Hinweis:
Wir haben den Test zu Horizon Zero Dawn anlässlich des PC-Releases des Spiels noch einmal überarbeitet und neu veröffentlicht.
Horizon: Zero Dawn für die PS4 und den PC spielt in der fernen Zukunft, nachdem eine mysteriöse Katastrophe die Menschheit entwicklungstechnisch in die Steinzeit zurückkatapultiert hat. Die Überlebenden haben sich in Stämmen zusammengeschlossen, darunter die Nora, die sonnenanbetenden Carja oder die abgelegen siedelnden Banuk.
Im krassen Kontrast dazu stehen die hochentwickelten Maschinenwesen, die die Welt durchstreifen und deren Teile die Menschen nutzen, um ihre Waffen und Rüstungen mechanisch zu verbessern.
Doch das vermeintliche Idyll versteckt unter seiner Oberfläche auch etliche Geheimnisse. Leere Bunkeranlagen mit seltsam fluoreszierenden Anzeigen zeugen von einer alten "Metallwelt", wie sie von den Nora genannt wird. Herauszufinden, was es damit auf sich hat, ist eine unserer Aufgaben in Horizon: Zero Dawn. Generell ist die Prämisse mit der Verquickung aus prähistorischen und futuristischen Elementen sehr spannend und verleiht dem Spiel einen ganz eigenen Look und Charme.
PS4 Pro vs. PS4
Wir haben Horizon: Zero Dawn sowohl auf PS4 als auch PS4 Pro gespielt. Auf beiden Konsolen sieht das Spiel herausragend gut aus, auf der PS4 Pro kamen uns die Ladezeiten allerdings etwas kürzer vor. Außerdem legt das Spiel auf der PS4 Pro optisch nochmal eine Schippe drauf, wenn es mit einem 4K-Display verbunden wird. Dann erstrahlt das Spiel dank hochgerechneter 4K-Auflösung per Checkerbox-Verfahren in einem Glanz, den man auf der PS4 selten gesehen hat. Separate Grafikeinstellungen auf der Pro (wie etwa Filmmodus oder Actionmodus) gibt es hingegen nicht.
Jäger-Lektionen
Wir schlüpfen in die Rolle der rothaarigen Aloy, die mit ihrem Ziehvater Rost im Nora-Gebiet, dem sogenannten Heiligen Land lebt. Von strahlender Heldin kann zu Beginn des Spiels aber noch keine Rede sein, denn die beiden werden von den anderen Nora als Ausgestoßene gemieden, schon alleine Unterhaltungen mit ihnen sind bei Strafe untersagt. Damit nicht genug, auch die Herkunft von Aloy ist ein Geheimnis; wer ihre Mutter ist, weiß sie nicht.
Horizon führt uns in den ersten zwei Hauptmissionen sehr elegant ins Spiel ein, als junge Aloy bekommen wir von Rost die Grundlagen der Jagd und der Bewegung beigebracht, wir erlernen den Umgang mit Pfeilen, Bogen sowie Heilpflanzen und wie wir den "Fokus" zu unserem Vorteil nutzen können. Dieses kleine mechanische Teil, das frappierend an ein Bluetooth-Headset erinnert, hat Aloy kurz zuvor bei einem Sturz in einen alten Bunker gefunden. Es nützt uns später unter anderem bei der Lösung von Rätseln und Quests sowie der Analyse von Gegnern.
Spät in Fahrt, dann aber richtig
Aloy trainiert hart und darf als junge Jägerin bei der sogenannten Erprobung im Dorf Mutterherz teilnehmen, die ihr die Chance gibt, ihr Ausgestoßenen-Dasein hinter sich zu lassen und Teil des Nora-Clans zu werden. Doch ein schreckliches Ereignis und Berichte über verdorbene Maschinen, stärker und aggressiver als alles, was man bisher gekannt hat, lenken die Geschichte in eine neue Richtung.
Aloy wird von den Nora als "Sucherin" entsandt, um gleich einer ganzen Reihe von Fragen nachzugehen. Wo kommt sie her? Was hat es mit den geheimnisvollen Ruinen auf sich? Und was steckt hinter den verdorbenen Maschinen? Horizon macht sich die Neugier des Spielers zunutze, wenn es ihn in die gigantische Open World entlässt.
Aus Spoilergründen werden wir hier nicht zu viel verraten, schließlich macht die Entfaltung des Plots eine der größten Faszinationen des Spiels aus. Nur so viel: Aloy trifft auf ihrem Weg etliche interessante Figuren, darunter den Sonnenkönig Avad oder Kriegsherrin Sona, kommt hinter das Geheimnis um den dunklen Clan der Schatten-Carja und findet heraus, was es mit dem Untertitel des Spiels Zero Dawn auf sich hat. Die Geschichte schleppt sich im ersten Drittel allerdings etwas und kommt nur langsam in Gang. Diese Durstphase lohnt es sich aber durchzustehen.
Denn spätestens, wenn man in die Carja-Hauptstadt Meridian gelangt, nimmt der Plot richtig an Fahrt auf, die Puzzleteile fügen sich langsam zusammen und ergeben bis zum furiosen Finale ein stimmiges Bild, das zwar nicht alle Fragen beantwortet, uns aber trotzdem hervorragend gefällt. Aloy entwickelt sich im Verlauf des Spiels von einer eher zurückhaltenden jungen Frau zur selbstlosen Anführerin, die die Neugier des Spielers teilt und dadurch enorm sympathisch ist.
Knapp 30 Spielstunden könnt ihr bis zum Ende einplanen, solange dauert es bei normalem Tempo, Aloys Abenteuer durchzuspielen. Wer wirklich die gesamte Welt inklusive der kompletten Nebenmissionen erleben und genießen möchte, rechnet noch einmal locker zehn Stunden drauf. Alles zum Thema Spielzeit haben wir in einem separaten Artikel für euch zusammengefasst.
Was für eine Welt!
Nach oben hin sind der Spielzeit ganz typisch für eine Open World keine Grenzen gesetzt, denn Horizon: Zero Dawn entpuppt sich als äußerst stimmiger Mix aus Erkundung, Action, Rätseln, Klettereien, Crafting und dem Erledigen von Missionen. Wer nur der Geschichte folgt, erledigt insgesamt 21 Hauptmissionen, die unter anderem in entlegene Bunker in den Bergen, die Carja-Hauptstadt Meridian oder eine riesige Kultstätte im Westen der Karte führen. Und wo wir gerade schon bei den Örtlichkeiten sind, ist es an der Zeit eine Lobpreisung auf die Spielwelt von Horizon zu singen, denn die ist ein absolutes Highlight.
Böse Zungen behaupten zwar, dass die Spielwelt auch aus jedem x-beliebigen Ubisoft-Open-World-Spiel stammen könnte, doch diese können Horizons Spielplatz in Sachen Detailverliebtheit und Präsentation nicht ansatzweise das Wasser reichen.
Wir starten etwa im nordisch angehauchten Nora-Gebiet im Südosten der Karte, erkunden überwucherte Ruinenstädte und schneebedeckte Gebirgsketten und streifen später im Spiel durch gewaltige orange Canyons, staubige Wüstengebiete und dichten Dschungel. Überall in die Landschaft haben die Entwickler kleinere Siedlungen und Orte getröpfelt, in denen wir Händler aufsuchen oder Nebenmissionen annehmen können.
Aber egal ob in der Natur oder in Siedlungen, alles trieft vor Details und macht Lust aufs Erkunden. Die Navigation in der Spielwelt klappt absolut problemlos, fast an jeder Ecke gibt es Lagerfeuer, die wir als Speicher- und Schnellreisepunkt benutzen können. Blöd: Die Ladezeiten dauern bei einem solchen Sprung über die Karte teilweise extrem lange, auch beim Laden eines Spielstands im Hauptmenü müssen wir hin und wieder mehrere Minuten warten.
Die Maschinen machen's
Eine schöne Spielwelt ist allerdings nur die halbe Miete, wenn sie nicht lebendig wirkt. Horizon: Zero Dawn hat dieses Problem glücklicherweise nicht. Im Gegenteil: Überall flitzen Wildschweine, Schmetterlinge, Füchse, Waschbären oder anderes Getier durch die Pampa. Die wirklichen Akzente setzen aber die Maschinen.
25 verschiedene Arten bevölkern die Horizon-Welt, jede mit ihren Eigenarten, mal mehr, mal weniger aggressiv. Die Wächter zum Beispiel sehen wie Metallwürmer auf zwei Beinen aus und greifen uns bei Sichtkontakt an, die Läufer und Graser erinnern dagegen an Kühe und Hirsche und weiden meist entspannt in der Wildnis. Vorsicht ist vor den raubtierähnlichen Sorten wie dem Sägezahn geboten, der mit seinem massigen Körper schon beim ersten Sichtkontakt Respekt einflößt.
Doch es geht natürlich noch größer: Als wir das erste Mal Horizons T-Rex-Entsprechung Donnerkiefer gesehen haben, ist uns der Arsch förmlich auf Grundeis gegangen. Das schrittweise Entdecken neuer Arten ist ein Erlebnis, und manchmal macht es sogar am meisten Spaß, die mechanischen Wesen einfach nur zu beobachten, denn sie sind trotz ihres abstrakten Äußeren fantastisch und fast lebensecht animiert. Die Maschinen sorgen ebenso wie das Setting dafür, dass sich Horizon sehr wohltuend von anderen klassischen Open-World-Titeln abhebt. Es hätte übrigens ursprüngliche noch weitere Maschinen im Spiel geben sollen:
Überraschung beim Kampf
Aber natürlich müssen wir die mechanischen Biester nicht nur bewundern, sondern ihnen oft auch zwangsläufig den metallenen Hintern versohlen. Wer hier einfach nur ohne Verstand wie wild mit Pfeil und Bogen auf die Maschinen feuert, steht aber schnell auf verlorenem Posten, denn es kann gerade anfangs noch ziemlich lange dauern, bis man den Biestern die Energieleiste heruntergeschossen hat. Vielmehr empfiehlt es sich, erstmal mit dem Fokus die Schwachstellen der Gegner zu analysieren. Die meisten Spezies haben besonders auffällige Bauteile am Körper, die sie bei einem exakten Treffer entweder lähmen, schocken oder ihnen anderweitig zusetzen.
Dadurch dass sich manche Waffen später zudem mit Elementarmunition wie Eis und Feuer ausrüsten lassen und dadurch zusätzliche Effekte haben, spielen sich die Kämpfe überraschend taktisch, und es ist enorm befriedigend, wenn man mit einem gezielten Pfeil einem mehrere Meter großen Mechanik-Oschi erst einen Großteil der Energieleiste wegfetzt und ihm dann mit einem weiteren Schuss den Rest gibt.
Auch fleißiges Ausweichen ist gefragt, denn viele Maschinen setzen ihre massigen Körper für Rammangriffe ein. Das kann allerdings hin und wieder für ein bisschen Frust sorgen, denn manche Treffer lassen sich kaum bis gar nicht vermeiden, weil einige Gegner so flink sind, dass die frei justierbare Kamera nicht hinterherkommt, das ist aber das einzige Manko einer ansonsten tadellosen Steuerung.
Neben dem klassischen Bogen greift Aloy später zu einem netten Waffensammelsurium, zum Beispiel einer Schleuder, die Explosivmunition verschießt, einem Seilwerfer, der Maschinen fesseln kann, oder einem Gerät, das explosive oder elektrische Stolperfallen verlegt. Die Zahl der Waffen ist insgesamt zwar überschaubar, jeden Argumentationsverstärker gibt es allerdings in drei unterschiedlich starken Ausprägungen. Aloys Outfits und Waffen können wir mit zudem Modifikationen verbessern, um zum Beispiel die Schadenswerte oder Elementarfähigkeiten zu verstärken.
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