7: Fated Retribution, das im Sommer 2016 mit zusätzlichen Stages, Kostümen und Charakteren die Urversion ablöste und in dem 15 Monate Erfahrung mit Tekken 7 im Außeneinsatz stecken. Was übrigens nicht bedeutet, dass die Entwickler nicht weiter am Automaten feilen würden: Erkenntnisse bei der Produktion der Konsolenversion fließen in umgekehrter Richtung in neue Updates für die Spielhalle.

Als beliebte und auch für ungeübte Kämpfer einsetzbare Mechanik kommt bei der jüngsten Namco-Prügelei der Rage-Modus zurück, der in Tekken 6 sein Debüt feierte: Sinkt die Lebensenergie unter ein Minimum, kann der Spieler die "Rage Arts" aktivieren, was ihm eine rote Aura verleiht und abgewandelte, heftigere Attacken beschert.

Geübtere Kämpfer starten als Alternative einen "Rage Drive", der sie blau leuchten und wohl getimt mit einer oder mehreren aufeinanderfolgenden Attacken ordentlich Schaden austeilen lässt. Ebenfalls neu in Tekken 7 sind Power Crushes - Moves, die Schaden mittlerer und hoher Angriffe absorbieren und sich zum Freikämpfen eignen, wenn der Recke mit dem Rücken zur Wand steht.

No Bi: Der Prügelprofi
Ein bisschen fahl und vom Leben gezeichnet sieht er schon aus für seine schlappen 25 Jahre: No Bi ist ein japanischer Tekken-Profi, den wir im lauten, verrauchten Untergeschoss einer Namco-Spielhalle im Norden Tokios treffen, um ein bisschen über seine Profession und Leidenschaft zu reden. Mit 15 Jahren hat No Bi zum ersten Mal Tekken gespielt und rasch mehr Zeit in das Prügelspiel investiert als seinen Eltern lieb war. "Ich musste immer an sie denken und sie taten mir auch leid", sagt No Bi. "Aber Tekken ist nun mal mein Leben."

Nachdem er die Schule geschmissen hat, verdient No Bi nun seinen Lebensunterhalt mit Tekken. Zum einen mit Preisgeldern aus Turnieren, aber auch als Tekken-Lehrer: Rund 200 Spieler im Jahr unterweist er in die digitalen Kampfkünste. Zudem hat er mit dem Pachislo-Glücksspielautomatenhersteller Yamasa einen Sponsor gefunden. Reich sei er übrigens bislang nicht geworden mit Tekken, versichert uns No Bi, aber: "Ich bekomme genug Geld, um leben zu können." Und um die Tekken-7-Automaten fleißig mit 100-Yen-Münzen zu füttern. Denn selbst der Profi muss in der Namco-Spielhalle für seine Matches löhnen.

Der Tekken-Profi No Bi. Der Tekken-Profi No Bi.

Wettbewerb ist wichtig

Nur weil bei Tekken 7 auf eine wuchtig präsentierte Solostory Wert gelegt wird, bedeutet das noch lange keine Vernachlässigung der Mehrspielerkomponente. Neben klassischen Versus-Matches lockt der Wettbewerbsmodus, bei dem bis zu acht Leute online um den Sieg im Iron-Fist-Turnier und gleichzeitig um ein Preisgeld kämpfen, das sich in die Ausstattung des Charakters investieren lässt.

Die Wettbewerbsform ist individualisierbar (es kann beispielsweise nach K.o.- beziehungsweise Doppel-K.o.-System gespielt werden), es lassen sich Verliererrunden ausspielen, und es wird einen Zuschauermodus geben, um den Unterlegenen langweilige Wartezeiten auf lehrreich-spannende Weise zu vertreiben.

Tekken 7 - Furioser Trailer von der Tokyo Game Show mit Gameplay-Szenen Video starten 3:17 Tekken 7 - Furioser Trailer von der Tokyo Game Show mit Gameplay-Szenen

Erstaunlich ist der Veröffentlichungstermin, den uns Harada bei der Präsentation nennt: Ursprünglich war "Anfang 2017" anvisiert, daraus ist nun der 2. Juni 2017 geworden. Und das bei einem Titel, dessen spielerischer Kern und grundlegende Inhalte bereits vor zwei Jahren final waren. Zum einen begründen die Entwickler die Verzögerung damit, dass man in die Heimversion ein Maximum an Spielstoff bringen wollte, was länger gedauert habe als gedacht.

So musste man beispielsweise auch die Zusatzinhalte für Pre-Order (die aus dem Free2Play-Titel Tekken Revolution bekannte Vampirin Eliza) sowie Season Pass (eigener Spielmodus, exklusive Kostüme und besondere Charaktere) planen und entwickeln. Zum anderen feilen die Entwickler immer noch am Code: Das jüngste Tekken nutzt erstmals die Unreal Engine 4, und mit deren Ladezeiten hat das Team noch seine lieben Probleme.

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