In den vergangenen Jahren habe ich etliche Highscores geknackt, Endbosse besiegt und Platintrophäen gesammelt. Zu meinen schönsten Videospielerinnerungen zählen allerdings die Nachmittage, die ich mit Freunden in den lokalen Multiplayermodi von Tony Hawk's Pro Skater 2, Frontschweine oder dem originalen Star Wars: Battlefront verplemperte.
Heute hat der klassische Couch-Koop im Triple-A-Bereich einen schweren Stand. Titel mit reinen Online-Multiplayer-Modi dominieren den Markt, während ein lokaler Mehrspielermodus bei Blockbustern zunehmend die Ausnahme bildet und stattdessen eher in der Nische anzutreffen ist.
Online-Koop-Spielen bin ich deshalb keineswegs abgeneigt. Ich kann es kaum erwarten, ab nächster Woche in Monster Hunter World gemeinsam mit anderen Jägern gigantische Biester niederzustrecken. Und dass wir in Far Cry 5 die komplette Kampagne erstmals zu zweit angehen dürfen, stellt für mich die beste Neuerung des kommenden Ubisoft-Shooters dar.
Doch bei all den vielversprechenden Online-Koop-Erfahrungen, die ich dieses Jahr noch vor mir habe, schlägt mein Herz auch heute noch viel höher, wenn ich gemeinsam mit Freunden oder Familienmitgliedern im Couch-Koop an einer Konsole spiele.
Den Freund nebenan
Es macht einen Unterschied, ob wir uns mit unseren Mitspielern in einem Raum befinden, oder lediglich über Internet miteinander verbunden sind. In beiden Fällen wird Gaming zur sozialen Erfahrung, die im Couch-Koop allerdings wesentlich inniger ist.
Anstatt lediglich über das Headset miteinander zu plappern, sitzt unser Partner bei lokalem Multiplayerpartien direkt neben uns, sodass wir seine Reaktionen unmittelbar ablesen können. Wir merken sofort, wenn er sich freut, ärgert, nervös ist oder so ruhig bleibt wie ein abgedroschener Abenteurer, der schon alles auf der Welt erlebt hat.
Und viel wertvoller noch: Wir können Emotionen direkt miteinander teilen, und zwar nicht nur stimmlich über das Headset, sondern eben auch körperlich. Wenn der fiese Cuphead-Drache Grim Matchstick nach schier unendlichen Versuchen endlich gefallen ist, geben wir uns ein triumphales High-Five oder fallen uns lieber gleich erleichtert in die Arme. Und wenn uns unser Mitspieler in New Super Mario Bros. U mal wieder absichtlich in den Abgrund wirft, buffen wir ihn hingegen so kräftig am Oberarm, wie Mario Blöcke zertrümmern kann.
Linda Sprenger @lindalomaniac
Linda ist mit Couch-Koop-Spielen aufgewachsen und hat zu Beginn ihrer Videospielkarriere eine Zeit lang sogar nur gemeinsam mit Schulfreunden auf dem SNES oder der PS1 gespielt. Im Vergleich zu früher spielt sie aktuell zwar nicht mehr allzu viel im lokalen Multiplayer, freut sich aber jedesmal, wenn Entwickler an den Modus denken. Ganz oben auf ihrer Couch-Koop-Topliste steht übrigens das kommende Gefängnisabenteuer A Way Out, das ein spannendes und dynamisches Mehrspielererlebnis verspricht.
Splitscreen-Geschichten
So fühlen wir uns nicht nur mehr mit unseren Mitspielern verbunden, sondern lassen viele wertvolle Erinnerungen entstehen. Und hier rücken meistens gar nicht die Spiele an sich in den Mittelpunkt, sondern vielmehr die Geschichten, die nur zwischen Couch-Koop-Partnern entstehen können.
Das originale Star Wars: Battlefront beispielsweise ist mir so gut im Gedächtnis geblieben, weil ich mir an einem verregneten Herbstferientag mit einem Schulfreund vornahm, Darth Vader in einem Splitscreen-Match zu töten. So konzentriert wie zwei X-Wing-Piloten in der Entscheidungsschlacht saßen wir auf dem Teppich vor dem Röhren-TV und versuchten, den Bösewicht in einem Hauseingang einzukesseln und mit Raketen zu bombardieren. Wir feuerten uns gegenseitig an und amüsierten uns prächtig über unser völlig absurdes Vorhaben.
Dass Helden und Schurken im ersten Star Wars: Battlefront unbesiegbar sind, wussten nämlich wir von Anfang an. Uns ging es alleine um den Spaß. Und natürlich gelang es uns nicht, Darth Vader zu töten. Das Imperium überrollte uns, weil wir uns gar nicht auf die eigentliche Schlacht konzentrierten. Zwar verloren wir das Match, gewannen dafür aber etwas viel Wichtigeres: Einen witzigen gemeinsamen Nachmittag, von dem wir uns heute noch lachend erzählen.
Damit will ich gar nicht sagen, dass reine Online-Koop-Partien keine unvergesslichen Geschichten hervorbringen können. Die vielen Insider, die in über 70 Stunden Destiny 2 mit meinem festen Fireteam entstanden sind, kann ich mittlerweile gar nicht mehr zählen. Aber gerade weil wir uns im lokalen Multiplayermodus mit unseren Mitspielern in einem Raum befinden und Emotionen von Angesicht zu Angesicht teilen wie unsere Chipstüten und Colaflaschen, sind die gemeinsamen Erlebnisse oftmals intensiver. Und das wiederum macht sie wertvoller für unsere persönlichen Beziehungen.
Herzen auf der Couch
Der klassische Couch-Koop-Modus mag heutzutage vielleicht sogar altmodisch sein. Schließlich bindet er uns fest an einen bestimmten Raum und zwingt uns dazu, Freunde oder Familie einzuladen. Wir müssen alle nötigen Controller sorgsam aufladen, erstmal ordentlich die Bude putzen und das Kissen neben uns weichklopfen.
Wenn wir nicht gerade mit weitreichenden Internetstörungen oder Serverausfällen zu kämpfen haben, sind Couch-Koop-Sessions im Vergleich zum reinen Online-Gaming sogar umständlich. Aber sie bringen uns näher zusammen. In Zeiten, in denen sich der Großteil unseres Lebens im Internet abspielt, sollten wir das umso mehr zu schätzen wissen.
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