Über Jahre hinweg musste sich die FIFA-Reihe die Kritik gefallen lassen, dass sich in den jährlichen Editionen der Fußballsimulation außer aktualisierten Spieler-Kadern nicht viel ändert. Doch mit FIFA 17 haben die Entwickler von EA Sports für eine echte Überraschung gesorgt, denn mit dem Story-Modus "The Journey" hatte kaum jemand gerechnet. So groß dieser Umbruch aber auch gewesen ist, einer der größten Wünsche der Community wurde abermals nicht bedacht: schon wieder gab es keinen Hallenmodus.
Vom Rasen auf's Parkett
In einer Zeit, in der die Kicker vom 1. FC Kaiserslautern noch um den Titel kämpften und wir Fußballstars in Videospielen dank ihrer matschigen Polygon-Gesichter noch nicht erkennen konnten, bot der Hallenmodus aus FIFA 97 und FIFA 98 eine kurzweilige Alternative zum klassischen Großfeld. Mit sechs Spielern pro Team schlurften wir in eine Turnhalle mit Parkettboden und schlugen tödliche Pässe gegen die Bande. Der Modus gehörte einfach zu FIFA dazu. Und dann war er plötzlich weg.
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Seit FIFA 98 haben wir den Hallenmodus nicht mehr wieder gesehen, obwohl er neben der der Dritten Bundesliga wohl zu den am meist gewünschten Features deutschsprachiger FIFA-Fans zählt. Ja, natürlich gab es mit der FIFA Street-Reihe vergleichbare Spielmodi, die auf rasante Matches zwischen kleinen Teams gesetzt haben. Doch auch diese Ära ist seit 2012 vorbei und es gibt gute Gründe, dem Hallenmodus in FIFA 18 endlich wieder eine Chance zu geben.
Sechs Freunde müsst ihr sein
Das wichtigste Argument dürfte auf der Hand liegen: Der Hallenmodus bringt eine kurzweilige Abwechslung zum Hauptgameplay und eignet sich durch die locker-leichte Arcade-Ausrichtung vor allem für schnelle Multiplayer-Matches. Ein Großteil des engen Regelwerks fällt weg und statt taktischem Aufbauspiel stehen Passgenauigkeit und eiskalte Abschlüsse im Fokus. Da vor allem Durchsetzungsvermögen und Reflexe wichtig sind, können auch spontan Spieler mitmischen, die sich sonst weniger von FIFA angesprochen fühlen.
Hannes Rossow @Treibhausaffekt
In eine Profi-Mannschaft hat es Hannes nie geschafft, das ist aber auch nicht verwunderlich, denn schon in der F-Jugend konnte sein "Spezialschuss" nicht überzeugen. Auf dem digitalen Rasen hat er sich immer wohler gefühlt und sich seine ersten Sporen mit International Superstar Soccer Deluxe verdient. Bloße Simulationen langweilen ihn aber auf Dauer und Experimente wie den einstigen Hallenmodus vermisst Hannes schmerzlich. Vielleicht hat er auch deswegen so viel Spaß mit Rocket League.
Da es nur fünf Feldspieler gibt, die sich nur bedingt an festgelegte Aufgaben halten müssen, ermöglicht der Hallenmodus zudem das Spiel mit den individuellen Stärken der einzelnen Kicker. Nie waren Übersteiger und Tunnelpässe wichtiger als in der Halle, das hat mich der Sportunterricht der 8. Klasse definitiv gelehrt. Das macht den Hallenmodus nicht nur für Einsteiger perfekt, sondern kann auch altgedienten FIFA-Veteranen als Übungs-Modus dienen, die an ihren technischen Fertigkeiten schrauben und beispielsweise ihre Ballbehauptung im Zweikampf trainieren wollen.
Geschichten aus der Turnhalle
Aber auch abseits vom Gameplay hat der Hallenmodus ein besonderes Spielgefühl vermittelt. Das Publikum sitzt näher am Spielfeld, die Schuhe quietschen auf dem Parkett und die ständigen Konterwechsel erinnern an das "Bolzen" in der Turnhalle, wenn der eigentliche Sportplatz nach dem heftigen Regen mal wieder unter Wasser stand. In der Halle zu spielen, verleiht dem Fußball ein freiheitliches Gefühl. Der Spaß steht im Mittelpunkt und notwendige Regeln (drei Ecken, ein Elfer) werden einfach aus dem Stegreif geschaffen.
Diese Einfachheit lässt sich meiner Meinung nach wunderbar mit dem Story-Modus verbinden, falls EA Sport weiterhin mit der Idee spielt, auch Geschichten im FIFA-Franchise zu erzählen. Anstatt das eigentliche Gameplay nur auf die wöchentlichen Pflichtspiele zu verteilen, könnte die Halle zusätzliche für das tägliche Training herhalten, wo sich Alex Hunter oder ein neuer Protagonist gegen seine Kameraden behaupten muss. Oder aber wir setzen noch früher an und spielen nicht schon das aufstrebende Talent der Premier League, sondern das Wunderkind, das sich mit den Nachbarskindern zum Kicken in der Turnhalle trifft.
Mit dem Hallenmodus-Comeback könnten wir uns zumindest ein bisschen aus dem starren FIFA-Kosmos herausbewegen und den Fußball nicht nur als großangelegtes Werbespektakel erleben, sondern auch als flexible Sportart, die sich auf viele verschiedene Arten erleben lässt. Und das kann der FIFA-Reihe sicher nicht schaden.
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