Kinder lieben Abenteuer. Und wenn sie dann einmal erwachsen sind, merken sie schnell, dass sich auch 20 Jahre später nichts daran geändert hat. Kaum ein Franchise verkörpert das kindliche Abenteuer besser als die aufregende Welt der Pokémon. Da ist es kein Wunder, dass die Taschenmonster bis heute nicht an Beliebtheit verloren haben. Passend zur Pokémon-Woche auf GamePro.de möchten wir die beeindruckende Geschichte der popkulturellen Ausnahmeerscheinung Revue passieren lassen.
Die Qual der Wahl
Vor 22 Jahren wurden in Japan die ersten beiden Pokémon-Spiele veröffentlicht, Pokémon Rot und Pokémon Grün, die blaue Edition kam wenige Monate später und wurde als Sonderedition angeboten. In Europa mussten wir ganz auf die Bisasam-Version verzichten und gaben uns mehr als drei Jahre später mit den anderen beiden Edition zufrieden. Aber warum hat es eigentlich so lange gedauert, bis Nintendos neues Powerhouse auch im Westen erschien?
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Das lag vor allem an der Plattform, denn als die Pokémon 1996 das Licht der Welt erblickten, war der Game Boy schon fast sieben Jahre alt und der einstige Handheld-König wurde längst für tot erklärt. Nur vereinzelt wurde das neue Rollenspiel in der Presse besprochen und auch Satoshi Tajiri, der Erfinder der Pokémon, ging zunächst davon aus, dass sein langjähriges Projekt untergehen würde. Aber das Interesse an den Taschenmonstern war da und es wuchs unaufhaltsam. Schon nach kurzer Zeit gehörte das Pokémon-Franchise zu den erfolgreichsten Spielereihen Nintendos und half dem Konzern dabei, sich von schwächelnden Geschäftszahlen zu erholen.
Die kindliche Abenteuerlust, die die Spiele bis heute auszeichnet, war übrigens auch die ausschlaggebende Inspiration, die Pokémon-Vater Satoshi Tajiri gebraucht hat. Eines seiner größten Hobbys war es nämlich, als 8-Jähriger durch die japanischen Wälder zu streifen und Insekten zu sammeln. Das Sammeln, Vervollständigen und die Jagd nach besonders seltenen Exemplaren ist bis heute das Kerngameplay der Pokémon-Spiele und scheint seinen Reiz nicht zu verlieren. Und das, obwohl es mittlerweile über 800 Pokémon gibt und es immer schwieriger wird, wirklich alle einzufangen und den Pokédex zu komplettieren.
Kindgerechte Abenteuer für Erwachsene
Aber es sind nicht unbedingt Pikachu und seine Freunde, die uns damals und heute dazu bewegt haben, die verschiedenen Regionen der Pokémon-Welt zu bereisen. Denn so sonderbar diese Wesen auch waren, unser eigenes Abenteuer war aus einem ganz anderen Grund etwas besonderes. Wo wir in anderen Geschichten oft auserwählt sind, Rache üben oder einfach nur Gutes tun zu müssen, um das Böse zu besiegen, gibt es in Pokémon keinen Grund für unser Abenteuer. Wir feiern unseren zehnten Geburtstag und sind damit alt genug, allein durch die Welt zu streifen, Pokémon zu fangen und zum Champion aufzusteigen. Das allein ist Motivation genug.
Keine Gefahren und äußereren Zwänge treiben uns in die Welt, sondern einzig und allein unsere Neugier und unser Ehrgeiz. Damit konnte ich mich als Kind deutlich besser identifizieren als mit dem Ausnahme-Helden, der über sich hinauswachsen muss. Ich wollte nie größer werden als ich bin, sondern die fremde Welt zur Gänze aus meinen Augen erleben. Vielleicht hat sich Satoshi Tajiri ähnlich gefühlt, als ihn der Erfolg seiner Pokémon in den Rängen Nintendos aufsteigen ließ. Mit Shigeru Miyamoto, dem Schöpfer von Super Mario und The Legend of Zelda, fand Satoshi dann auch einen Mentor, der ihm nicht unter die Arme griff, sondern später auch als Rivale diente.
Die Pokémon auf ihrem Weg zum Medien-Phänomen
Die besondere Beziehung der beiden Entwickler blieb über die Jahre bestehen und wurde dann in der Anime-Umsetzung der Pokémon-Titel verewigt. Die erste Episode der TV-Serie wurde in Deutschland am 1. April 1999 ausgestrahlt. Und wo wir Ash Ketchum als Protagonisten kennenlernen, der im Wettkampf mit seinem ewigen Widersacher Gary steht, hört Ash im japanischen Original auf den Namen Satoshi und Gary heißt Shigeru. Ash mag auf ewig zehn Jahre alt bleiben, doch wir verfolgen seine Abenteuer bis ins Erwachsenenalter und mit jeder neuen Pokémon-Edition ist eine neue Staffel der Kult-Serie nicht weit.
Aber nicht nur auf dem Game Boy und dem Fernsehbildschirm haben uns die Pokémon begleitet. Es waren vor allem die frühen Kinofilme, die aus Pokémon ein Massenphänomen gemacht haben. Sei es nun die enge Verbindung zwischen Ash und Pikachu oder die Hintergrundgeschichte zum mysteriösen Mewtu, das Franchise wusste schon früh, wie es das Publikum wirklich fesseln kann. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Beliebtheit von Pokémon zum Teil auch auf geheimnisvollen Glitches und Verschwörungstheorien basiert. Allein die Gerüchte, dass der heimliche Star des ersten Kinofilms, Mew, mit ein paar Tricks auch in der Game Boy-Version freigeschaltet werden kann, läutete einen waschechten Goldrausch ein.
Auch abseits der Bildschirme haben die Pokémon ihre Spuren hinterlassen, die Merchandise-Flut hält bis heute an und das Pokémon Trading Card Game ließ uns auch auf dem Schulhof in der Fantasie versinken, dass wir längst selbst zum Trainer geworden sind. Was auch immer die Zukunft von Pokémon bereithält, es sieht derzeit nicht danach aus, dass die Faszination der Taschenmonster an Sogkraft verliert. Es wird neue Monster geben und wir werden sie fangen wollen. Und wenn Pokémon Switch seine Versprechen halten kann, dann setzen die Taschenmonster ihre Erfolgsgeschichte endlich auch auf der Konsole fort.
Dieser Artikel erschien am 27. Februar 2016 zuerst auf gamespilot.de und würde für die Neuveröffentlichung im Rahmen unserer Pokémon-Woche leicht angepasst.
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