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Jeder kennt King Kong aus gefühlt Hunderten von Filmen. Plagiate wie "Der Koloss von Konga" (1977, lief im Rahmen der SchleFAZ-Reihe bei Tele 5) oder die beiden Ausflüge nach Japan in "Die Rückkehr des King Kong" (1962, "King Kong vs. Godzilla") und "King Kong: Frankensteins Sohn" (1967, "King Kong Escapes") nicht mitgezählt, gab es bisher aber nur drei Verfilmungen der ursprünglichen Geschichte um das Affenmonster und dessen schicksalhafte Begegnung mit einer Blondine: "King Kong und die weiße Frau" (1933), Dino De Laurentiis' Adaption "King Kong" (1976) sowie Peter Jacksons ausschweifendes Remake "King Kong" (2005). Nun kommt "Kong: Skull Island" in die Kinos, und unwillkürlich stellt sich dem Filmfan die Frage: Brauchen wir wirklich schon wieder eine neue Version dieses hinlänglich bekannten Affentheaters?
Der Autor
Kai Schmidt ist schon seit frühesten Kindertagen vom Monstervirus befallen: Seit er seinen ersten Godzillafilm mit staunenden Augen im Fernsehen verfolgte, liebt er Riesenmonster jeglicher Art über alles. "King Kong und die weiße Frau" (1933) zählt zu seinen absoluten Lieblingsfilmen, die beiden Remakes würden es hingegen nicht auf seine Topliste der Monsterfilme schaffen.
Im Affenzahn zur Action
Nein, brauchen wir sicher nicht. Und zum Glück erzählt "Kong: Skull Island" eine völlig eigenständige Geschichte um ein Team von Wissenschaftlern und Soldaten, die in den 70er-Jahren eine Erkundungstour auf die neu entdeckte Totenkopfinsel wagen - und es dort nicht nur mit einem riesigen Affengott, sondern auch einigem anderen Getier zu tun bekommen.
Soviel sei verraten: Obwohl eine Frau im Team ist, gibt es keine tragische Lovestory mit Finale auf einem Wolkenkratzer. Weder Kong noch die bis dahin nicht von Monstern verspeisten Forscher und Militärs verlassen bis zum Filmende die Insel.
Die Reise auf die mysteriöse Insel ist flott inszeniert, und anders als Peter Jacksons Remake verbringt der Film keine zähe erste Stunde mit Reisevorbereitungen und langweiliger Überfahrt. Regisseur Jordan Vogt-Roberts ("Kings of Summer2) konfrontiert uns im Gegenteil schon während des kurzen Prologs mit einem Auftritt seines Stars.
Zu voller Form läuft Kong aber erst während des an "Apocalypse Now" erinnernden Hubschrauberrundflugs der ungebetenen Besucher auf, die seismische Bomben abwerfen, um die Insel zu kartographieren. Das gefällt dem affenartigen Monstrum verständlicherweise nicht, und die Helikopter landen einer nach dem anderen äußerst unsanft am Boden.
Die verstreuten Überlebenden müssen sich nun durch eine Welt voller hungriger Ungetiere kämpfen. Das ist im Großen und Ganzen die Story des Films. Und im Großen und Ganzen reicht diese Prämisse auch völlig aus, um einen unterhaltsamen, actionreichen und toll getricksten Abenteuerfilm ohne überzogene Ambitionen zu erzählen.
Wenig Charakterzeichnung, mehr Monsterprügeln!
Etwas blass bleiben allerdings die menschlichen Darsteller. Obwohl mit John Goodman, Tom Hiddleston, Brie Larson, John C. Reilly und Samuel L. Jackson durchaus namhafte und fähige Schauspieler in den Hauptrollen besetzt wurden, bleiben die schablonenhaft gezeichneten Klischeefiguren ziemlich blass. Vor allem Jackson spult einfach nur seinen bösestmöglichen Bösewicht ab und agiert dabei wie auf Autopilot.
Doch "Kong: Skull Island" will natürlich auch gar keine Charakterstudie, sondern in erster Linie ein höchst unterhaltsames Effektspektakel sein. Und das gelingt ihm hervorragend. Die Monsterkämpfe sind die klaren Höhepunkte der wunderschön gefilmten, wenn auch etwas naiv inszenierten Inselwanderung.
Hier fliegen zu donnerndem Dolby-Atmos-Sound ordentlich die Fetzen, wenn Kong es mit Riesenoktopussen und bizarren Skull-Crawlern aufnimmt. So "ordentlich" übrigens, dass sich eine offenbar für diese Art Film etwas zu zart besaitete Journalistenkollegin während der Pressevorstellung tatsächlich mehrmals die Augen zuhalten musste.
Kong ist nur der Anfang
Was besonders Fans des Originals freuen dürfte: Der Film ist nicht nur deutlich kurzweiliger inszeniert, als das Remake von Peter Jackson, sondern er orientiert sich bei der Darstellung seines Titelhelden auch deutlich stärker am Originalfilm.
Statt Kong also als verhältnismäßig artgerecht dargestellten Gorilla zu präsentieren, zeigt ihn "Skull Island" als stets aufrecht gehendes Riesenmonster (tatsächlich ist er sogar der bisher größte Kong der Filmgeschichte, sieht man mal vom japanischen Pendant ab), das lediglich annähernd das Aussehen eines Gorillas hat.
Kong ist ein mystisches Wesen, das in deutlich von Kaiju-Filmen (japanischen Monsterstreifen) inspirierten Kloppereien seine Insel verteidigt. Und laut der Regierungsorganisation Monarch, unter deren Führung die Expedition auf die Insel kommt, ist er nur eines von vielen Monstern, die unsere Erde bevölkern und auf ihre Entdeckung warten.
Fans von Monsterfilmen sollten beim Namen Monarch hellhörig werden. Und wer bis zum Ende des Abspanns sitzen bleibt, bekommt auch bestätigt, was Produktionsfirma Legendary Pictures während des Films bereits anteasert: Dieser Kong ist Teil eines gemeinsamen "Monsterverse", das er sich mit Godzilla und dessen Kameraden teilt. Das Aufeinandertreffen der beiden Ungeheuer ist sogar bereits angekündigt worden.
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