Ein Geheimnis war es schon lange nicht mehr, dass mit Destiny 2 dieses Jahr die Fortsetzung des Science-Fiction-Blockbusters Destiny ihren Weg auf unsere Konsolen finden soll. Ein erster Teaser sowie ein längerer Trailer kündigten das Sequel nun offiziell an und gaben uns vor allem in Form des von Nathan Fillion gesprochenen Cayde-6 einen ersten und überraschend humorvollen Einblick, was uns erwartet.
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Neben einem kurzen Blick auf das Setting bestätigten die ersten Clips aber vor allem eines: Die Kritik an der dürftigen Story Destinys ist nicht spurlos an Bungie vorbeigegangen. Und das weckt die Hoffnung, dass eines der größten Probleme des ersten Teils in Destiny 2 endlich behoben werden könnte.
Wie Destiny unsere Erwartungen nicht erfüllte
Wer jemals an einem kreativen Projekt beteiligt war, der weiß, dass die erste Version nur in den seltensten Fällen auch die finale ist. Gerade bei Konzepten, an denen über Jahre hinweg gearbeitet wird, verändert sich in der Regel so viel, dass das Endprodukt sich erheblich von dem unterscheidet, was im ersten Moment angedacht oder vielleicht sogar angekündigt wurde.
Bei Videospielen wie Destiny ist das nicht anders. Was von Bungie-Chef Pete Parsons 2013 als "eine Geschichte, die im gleichen Atemzug mit Der Herr der Ringe oder Star Wars genannt wird" bezeichnet wurde, konnte bei der Veröffentlichung ein Jahr später kaum von sich behaupten, überhaupt etwas Handlungs-ähnliches zu besitzen. Um sie zu finden, mussten Spieler aktiv auf die Suche gehen - hauptsächlich auf der offiziellen Homepage des Spiels, auf die die spärlichen Überreste in Form von Grimoire-Karten ausgelagert wurden. Diese hatten nur noch sehr wenig mit dem zu tun, was eigentlich einmal die Geschichte von Destiny hätte werden sollen. In seinem Artikel "Destiny - Die gestohlene Story" fasst mein Kollege Michael hervorragend zusammen, was einst mit der Story der Science-Fiction-Hoffnung Destiny geschehen ist, bevor 2013/2014 die Schere angelegt wurde.
Schon kurz nach der Veröffentlichung wurden enttäuschte Stimmen laut, die den Mangel an Handlung kritisierten und sich fragten, was eigentlich geschehen sei. Daran konnte auch der Release von Story-lastigeren Erweiterungen wie König der Besessenen und Das Erwachen der Eisernen Lords nur noch bedingt etwas ändern. Der Schaden, so schien es, war zu diesem Zeitpunkt schon angerichtet. Obwohl Destiny unter anderem dank seines hervorragenden Gunplays, den gelungenen PvP-Matches und seinen Events eine treue Fangemeinde hatte und noch hat, änderte das nichts daran, dass viele zu Beginn begangene Fehler bereits einen Teil der potenziellen Spielerschaft kostete.
Leere Versprechen, leere Welt
Das Problem der fehlenden Story war nicht einfach nur das eines gebrochenen Versprechens. Die Überreste, die Destiny präsentierte, zeigten sich wie unzusammenhängende Puzzle-Teile, die sich nur mit Mühe zusammenfügen ließen und deren Gesamtbild keinerlei Motivation bot, sie überhaupt zusammensetzen zu wollen. Es spielte keine Rolle, welchen Hintergrund Crota nun hatte oder warum er sich unseren Wächtern gegenüber stellte oder warum wir auf verschiedenen Planeten waren. Alle Handlungsfetzen fühlten sich leblos und belanglos an und waren nicht mehr als eine blasse Hintergrundkulisse für Gameplay, das abseits der PvP-Matches schnell die Motivation vermissen ließ.
Das Problem ging sogar so weit, dass die komplette Welt darunter litt. Obwohl die Landschaften auf den ersten Blick atmosphärisch und wunderschön waren, entpuppten sie sich beim genaueren Hinsehen als enge, leere Kulissen ohne jedes Leben, an denen sich Spieler schnell sattgesehen hatten. Die Spielwelt selbst erzählte trotz ihres immensen Potenzials keine Geschichte, was den Mangel einer Handlung noch mehr hervorhob.
Ein Schritt in die richtige Richtung
Mit Destiny 2 hat Bungie nun die Chance, diesen Fehler zu beheben und einen Neustart für das noch junge Science-Fiction-Franchise zu wagen, neue wie alte Fans (zurück) zu gewinnen und dem Shooter-MMO endlich eine zusammenhängende Geschichte zu spendieren, die sich tatsächlich auch im (Haupt-)Spiel befindet. Bereits die offizielle Ankündigung via Teaserbild lässt darauf hoffen, dass Destiny 2 wie ein Phönix aus der Asche aufsteigen möchte - im wahrsten Sinne des Wortes.
Es zeigt die in Flammen stehende Letzte Stadt unter dem Reisenden. Der Trailer hat zudem frühere Leaks bestätigt, in denen von einer Kabalen-Invasion auf den Turm und Lord Shaxx' Kampf gegen die sogenannte "Rotlegion" die Rede ist. Ob die Story über diese Basis hinausgehen und weitere Geschichten innerhalb der Welt erzählen wird, bleibt aber noch fraglich. Der humorvolle Seitenhieb von Nathan Fillions Cayde-6 im Teaser ist aber ein deutlicher Hinweis darauf, dass das der Fall sein dürfte.
Was ebenfalls dafür spricht, dass Bungie den Wunsch nach einer Story durchaus ernst nimmt, sind sowohl die Tatsache, dass das Studio bereits in der Vergangenheit mit jeder Erweiterung das Destiny-Universum mit ein wenig mehr Geschichte versehen hat, wie auch die Unterstützung, die sich das Studio für Destiny 2 ins Boot geholt hat.
Mit Christopher Schlerf angelte sich Bungie letztes Jahr einen Science-Fiction-Veteranen, der nicht nur bereits bei Halo 4 federführend, sondern zudem als Lead Writer für Mass Effect: Andromeda verantwortlich war. BioWare ist bekanntlich ein Studio, das großen Wert auf Geschichten legt, aber auch Schlerfs Werdegang selbst zeigt ein interessantes Muster: Sowohl bei Halo 4 als auch bei Mass Effect: Andromeda war er für je ein etabliertes Franchise mit einer dichten Lore verantwortlich, die je eine komplett neue Narrative benötigte, ohne sich dabei selbst untreu zu werden. Einen Neuanfang, quasi.
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Genau das ist es auch, was Bungie mit Destiny 2 - auf die Handlung bezogen - dringend benötigt. Obwohl der Teaser noch nicht viel verraten hat, zeigt er dennoch, das uns genau das mit Destiny 2 erwarten könnte: Ein Neuanfang für das Franchise, das die Fehler seiner Vergangenheit nicht wiederholen möchte. Ob Destiny 2 deshalb gleich das einstige Versprechen nach einer Story auf derselben Ebene von Der Herr der Ringe und Star Wars erfüllen wird, ist natürlich fraglich. Es wäre allerdings schon ein guter Anfang, wenn es überhaupt eine spannende Geschichte gäbe, die sich zu verfolgen lohnt. Bevorzugt sogar noch im Spiel selbst.
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