Nach unserem Preview-Event hätten wir uns gerne noch die Zeit genommen, uns auf irgendeinen dicht bewachsenen Hügel in Hope County zu stellen und ausgiebig in die Ferne zu gähnen. Denn im Gegensatz zu seinen Vorgängern bietet Far Cry 5 zwar einige durchaus interessante Gameplay-Neuerungen, lässt uns aber trotzdem eher ermüdet in der Landschaft stehen.
Hinein ins Hinterland
Durften wir in Far Cry Primal mit Keule, Bogen und Säbelzahntiger durch die Steinzeit streifen, verschlägt es uns mit Far Cry 5 wieder in die Gegenwart. Im fiktiven US-Landstrich Hope County, Montana, müssen wir es diesmal mit einer religiösen Sekte aufnehmen, die vom scheinbar wahnsinnigen Fanatisten Joseph Seed angeführt wird.
Unsere Aufgabe als frisch gebackener Deputy: Seed unter die Erde bringen und Hope County von den Fängen seiner Sekte befreien. So weit, so bekannt. Doch wie spielt sich Far Cry 5 denn jetzt? Während unseres Anspieltermins hatten wir die Möglichkeit, rund zweieinhalb Stunden lang Open World-Luft schnuppern - nur um am Ende festzustellen, dass sich Far Cry 5 spielerisch kaum von seinen Vorgängern unterscheidet.
Im Westen wenig Neues
Joseph Seed muss also sterben. Und dieses ultimative Ziel erreichen wir auf den gleichen abgetretenen Wegen, auf denen wir bereits Vaas und Pagan Min aus Far Cry 3 und Far Cry 4 losgeworden sind. Will heißen: Wir klappern Storymissionen und Nebenaufträge in der Open World ab und müssen zusätzlich die serientypischen Lager von Feinden befreien, um Seeds Einfluss zu verringern und unseren eigenen Einfluss zu vergrößern.
Erneut entscheiden wir uns hier entweder für den Stealth-Ansatz, bei dem wir Gegner mit dem Fernglas markieren, mit Steinen ablenken und von hinten meucheln. Oder wir eröffnen einfach sofort das Feuer und nieten sie mit den Wummen unseres reichhaltigen Waffenarsenals um. Die Kämpfe verlaufen dabei exakt so wie in den Vorgängern. Das Gunplay ist das gleiche. Far Cry 5 bleibt eben Far Cry.
Daran ändert auch das neue "Guns for Hire"-Feature kaum etwas. Hierbei können wir jetzt KI-Begleiter rekrutieren und an unserer Seite kämpfen lassen. Viel aufregender werden die Kämpfe mit Partnern wie der Scharfschützin Grace oder dem Hund Boomer aber nicht, vielmehr werden sie dadurch eher einfacher.
Das Missionsdesign derersten paar Haupt- und Nebenaufträge, die wir während des Events gespielt haben, bleibt der altbekannten Far Cry-Formel ebenfalls treu. In einer Storymission müssen wir beispielsweise das Gefährt der Truckerin Mary May von den Kultisten zurückstehlen, indem wir eine bewachte Anlage säubern und in eine Garage einbrechen. In einer Nebenmission müssen wir dagegen eine Handvoll Geiseln von einer Schweinefarm befreien, die ebenfalls von schwer bewaffneten Kultisten nur so wimmelt.
Wirklich überzeugt sind wir in beiden Fällen nicht, weil wir ähnliche Aufträge bereits in den Vorgängern zuhauf erledigt haben. Es bleibt zu hoffen, dass zumindest die Missionen im späteren Storyverlauf mit einigen spielerischen Überraschungen auffahren, um die alte Far Cry-Leier etwas aufzulockern.
Schöne neue Open World
Nur in Sachen Open World-Design unterscheidet sich Far Cry 5 auf dem ersten Blick deutlich von den alten Teilen der Reihe. Wie bereits in Assassin's Creed: Origins hat Ubisoft die Minimap durch einen Kompassbalken á la Skyrim ersetzt, der uns nur noch die grobe Richtung einer Mission oder Open World-Aktivität anzeigt. Und die berüchtigten "Ubisoft-Türme" haben die Macher wie schon in Far Cry Primal weggelassen, sodass wir uns die Spielwelt auf eigene Faust erschließen müssen.
Um Missionen und optionale Open World-Aktivitäten wie Angelspots oder Jagdgebiete überhaupt ausfindig zu machen, müssen wir jetzt mit NPCs reden oder beim Erkunden der Spielwelt einfach selbst die Augen aufsperren, indem wir beispielsweise auf Schilder am Straßenrand achten. Das überarbeitete Open World-Konzept von Far Cry 5 verspricht ein viel organischeres Spielerlebnis, da wir eben nicht mehr nur Symbole auf der Minimap abklappern, sondern stattdessen mehr ins Geschehen eingebunden sind.
Unsere Zeit beim Anspiel-Event reichte allerdings nicht aus, um ein wirkliches Gefühl für das neue Open World-Konzept zu entwickeln und abschätzen zu können, inwieweit sich die neuen Mechaniken auf die Wahrnehmung der Spielwelt auswirken. Fürs Erste begrüßen wir die Neuerungen aber.
Hoffnungsvoller Koop-Modus … mit einigen Haken
Am Ende unseres Anspiel-Events durften wir außerdem einen kurzen Blick auf den Koop-Modus von Far Cry 5 werfen - und sind im Gegensatz zum Singleplayer recht angetan. Im sogenannten "Friends for Hire"-Modus macht es mit einem Freund an der Seite einen Heidenspaß, durch Hope County zu ziehen, Missionen zu erledigen oder einfach nur für pures Chaos zu sorgen, weil das Spiel durch die gegenseitige Koordination plötzlich einen ganz neuen Anreiz bietet.
Im Koop kommt auch bei der langweiligsten Lagerbefreiung Spannung auf. Nicht zuletzt, weil man sich nach dem Scheitern gegenseitig die Schuld in die Schuhe schiebt oder nach dem Erfolg (gedanklich) in den Armen liegt.
Aber so spaßig der Koop-Modus sein kann, Abstriche müssen wir auch hier in Kauf nehmen. Ubisoft lässt uns nämlich nicht im Couch-Koop, sondern nur online zusammen spielen, wenn der andere ebenfalls eine Far Cry 5-Kopie besitzt.
Ein weiterer Wermutstropfen: Zwar können wir die komplette Kampagne im Koop absolvieren, jedoch macht nur der Host der Koop-Session Fortschritte in der Spielwelt. Der Partner hingegen muss jegliche im Koop abgeschlossene Storymissionen und Nebenaufträge später bei sich noch einmal bestreiten. Lediglich Geld und Erfahrungspunkte erhalten beide Spieler. Der Koop-Modus ist definitiv eine der besten Neuerungen in Far Cry 5. Durch die Einschränkungen verschwendet Ubisoft aber auch hier jede Menge Potenzial.
Far Cry 5 erscheint am 27. März 2018 für PS4, Xbox One und den PC. Während unseres Termins hatten wir übrigens außerdem die Gelegenheit, uns mit Jean-Sebastien Decant zu unterhalten. Der Narrative Director versicherte uns, dass Far Cry 5 ohne Lootboxen auskommen wird, konnte aber eine andere Art von Mikrotransaktionen nicht ausschließen.
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