Wir alle sind in Online-Spielen schon auf mindestens einen gestoßen, ihre Hintergründe kennen wir aber häufig nicht: Cheater. Im Gespräch mit der englischsprachigen Website Kotaku hat sich ein bekennender Betrüger aus dem Online-Modus von GTA 5 nun ausführlich zu seinen Absichten und Gedanken geäußert.
Einen nicht unwesentlichen Twist hat die Story auch: Ebenfalls involviert ist ein Freund des Cheaters, der eigenen Angaben zufolge stets fair spielt und Betrügereien in Online-Spielen verdammt.
Modifizierte Accounts und unendlich In-Game-Geld
Carbine King, wie sich der Cheater online nennt, ist gerade 18 Jahre alt geworden. Hauptsächlich greift er auf modifizierte Accounts zurück, mit denen er sich größere In-Game-Geldbeträge erschummelt. Das für ihn lästige Erspielen von Belohnungen im Spiel entfällt damit. Er hat sofort Zugriff auf all die kostspieligen Zusatz-Inhalte und Besitztümer, die Rockstar Games immer wieder durch Erweiterungen in die Spielwelt einführt.
"Ich habe meinen ersten modifizierten Account vor etwas über einem Jahr bekommen. [...] Das war großartig: Man musste sich nicht mehr darum kümmern, irgendwas zu bezahlen. Alles, was man machen musste, war es, das Spiel zu spielen und Spaß zu haben."
Anti-Cheat-Maßnahmen greifen ins Leere
Auf die Cheat-Problematik in GTA Online ist zuletzt auch Rockstar Games aufmerksam geworden. Der Entwickler löschte daraufhin zahlreiche verdächtige Accounts, auf denen allzu viel virtuelles Geld lagerte. Welche Algorithmen dieser Auswahl zugrunde lagen, ist nicht bekannt - alle Cheater-Accounts wurden aber offensichtlich nicht erwischt.
Carbine King berichtet jedenfalls, dass nur einer seiner insgesamt acht Accounts gesperrt wurde. Darauf lagerten zwar 117 Billionen GTA-Dollar - bei weiteren sieben noch gültigen Accounts mit jeweils noch mehr In-Game-Geld fiel das aber kaum ins Gewicht.
"Mit so viel Geld kann man sich alles kaufen, was man sich wünscht. "
Ohnehin sei in GTA Online ja alles völlig überteuert. Er habe einfach keine Zeit, die ganzen Heists gleich mehrmals zu spielen, um sich gute Dinge leisten zu können.
"Ich breche vielleicht die Regeln, aber das Spiel selbst ist ohnehin kaputt. Alles ist völlig überteuert."
Cheater sieht sich selbst nicht als Cheater
Carbine King sieht sich deshalb auch selbst gar nicht als Cheater an. Er spiele stets fair und respektvoll. Zumal er es auch lediglich auf die kompetitiven Inhalte und Kämpfe in GTA Online abgesehen habe. Die würden ihm am meisten Spaß machen und die sich darauf auswirkenden Exploits im Spiel nutze er definitiv nicht.
Allerdings geht der Cheater auch mit den Anti-Cheat-Maßnahmen von Rockstar Games hart ins Gericht. Die Entwickler hätten seiner Meinung nach gar kein Interesse daran, die Betrüger zu stoppen:
"Rockstar hat wirklich nichts dafür getan, die Cheater zu stoppen. Sie haben den Leuten einfach das Geld weggenommen, damit sie ihre Shark-Cards weiter verkaufen können. "
Diese Shark-Cards verkauft das Entwicklerstudio für echtes Geld. Sie lassen sich später in In-Game-Währung umwandeln - für 20 US-Dollar gibt es 1,25 Millionen GTA-Dollar.
Die einen cheaten, die anderen kaufen Shark-Cards
Eine Möglichkeit, die der Freund von Carbine King nutzt: Dirty Wodka ist 39 Jahre alt und steht fest im Berufsleben. Er spielt hauptsächlich von Hotels aus, in denen er während seiner häufigen Geschäftsreisen als Manager unterkommt.
"Ich finanziere meine GTA-Sucht über den Kauf von Shark-Cards. Ich würde schätzen, dass ich mindestens 20 US-Dollar im Monat für das normale Spielen ausgebe. Ich habe aber auch schon 100 US-Dollar investiert, wenn ein größerer DLC erschienen ist."
Von Cheatern wie Carbine King fühlt sich Dirty Wodka immens gestört. Vor allem das Zusammenspielen für Missionen werde durch die In-Game-Geld-Inflation nachhaltig beeinträchtigt. Und durch den ausbleibenden Verkauf von Shark-Cards fließe weniger Geld in die Entwicklung neuer DLCs.
Ob Rockstar Games das Problem jemals in den Griff bekommen wird, bleibt abzuwarten. Das simple Löschen von überfüllten In-Game-Bankkonten oder Accounts dürfte aber langfristig kaum helfen.
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