Können Androiden Liebe empfinden? Diese Frage wurde schon vor über hundert Jahren in der Science-Fiction diskutiert, wir kennen sie aus Filmen wie Blade Runner, sie begegnet uns heute in aktuellen Werken wie Ghost in the Shell.
Das Action-Rollenspiel Nier: Automata schlägt in die gleiche Kerbe und wagt sich in einer dystopischen Welt an die großen philosophischen Fragen. Macht das Spaß? Ja, weil es zugleich ein hervorragender Action-Prügler ist.
Dieser Artikel erschien bereits im März 2017 für die PS4-Version. Für den Xbox One-Release von Nier: Automata haben wir den Test angepasst. Auf Seite 2 findet ihr zusätzliche Infos zur Xbox One-Version.
Nichts ist so, wie es scheint
2B ist ein menschlich aussehender Kampfroboter, der gemeinsam mit dem Kollegen 9S auf eine Aufklärungsmission zur verwüsteten Erde gesendet wird.
Die Menschen sind schon lange auf den Mond geflüchtet und überlassen es autonom agierenden, im Orbit stationierten Androiden wie 2B, ihren Heimatplaneten von aggressiven Alien-Maschinen zu befreien.
Kaum haben unsere beiden synthetischen Protagonisten einen Fuß auf die Erde gesetzt, müssen sie feststellen: Die einst tumben Invasions-Maschinen beginnen Sprache und Kleidung von Menschen nachzuahmen!
Diese Entdeckung ist der Beginn einer ganzen Reihe tragischer Entwicklungen, die nicht nur den Ausgang des Maschinenkrieges maßgeblich beeinflussen könnten, sondern die auch das Selbstverständnis der beiden Hauptfiguren in Frage stellt.
Um die vielschichtige, düstere Handlung komplett verstehen zu können, sollte man Nier: Automata in mehreren Durchläufen spielen. Wir fühlen uns an Platons Höhlengleichnis erinnert: Als zum ersten Mal die Credits über den Bildschirm laufen, glauben wir, die Wahrheit gelüftet zu haben.
Doch startet man daraufhin mit dem Speicherstand das Spiel neu, ändert sich die Perspektive und neue Handlungsstränge liefern einen alternativen Blick auf das Geschehen.
Das geht sogar so weit, dass in weiteren Runden frische Gameplay-Elemente, Waffen, Gebiete oder sogar Boss-Kämpfe auftauchen.
Bei Nier: Automata ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Zur Motivation trägt bei, dass wir Erfahrungspunkte und Fähigkeiten aus der vorherigen Runde übernehmen. Und es hilft natürlich, dass der eigentliche Spielablauf eine Menge Spaß macht.
Klasse Brawler-Action
Wer im Philosophie-Unterricht gelangweilt abgewunken hat oder bei bedeutungsschwangerem Geblubber von Anime-Protagonisten genervt die Augen rollt, darf trotzdem einen Blick auf Nier: Automata riskieren: Wie schon bei Metal Gear Rising liefert Entwickler Platinum Games unübertroffen großartige Brawler-Action, die anpassungsfähig genug ist, um sowohl blutige Anfänger als auch beinharte Profis anzusprechen.
Die Eingaben sind direkt, irrwitzige Combos gehen locker-flockig von der Hand und jeder Treffer ist nachvollziehbar. Ähnlich wie in Bayonetta wird außerdem perfektes Ausweichen belohnt, indem sich ein kleines Zeitfenster für einen Konterangriff öffnet.
Mit den über 30 Waffen, die sich zu 2er-Sets kombinieren lassen, konnten wir uns im Test ordentlich austoben und experimentieren. Darüber hinaus stehen niedliche, schwebende Bots als Begleiter zur Verfügung, die mit Schusswaffen und nützlichen Sonderattacken ausgerüstet werden können.
Auf die Weise wechseln wir dynamisch zwischen Fern- und Nahkampf, was durch das zuverlässige Gegner-Lock-On auf Tastendruck wunderbar intuitiv ist. Wie man es von Platinum-Titeln gewohnt ist, muss sich der Spieler hier nicht der Steuerung beugen – es ist genau umgekehrt.
Nier: Automata bietet zahlreiche fantastische Momente, in denen es auf dem Bildschirm von Widersachern nur so wimmelt. Sogar die symmetrisch streuenden, an Danmaku-Shooter (im Westen auch als "Bullet Hell"-Shooter bekannt) erinnernden Kugelhagel aus dem Vorgänger sind zurück.
Wir sind es selbst nach unzähligen Stunden nicht überdrüssig geworden, mit eleganten, visuell dynamisch inszenierten Kampfchoreografien aussichtslos erscheinende Situationen zu meistern.
Nur bei manchen Boss-Kämpfen hätte es ruhig eine Spur wilder zugehen können. Die machen durchaus Laune, doch im Vergleich zum komplett ausgeflippten Bayonetta 2 wirken sie fast zu zahm.
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