In den letzten sieben Jahren konnte keine Farm Sim dem Stardew Valley-Vergleich entkommen. Dabei stellte sich immer die Frage: „Wie nah kommt der Titel an den Fan-Liebling aus dem Jahr 2016 ran?“ Bei vielen eher generischen Bauernhofspielen war ein mitleidiges Schmunzeln Antwort genug.
Inzwischen etablieren sich aber Titel, die das Erfolgskonzept der langjährigen „Genre-Leitkuh“ nicht nur durchschauen, sondern sogar verbessern – und Coral Island gehört definitiv zu dieser Sorte Farm Sim. Nach etwa einem Jahr im Early Access ist Version 1.0 jetzt auf PC, Xbox Series X und PS5 erschienen und direkt im Game Pass gelandet.
Update vom 1. Dezember: Wir haben uns die Xbox Series X-Version nach dem neuesten Patch noch mal angeschaut. Näheres über den aktuellen Zustand der Version lest ihr im Technik Kasten.
Malerisches Insel-Setting mit viel Liebe zum Detail
Warum es leicht ist, sich in der tropischen Inselwelt zu verlieren, wird auf den ersten Blick klar; zumindest, wenn wir uns im Spiel selbst umschauen und die uninspirierten Steam-Screenshots beiseitelassen, die dem Titel ganz und gar nicht gerecht werden.
Coral Island kommt mit wirklich hübscher 3D-Grafik und liebevoll ausgestalteten Schauplätzen daher. Licht- und Wettereffekte erzeugen eine wohlige Stimmung, beispielsweise wenn sich die Lichter der Gaststätte in Pfützen spiegeln oder der Regen für Rinnsale am Feldrand sorgt.
Wir spicken außerdem richtig gerne in die Häuser der Einheimischen rein, da die Innenräume wunderbar detailliert eingerichtet sind. Herumliegende Schmutzwäsche, ein Papierstapel, Fotoausrüstung: Da herrscht schon auch mal ein bisschen Unordnung, eben so, als würde dort wirklich jemand wohnen.
So lebendig wie die Innenräume wirken auch die Charaktere, die dort zu Hause sind. Die 28 Singles und all die anderen Einheimischen fühlen sich wesentlich echter an, als das bei Stardew Valley oder vor allem der Story of Seasons-Reihe der Fall ist.
Die Figuren sind ein bunt gemischter Haufen mit unterschiedlichen Hautfarben, Ärztin Yuri ist gepierct und tätowiert, Mama Suki hat Schwangerschaftsstreifen, der örtliche Lehrer trägt eine Armprothese. Bei den Körpertypen würde definitiv noch mehr gehen, gerade in Richtung curvy, aber immerhin gibt’s hier schon mehr Varianz als in anderen Farm Sims.
Lernen wir die Charaktere besser kennen, stolpern wir immer wieder überraschend in authentische Szenen aus ihrem ganz normalen Alltag. Wenn drei Personen versuchen, eine Couch in den ersten Stock zu schleppen und beim um die Ecke Manövrieren verzweifeln, macht das Starlet Town und seine Bewohner*innen glaubwürdiger.
Technik
Da uns zunächst keine Konsolen-Keys zur Verfügung standen, haben wir Coral Island hauptsächlich auf dem Steam Deck getestet. Dabei lief es sehr flüssig mit 60 fps. Uns sind außerdem nur ganz kleine Bugs aufgefallen, wie etwa gelegentliche Musikaussetzer.
Bei der deutschen Textsprache (das Spiel verfügt nicht über Sprachausgabe) gibt es allerdings in der vorab zur Verfügung gestellten Version größere Probleme. Manchmal wechselte der Text für einige Zeilen ins Englische und dann wieder zurück, was hoffentlich schnell mit einem Patch behoben werden kann.
Wie sieht es auf Xbox Series X aus? Die Konsolenversion litt zunächst unter starken Performance-Einbrüchen, die zu Freezes an bestimmten Stellen und bei bestimmten Aktionen führten. Inzwischen wurde die Performance dank Updates merklich verbessert. Freezes treten überhaupt nicht mehr auf, es gibt maximal an manchen Gebietsübergängen kurze Ruckler, daneben läuft das Spiel flüssig.
Auch die Sound- und Musikbugs wurden behoben. Immer noch vorhanden sind Grafikfehler an ganz bestimmten Stellen, beispielsweise am Strand, wo es beim Laufen nach links oder rechts am Bildrand zu einer halbtransparenten Überlagerung kommen kann. Oder hier und da ein Flimmern bei kleinen Objekten und speziellen Wettersituationen.
Da die optischen Mängel nicht gravierend ausfallen und die Spielerfahrung nicht gestört wird, streichen wir unsere Abwertung für die Xbox Series X-Version und nehmen unsere Warnung vor den Performance-Problemen zurück.
Verbessern, verschönern, ausbauen – über und unter Wasser
Sehnt ihr euch nach typischen Farm Sim-Aktivitäten wie Feldfrüchte anbauen, eure süßen runden Viecher päppeln, Craften, Dekorieren, Erkundungstouren in der Natur und Monster schnetzeln in der Mine, dann sollte euch in Coral Island nicht so schnell langweilig werden.
Das Spiel verfügt über einen riesigen Sack an Aktivitäten und Mechaniken. Bevor wir uns ins Geschehen stürzen, erstellen wir unseren Charakter in einem umfangreichen Editor. Danach finden wir uns auf einer großen oberirdischen Karte samt freischaltbarer Gebiete wieder – und zu dieser kommt auch noch eine ebenso umfangreiche Tauch-Map.
Manchmal übertreibt das Spiel unserer Meinung nach ein wenig und lässt uns fürs Vorankommen zu lange schuften, gerade wenn wir tonnenweise Müll im Meer zertrümmern müssen und dafür am liebsten eine Containerfirma rufen würden.
Barrierefreiheit
Coral Island bietet im Menü einen Reiter für unterschiedliche Barrierefreiheits-Einstellungen, dort findet ihr unter anderem:
- Modi für Farbenfehlsichtigkeit (samt Einstellung zur Stärke)
- Schrift für Legasthenie und Schriftgrößeneinstellung
- Größeneinstellungen für HUD, Mauscursor und Hotbar
Den Ozeangrund von Müll und Öl zu reinigen, gehört zu unseren wichtigsten Aufgaben. Dabei treffen wir nicht nur auf bunte Quallen und Korallen, sondern lernen auch das Seevolk kennen – und drei Mitgliedern können wir sogar Avancen machen. Aber auch abgesehen von der spannenden Fantasy-Komponente fügt sich die Öko-Message stimmig ins Spielgeschehen ein.
So adoptieren wir beispielsweise ein Tierheim-Tier statt im Shop einen Hund zu kaufen. Die ganze Story handelt von der Umweltverschmutzung, die Starlet Town eine miserable Stadtbewertung eingebracht hat, und die jetzt unter anderem Touristen abschreckt.
Darum packen in Zwischensequenzen und bei Festivals alle gemeinsam an, um aufzuräumen, aufzuforsten und Neues zu schaffen; und das nicht ohne Druck, denn ein gieriger Ölkonzern will die finanzielle Notlage ausnutzen, um auch noch den letzten Tropfen aus dem Örtchen herauszuquetschen.
Details und Features, die wir lieben gelernt haben
Neben unseren Bemühungen für den Meeresschutz versuchen wir auch an vielen anderen Stellen, Starlet Town attraktiver zu gestalten. Wir suchen zum Beispiel Ausstellungsstücke für das Museum.
Unseren Siebgehirnen kommt es dabei sehr entgegen, dass wir jederzeit im Menü nachschauen können, welche Krabbeltiere und Fische wir bereits gespendet haben. Das ist nur eins von vielen Quality of Life-Features, die wir künftig in vielen Farm Sims vermissen werden; genau wie die Möglichkeit, uns über das Charakterprofil auf der Map anzeigen zu lassen, wo sich ein NPC gerade aufhält. Schluss mit der lästigen Sucherei!
Das sind natürlich nur Kleinigkeiten, genau wie die detaillierte Einrichtung oder dass wir bei Interaktionen mit Haustieren der Einheimischen eine ganze Reihe süßer Textzeilen erhalten: „Du fragst dich, wie Bonbon so süß und so fluffig sein kann“. Aber genau diese Details sind es, durch die eine Lebenssimulation ihrem Namen gerecht wird und sich lebendig anfühlt.
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