A Way Out im Test - Ein zwiespältiges Erlebnis

Eine spannende Story, Couch-Koop und starke Charaktere – A Way Out gilt als Hoffnungsträger des Splitscreen-Comebacks. Wird das Spiel dem Hype gerecht?

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Wer schon mal auf Reddit, in Videospielforen oder auch auf GamePro.de gesurft hat, wird mit Sicherheit über diese Frage gestolpert sein: "Was sind die besten Koop-Spiele für zwei Spieler?" Kein Wunder, denn der Splitscreen-Modus ist heute nahezu ausgestorben, der Couch-Koop fristet in Zeiten von Online-Gaming und Battle Royale mit 100 Spielern ein Schattendasein.

Nicht umsonst hat deshalb A Way Out so viel Aufmerksamkeit erregt. Schließlich setzt das Ausbruchdrama komplett auf Kooperation und ist für Solisten sogar unspielbar. Laut Game Director Josef Fares gibt es kein vergleichbares Koop-Spiel. Ein großes Versprechen, das der Actiontitel im Test aber nicht ganz halten kann.

Gemeinsam zusammen

A Way Out erzählt die Geschichte zweier Männer, die sich im Gefängnis kennenlernen und dort natürlich nicht lange bleiben wollen. Leo Caruso ist ein impulsiver Kerl Mitte 30 mit langen Koteletten, schlechter Kindheit und nervöser Schlagfaust. Das komplette Gegenteil von Vincent Moretti, der vor seiner Gefangenschaft als Banker arbeitete, ruhig und bedacht vorgeht, Probleme eher mit Gesprächen löst. Es ist das perfekte Duo für einen Gefängnisausbruch.

Anfangs sind sich Leo und Vincent noch nicht wirklich grün, freunden sich dann aber ziemlich schnell an. Anfangs sind sich Leo und Vincent noch nicht wirklich grün, freunden sich dann aber ziemlich schnell an.

Diesen Ausbruch und alles, was sich danach abspielt, erleben wir als Spieler vor dem Bildschirm wie die beiden Helden stets gemeinsam, denn A Way Out ist ausschließlich im Splitscreen-Koop spielbar. In der linken Bildhälfte ist Vince zu sehen, in der rechten Leo - übrigens auch im Onlinemodus, da macht das Spiel bei der Bildteilung keine Ausnahme.

Splitscreen neu definiert

Die Zwangs-Bildteilung ist volle Absicht, der große Star des Spiels ist nämlich der dynamische Splitscreen. Die Aufteilung variiert wie in der TV-Serie »24« stark, je nachdem, was in der jeweiligen Szene passiert. A Way Out lenkt die Aufmerksamkeit der Spieler auf bestimmte Handlungen, indem es die vertikale Trennlinie ständig verschiebt.

Der dynamische Splitscreen passt sich stets der Situation an. Der dynamische Splitscreen passt sich stets der Situation an.

Während etwa Leo unter Zeitdruck sein Klo in der Zelle abschraubt und Vince die Wachen im Blick behält, schrumpft das Fenster von Leo auf ein Fünftel - er muss ja ohnehin nur auf ein Knöpfchen hämmern, den Überblick braucht sein Knastkumpel.

Stellenweise geht der Splitscreen sogar nahtlos in Vollbildpassagen, gemeinsame Zwischensequenzen oder Abschnitte über, in denen nur ein Spieler aktiv ist. Bei Schusswechseln hingegen sind beide Bildschirme wie in einem Shooter übereinander angeordnet. Dieses Spiel mit der Bildkomposition ist bemerkenswert, die Inszenierung fantastisch. Zumindest für das, was A Way Out sein möchte: ein storygetriebenes Abenteuer mit zwei Fremden, die zu Freunden werden.

Auch Vollbildszenen gibt es. Hier klettern wir gemeinsam mit der Kamintechnik nach oben. Auch Vollbildszenen gibt es. Hier klettern wir gemeinsam mit der Kamintechnik nach oben.

Die Lösung vor Augen

Durch den Story-Fokus verläuft A Way Out aber auch streng linear, die Lösung eines Problems befindet sich meist direkt vor unseren Stiefelspitzen. Die Luftschachtabdeckung in der Werkstatt klemmt? Zum Glück liegt auf der Werkbank ein Schraubenzieher. Die Tür ist versperrt? Dann schnappen wir uns einfach die Axt unmittelbar daneben.

So funktioniert der Freundespass
Einer zahlt 30 Euro, zwei dürfen spielen

Nachdenken ist selten nötig, Scheitern nahezu unmöglich, zumal uns das Spiel Zeitdruck gerne mal nur vorgaukelt und beim Timing zu unseren Gunsten trickst. Und falls wir es doch mal versemmeln, verlieren wir dank der großzügigen Checkpoints nur wenige Sekunden.

Generell fallen die Quicktime-Events sehr simpel aus. Besonders oft genutzt werden der Viereck/X-Knopf und die hintere rechte Schultertaste. Generell fallen die Quicktime-Events sehr simpel aus. Besonders oft genutzt werden der Viereck/X-Knopf und die hintere rechte Schultertaste.

Auch die eingestreuten Quicktime-Events sind simpel. Es genügt meist, auf nur eine Taste zu hämmern. A Way Out bietet daher fast nie eine echte Herausforderung. Das ist nicht tragisch, man muss sich der spielerischen Seichtigkeit und des niedrigen Schwierigkeitsgrades aber bewusst sein.

Diskussionen vor dem Bildschirm

Während der Ausgang und die Vorgehensweise vom Spiel diktiert werden, gibt es dann doch an einigen Stellen Entscheidungspunkte. An einer abgesperrten Brücke diskutieren Vince und Leo beispielsweise, ob sie besser unter den patrouillierenden Cops durchschleichen, oder doch den direkten Weg über die Brücke nehmen. Dieselbe Diskussion führen wir als Spieler vor dem Bildschirm. Treffen müssen wir die Wahl nämlich einstimmig, sonst geht das Spiel nicht weiter.

Während des Spielens kommunizieren wir ohnehin sehr oft. Nicht, weil wir uns absprechen müssten, dafür lässt uns A Way Out zu wenig spielerische Freiheit. Wir plaudern viel mehr über die Geschehnisse und wie wir uns in dieser Situation verhalten würden, wenn wir in Leos oder Vinces Haut stecken würden. Wir wachsen mit jeder Minute nicht nur mit den Spielfiguren zusammen, sondern auch mit unserem Koop-Partner. Ein tolles Gefühl!

Ob wir letztlich aber Schleichen oder frontal Stürmen, oder ob in einer Szene Leo oder Vincent die Pistole nimmt, hat keine Konsequenzen. Die Story verläuft wie auf einer geraden Schiene, die sich hin und wieder an Weichen aufteilt, letztlich aber wieder auf dieselbe Strecke führt. Wer trotzdem alles sehen möchte, kann jederzeit im Hauptmenü in einzelne Szenen springen und sich anders entscheiden.

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