"Stellt [Far Cry 5] ein oder ändert es." Mit dieser Forderung richtet sich derzeit eine Petition auf change.org an Ubisoft. Der Verfasser der Petition, der unter dem Pseudonym Gamers United auftritt, stört sich daran, dass das Spiel "die Fanbase" beleidige.
So weit, so ungewöhnlich. Schließlich fordern Spieler immer wieder Änderungen, teils auch in überspitzt bis drastisch formulierten Petitionen. Brisant an der Petition zu Far Cry 5 ist aber ihr Kontext und der Ton, in dem sie verfasst wurde.
Far Cry 5 - Berechtigte Kritik am Setting?
Gamers United führt in seiner Petition nicht nur aus, dass Far Cry 5 die Fans der Reihe beleidige, vielmehr spezifiziert er diesen Vorwurf dahingehend, dass sich das Spiel gegen weiße, christliche US-Amerikaner richte. Als Grundlage für diese Annahme dient ihm das Setting von Far Cry 5.
Far Cry 5 spielt in der fiktiven Region Hope County im US-Bundesstaat Montana. Die Gegend leidet unter dem religiös motivierten Kult Eden's Gate, der die Bewohner für seine Zwecke einspannt - auch oder angesichts des ersten Trailers zu Far Cry 5 vor allem mit Gewalt.
Tatsächlich fällt die Inszenierung des Kults bislang reichlich stereotyp aus. Das Cover zeigt den Führer der Gruppierung, der hinter einer stilisierten US-Flagge zu einer Abwandlung des letzten Abendmahls lädt. An seiner Seite sehen wir mögliche Führungspersonen, wobei die männlichen Figuren dem Stereotyp des Redneck entsprechen. Die Grundausrichtung des Kults beschrieb Ubisoft selbst mit "Glaube, Freiheit und Waffen" - eine klischeehafte Darstellung, auf die US-Amerikaner häufig reduziert werden.
Nun ist die Verwendung von Stereotypen an sich noch nicht zwangsläufig problematisch. Stattdessen zählt, in welchem Zusammenhang sie auftauchen. Immerhin hat Far Cry 5 die Chance, die stereotype Darstellung von US-Amerikanern oder eben diesen Stereotypen im Speziellen zu hinterfragen. Heikel wäre hingegen, wenn Far Cry 5 ihn nur nutzen würde, um ein griffiges Feindbild zu zeichnen, da seine Implikationen und Hintergründe unkommentiert blieben.
Die Far Cry 5-Petition - Echt oder Satire?
Während das Setting von Far Cry 5 also tatsächlich dazu dient, wichtige Diskussionen rund um die Darstellung von Ethnien in Videospielen anzustoßen, zielt die Petition von Gamers United in erster Linie darauf ab, zu provozieren.
Der Text fußt nämlich nicht auf einer fundierten Kritik am Setting von Far Cry 5. Im Gegenteil. Schon ab dem zweiten Satz heißt es: "Wir haben eure Multikulti-Vorträge und salbadernden Spiele, die auf Degenerierte und Rassenmischer abzielen, über uns ergehen lassen. Wir haben es für das Gameplay und Innovationen toleriert. Aber jetzt ist Schluss!" Im weiteren Verlauf droht Gamers United:
"Ihr [gemeint ist Ubisoft, Anmerkung der Redaktion] müsst verstehen, dass es in diesen Zeiten gewaltvolle Konsequenzen haben kann, wenn ihr an eurer zwecklosen Kritik festhaltet."
Zudem streut Gamers United immer wieder Reizwörter aus dem Vokabular der kontroversen Gamergate-Bewegung ein, nennt sie an einer Stelle auch explizit, oder schlägt vor, die Gegner zu ändern: "Der Islam ist in den USA auf dem Vormarsch, dasselbe trifft auf die Gewalt von Gangs zu". Eine Forderung, die Assoziation an Donald Trumps "Muslim ban" oder die teils tödliche Polizeigewalt gegen schwarze US-Bürger weckt.
Unter diese provokativen Abschnitte mischen sich auch immer wieder Stellen, die mindestens unfreiwillig komisch wirken. So erklärt Gamers United, dass "wir Spieler in den letzten paar Jahren eine Menge Mist erleben mussten", nur um dann folgendes Beispiel zu nennen: "[...] die fortwährende Ablehnung durch mögliche Sexualpartner, sobald sie von unserem Hobby erfahren, die selbsternannten "Spieler" auf Twitter, die unsere Kultur für sich beanspruchen. ES REICHT!"
Aufgrund der Gesamtwirkung, die die Petition hinterlässt, diskutieren aktuell viele Branchenbeobachter, ob es sich in diesem Fall nicht vielleicht um eine Marketing-Aktion oder Satire handelt. Spieleentwickler Rami Ismail merkt in diesem Zusammenhang via Twitter an:
"Erinnerung: Wenn du dir nicht sicher bist, ob etwas Satire ist oder nicht, kann es genauso gut wahr sein, weil es ganz offensichtlich glaubwürdig ist. "
Link zum Twitter-Inhalt
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